
© Manfred Thomas
Von Michael Meyer und Peter Rosenzweig: Wie ein Fels in der Brandung Fußball-Idol „Schrippe“ Schröder wird heute 90
Heute Abend wird Karl-Heinz Schröder nicht auf der Tribüne des Karl-Liebknecht-Stadions sitzen und dem Testspiel SV Babelsberg 03 – Energie Cottbus zuschauen. Schließlich hat er selbst genug zu tun: Der Ehrenpräsident des SVB 03 feiert heute seinen 90.
Stand:
Heute Abend wird Karl-Heinz Schröder nicht auf der Tribüne des Karl-Liebknecht-Stadions sitzen und dem Testspiel SV Babelsberg 03 – Energie Cottbus zuschauen. Schließlich hat er selbst genug zu tun: Der Ehrenpräsident des SVB 03 feiert heute seinen 90. Geburtstag. Am Vormittag wird eine Abordnung des Vereins zu den Gratulanten bei ihm daheim gehören, am Abend feiert er dann mit seiner Familie und ehemaligen Weggefährten.
Dann wird es wieder viel zu erzählen geben. Schließlich kann Karl-Heinz Schröder, den schon seit seinen Jugendjahren alle nur „Schrippe“ nennen, auf ein bewegtes Sportlerleben zurückblicken. „Schröder ist ein Mann von Format, dessen Leistungen zu großen Hoffnungen berechtigen“, „Schröder stand auch in den schwierigsten Situationen seinen Mann“, „Bester Mann der Potsdamer: Torwächter Schröder, der phantastisch hielt“, „Schröder zeigte viele glanzvolle Panthersprünge“ – solche und ähnliche Zitate konnte man zwischen 1936 und 1957 über ihn häufig lesen.
In Nowawes geboren, schloss sich „Schrippe“ 1928 den Nulldreiern an. Dort durchlief er alle Altersstufen im Nachwuchsbereich, bevor er sein Debüt in der 1. Mannschaft am 27. Juni 1936 mit knapp 17 Jahren in einem Freundschaftsspiel bei Berolina LSC Berlin (4:3) hatte. In den Folgejahren zeigte er immer wieder tolle Paraden, stand er wie ein Fels in der Brandung in seinem Kasten. So avancierte er schnell zum Publikumsliebling. Das blieb auch nach dem 2. Weltkrieg so, als er mit der SG Babelsberg 1946/47 Platz eins in der Städteliga „Rund um Berlin“ belegte, 1948 brandenburgischer Vizemeister wurde und ein Jahr darauf den Landesmeistertitel und Aufstieg in die neue DDR-Oberliga erkämpfte.
139 mal war Schröder im Oberliga-Kasten Rotation Babelsbergs dabei. 1952 avancierte er gar zum Ersatzmann der DDR-Nationalmannschaft für das inoffizielle Länderspiel in Budapest gegen die damals Weltspitze verkörpernden Ungarn. Kaum zu zählen sind „Schrippes“ glänzende Paraden in vielen Spielen gegen die alten DDR-Oberliga-Rivalen aus Leipzig, Erfurt, Aue, Halle, Berlin, Stendal, Dessau, Meerane oder Brieske. 1956 sollte seine aktive Laufbahn eigentlich zu Ende gehen. Der 37-Jährige wurde Trainer von Rotation II, führte die Truppe 1957 zum Bezirksliga-Meistertitel und Aufstieg in die II. Liga. Doch in jenem Jahr ergab sich für Babelsberg in der DDR- Oberliga eine gefährliche Situation. Die Elf befand sich in einem Verjüngungsprozess, der Abstieg drohte, Torwart-Nachfolger Willi Marquardt war abgewandert. Schröder ließ sich nicht lange bitten, stand vier Spiele (7:1 Punkte/8:2 Tore) im Kasten und sicherte mit den Klassenerhalt.
Nach der aktiven Laufbahn setzte sich Schröder, der sich in jungen Jahren auch im Turnen, Handball und Schwimmen versucht hatte, für den Freizeit- und Erholungssport ein. Im DEFA-Studio für Spielfilme, wo der gelernte Maler lange Jahre als lnspektor für Arbeitsmittel- und Produktionsvorbereitung tätig war, wurde er Vorsitzender der Volkssportkommission. Im Mittelpunkt blieb aber immer der Fußball. 1986 erhielt er vom DDR-Fußballverband die höchste Auszeichnung, die Ehrenplakette.
1998 wurde „Schrippe“ Schröder zum Ehrenpräsidenten seines alten Vereins SV Babelsberg 03 berufen. Auch danach versäumte er kaum ein Nulldrei-Heimspiel, obwohl 2004 der Tod seiner Frau Ilse und 2006 ein Schlaganfall seiner Konstitution deutlich zusetzten. Sein großes Interesse am SVB ist ungebrochen. „Er verfolgt nach wie vor alles rund um den Verein und will – wenn es die Gesundheit zulässt – in der kommenden Saison wieder so viele Spiele wie möglich hautnah erleben“, erzählt seine Tochter Gabriele Pommer, die ihn gemeinsam mit ihrer Schwester Petra Kohlmay nun täglich betreut und auch zu den Partien ins Karl- Liebknecht-Stadion bringt. Heute aber nicht – heute wird gefeiert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: