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Ungewöhnlich: Das ist der Sitz der Heizungs- und Sanitärfirma Wieck & Grad.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Wie ein Tropfen Wasser in der Wüste

Der Architekt Philipp Jamme erregt mit einem modernen, kubischen Gewerbebau Aufmerksamkeit

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Babelsberg - „Gewerbegebietsarchitektur“. Dieser Begriff wurde jüngst in Potsdam als Schimpfwort, als Schmähung für ideenlose Funktionalität verwendet – beim neuen Parkhaus in der Hebbelstraße. Doch Vorsicht, keinem Architekten ist es verboten, mit einem Gewerbebau Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Genau das gelingt Philipp Jamme mit seinem 2008 fertiggestellten Firmensitz von Wieck & Gnad in der Fritz-Zubeil-Straße – einem 1992 gegründeten Betrieb für Heizungs- und Sanitärinstallation. Im Zuge einer „BaukulTour“ der Stiftung Baukultur begutachtete gestern eine Delegation von 30 Architekten Jammes Bau mit Wohlwollen. Im Babelsberger Gewerbegebiet Potsdam-Süd wirkt der moderne Kubus wie ein Tropfen Wasser in der Wüste.

Wie Jamme erläuterte, handelt es sich bei seinem Gebäude um einen „dunklen, kuvertierten Körper“. Das eingeschossige Haus besteht aus zwei Quadern, die im hinteren Bereich des etwa 1100 Quadratmeter großen Grundstückes an eine dritte Kube andocken. Offen ist zur Vorderfront lediglich der Eingang, der von der Straße aus über einen Teich-Steg zu erreichen ist. Wenige flache rechteckige Fensterschlitze öffnen die Seitenfront. Die inneren Fronten im kleinen Eingangskorridor bestehen dagegen komplett aus Glas, es entsteht ein „inneres Atrium“, eine „Öffnung zu Licht und Himmel“, wie Jamme sagt. Ihm ging es nicht „um Purismus aus Nüchternheit“, erklärte Jamme seinen Architektenkollegen. Das Fehlen jeden Dekors und Schmucks entstand durch das Konzept, durch die Bauaufgabe. In einer Umgebung, die durch Autohäuser, Fahnen, Wimpel und Glasfronten geprägt ist, sollte die Wahrnehmung der Firma Wieck & Gnad völlig anders erfolgen, durch „den denkbar größten Kontrast“. Die Firma habe keine Laufkundschaft. Niemand laufe die Fritz-Zubeil-Straße entlang und sagt sich: „Ich gucke mir jetzt Waschbecken an.“ Daher die Geschlossenheit des Baukörpers zur Straße.

Es „gibt viel Beifall von den Kunden“, versicherte Firmengründer Holger Gnad. Ihn selbst habe Jammes Entwurf „sofort begeistert“. Viele Leute seien auch einfach so in das Haus gekommen, weil sie sehen wollten, „was hier ist“. Absichtlich habe sich der Firmensitz von der Umgebung abheben sollen. „Wir wollten uns unterscheiden.“ Mit unter 300 000 Euro sei der mit Sonnenkollektoren und Erdwärme ausgerüstete Firmenbau vom Architekten nur wenig teurer gewesen als ein Bau von der Stange. Guido Berg

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