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Landeshauptstadt: Wie das Original

Nächste Woche erhält das Fortunaportal neuen Fassadenschmuck – Kostenpunkt: rund 260 000 Euro

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Innenstadt - Tonnenschwere Waffen aus Stein: Am Sonnabend, dem 17. März, werden zwei Skulpturen auf die obere Etage des Fortunaportals am Alten Markt montiert – mehrere Monate später als geplant, weil der Bildhauer erkrankt war, der die Armbruste, Fahnen und Rüstungen geschaffen hat.

Sie sollten bereits am originalen Barocktor Kriegs-Trophäen darstellen, also um Beutestücke, die der Sieger als Zeichen seines Triumphes zeigt. Für die linke Trophäengruppe stellten der Berliner Bildhauer Andreas Artur Hoferick und sein Mitarbeiter Jens Cacha das Modell im Maßstab eins zu eins her. Diese Arbeit ist deshalb besonders bemerkenswert, weil es von diesem Bildwerk überhaupt keine Originalteile mehr gibt. Bildhauermeister Andreas Klein und Mitarbeiter der Sächsischen Sandsteinwerke GmbH in Pirna setzten das Modell anschließend in Rackwitzer Sandstein um. Sie wiegen jeweils mehr als acht Tonnen. In einer Broschüre des Fördervereins mit einem Text von Hans-Joachim Kuke sind alle acht Figuren anhand von Fotos der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und von Fragmenten dokumentiert.

Schon das Gipsmodell wog zwei Tonnen. Die Bildhauer mussten es aus angerührtem Gips Stück für Stück aufschichten und bildhauerisch bearbeiten. Als „sehr gut gelöst“ bezeichnete Saskia Hüneke vor Ort die Modellarbeit in Hofericks Werkstatt. Hüneke, Skulpturen-Expertin bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, steht den Initiatoren für den Wideraufbau und dem Sanierungsträger Potsdam mit fachlichem Rat zur Seite. Anhand von Fotos konstatierte sie eine gute Übereinstimmung mit dem Original.

Von der rechten Trophäengruße sind einige Teile erhalten, unter anderem Stücke der Rüstung. Die Originalstücke sind nach Meinung der Experten wichtige Informationsquellen zur historisch getreuen Wiederherstellung. Das Modell der rechten Figurengruppe, angefertigt von Guntram Kretschmar und Karl Biedermann aus Müggendorf bei Wittenberge und Andreas Klein aus Potsdam war das erste Modell und bildet eine wichtige Orientierung für alle folgenden Arbeiten. Erhaltene Teile werden in die neu hergestellten Sandsteinfiguren eingearbeitet, Dazu muss der Stein passgerecht aufgeschnitten werden, um die Originalteile einsetzen zu können. Die Rekonstruktion ist unter anderem deshalb besonders schwierig, weil nach der Sprengung im Jahre 1960 aus dem Schutt nur ganz wenige Stücke geborgen werden konnten. Die Kriegstrophäen sollten als Zeichen der Stärke und Macht des Preußischen Staates offenbar ein für allemal verschwinden.

Die zwei Skulpturen der Hofseite werden von der Friedrich-Ebert-Straße zu sehen sein. Der gesamte Schmuck des Fortunaportals besteht aus acht Teilen, neben den vier Trophäen unterhalb der Kuppel gehören dazu vier Puttengruppen, die noch größer sind als die 2,10 Meter hohen Trophäen.

Nach Aussagen von Gerhard Kessler vom Förderverein zum Wiederaufbau des Stadtschlosses, sollen zwei weitere Trophäen noch in diesem Jahr in Auftrag gehen. Der Verein ist bei der Finanzierung weitgehend auf Spenden angewiesen. Die beiden nun fertigen Trophäen kosten fast 129000 Euro, die Gegenstücke auf der Marktseite 118000 Euro. Die Kosten für die großen Adlergruppen mit den Putten bewegen sich nach ersten Schätzungen zwischen 87000 und 125000 Euro pro Stück.

Nach der Erbauung des Fortunaportals vor mehr als dreihundert Jahren sind die Figuren erst einige Jahre später fertig geworden. Wahrscheinlich geht deren Ausführung auf die französischen Bildhauer Guillaume Hulot und René Charpentier zurück. Ganz sicher sind sich die Experten nicht. 1945 sind die Bildwerke zwar teilweise stark beschädigt worden, sie waren jedoch verhältnismäßig leicht wieder herstellbar. Als Vorlagen für die Wiederherstellung dienten vor allem historische Fotografien, die computertechnisch bearbeitet und vermessen wurden.

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