Sport: Wie ein Experimentierbaukasten
Zehn Potsdamer sind am Start. Ein Jahr traineren. Fitter und gesünder werden. Länger durchhalten. Das ganz eigene Ziel erreichen. Mit dabei: Astrid Roggenbuck
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Tretboot fahren, Tischtennis spielen, Drachen steigen lassen, im Hochseilgarten klettern – in Astrid Roggenbucks Leben dreht sich viel um Sport oder wie sie es selbst lieber nennt, um eine „aktive Freizeitbeschäftigung“. Aber Laufen war sie nie wirklich regelmäßig. „Es gab immer spannendere Dinge“, sagt die 37-Jährige, die gerne auch mal neue Sachen ausprobiert. Im Sommer lernte sie gemeinsam mit ihrem neunjährigen Sohn und ihrem Ehemann an der Ostsee Windsurfen. „Das ist doch auch spannender, als alleine zu laufen“, sagt sie. „Oder?“
Im Oktober hat Astrid Roggenbuck dann die Aufforderung zu „Potsdam läuft“ in der Zeitung gelesen. So richtig angesprochen habe sie sich nicht gefühlt, aber beworben hat sich die Potsdamerin trotzdem. „Ich wollte schon immer mal einen persönlichen Sportcoach haben“, beschreibt Astrid Roggenbuck ihre Motivation, bei dem Laufprojekt mitzumachen. Nun ist sie eine der zehn Ausgewählten. „Ich habe mich riesig gefreut, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe“, erzählt sie. „Erst nach einigen Wochen ist mir bewusst geworden, auf was ich mich da eigentlich eingelassen habe.“ Strukturen und planvolles Trainieren liegen der Projektmanagerin definitiv, aber hat sie auch die Zeit für die regelmäßigen Trainingseinheiten? Gerade in der Vorweihnachtszeit kam Astrid Roggenbuck, die noch nie an einem Laufwettbewerb teilgenommen hat, ein wenig ins Grübeln: „Ein Jahr ist echt eine lange Zeit“, sagt sie. „Da kann vieles passieren.“ Mithilfe anonymer Trainingsportale im Internet wollte Astrid Roggenbuck vor einigen Jahren schon einmal ihre Lauffitness auf einen besseren Stand bringen. Allerdings erfolglos. „Mir hat die persönliche Rückkopplung und die Fremdmotivation irgendwann gefehlt“, erzählt sie. „Das Training hab ich dann immer öfter ausfallen lassen.“
Einen inneren Schweinehund, den es zu überlisten gilt, hat Astrid Roggenbuck in den bisherigen Laufwochen allerdings noch nicht bemerkt. „Ich laufe regelmäßig drei Mal die Woche. Das klappt auch sehr gut“, erzählt sie. Eine feste Zeit hat sie dabei nicht. „Ich laufe dann, wenn es passt.“ Das ist mal morgens, mal nachmittags, am Wochenende, wenn es eben eine Lücke in ihrem sonst sehr durchgeplanten Alltag gibt – eine Routine hat sich deswegen noch nicht eingestellt. „Darauf warte ich sozusagen noch.“ Generell ist das komplette Laufprojekt für sie mit vielen Fragenzeichen verbunden. Als Experimentierbaukasten beschreibt Astrid Roggenbuck es am liebsten. „Ich stecke viel rein und habe keine Ahnung, was am Ende dabei herauskommt“, sagt sie. Früher wusste sie immer genau, was sie bekommt: „Wenn du einen Führerschein machst, kannst du anschließend Auto fahren. Wenn man studiert, arbeitet man später mit hoher Wahrscheinlichkeit in dem Beruf. Aber bei dem Laufprojekt habe ich keine Ahnung. Vielleicht bin ich nach dem Jahr eine ambitionierte Läuferin, vielleicht sage ich aber auch: „Es war schön, aber jetzt lass ich es wieder.“
Ehrgeizig sei sie auf jeden Fall „und ungeduldig.“ Deswegen liest sie zum Beispiel auch immer mehrere Bücher gleichzeitig. Auf dem Nachttisch von Astrid Roggenbuck, die mit ihrer Familie im Norden Potsdams wohnt, stapeln sich die skandinavischen Krimis. „Die sind spannend, geben aber auch genug Raum für die eigene Fantasie“, erzählt sie. Und weil sie es nie abwarten kann, wenn sie sich ein neues Buch gekauft hat, fängt sie es eben an zu lesen, auch wenn das alte Buch noch nicht ausgelesen ist.
Fast ungeduldig wartet sie auch schon auf ihren ersten Laufwettbewerb. Ein Halbmarathon würde die eher unerfahrene Läuferin schon reizen. Astrid Roggenbuck weiß aber auch, dass ein Halbmarathon nicht mal so gelaufen wird. „Das dauert wohl noch eine Weile, bis ich so weit bin“, schätzt sie selber ein. Das aufgeregte Gefühl, das die Läufer vor einem Lauf erleben, so berichtete ihr zumindest eine Freundin, möchte sie unbedingt einmal selbst erfahren. „Wenn alle schon mit den Füßen trippeln und kurz vorher noch einmal zur Toilette müssen“, sagt sie. Diese Erfahrung fehlt der Hobbysportlerin schließlich noch in ihrem doch schon sehr breiten Freizeitsportrepertoire.
Luisa Müller
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