zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Wie ein väterlicher Freund“

Das Institut für Gravitationsphysik trauert um seinen Gründungsdirektor Jürgen Ehlers

Stand:

Golm - Der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik in Potsdam, Jürgen Ehlers, ist tot. Ehlers, der zu den einflussreichsten Theoretikern der Gravitationsphysik in Europa gehörte, starb am 20. Mai im Alter von 78 Jahren. „Der plötzliche Tod von Jürgen Ehlers hat uns tief erschüttert“, sagte Hermann Nicolai, der Geschäftsführende Direktor des Instituts, das den Beinamen Albert Einstein trägt. „Bis zum allerletzten Tag war er ein begeisterter Forscher und brillanter Wissenschaftler. Trotz seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen blieb Jürgen Ehlers immer ein bescheidener Mensch, der uns stets wie ein väterlicher Freund unterstützte“, so Nicolai.

Jürgen Ehlers beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Allgemeinen Relativitätstheorie und der Kosmologie. Bereits in seiner Doktorarbeit lieferte er einen der ersten Beiträge zu dem, was später zur Theorie der Schwarzen Löcher wurde. Er definierte den „Point of no return“ – jenen später „Ereignishorizont“ genannten Abstand vom Zentrum eines Schwarzen Loches, an dem die Schwerkraft so stark wird, dass nicht einmal Licht entkommen kann und damit auch keine Information darüber, was im Inneren des Schwarzen Loches geschieht. In seiner Habilitationsschrift und späteren Arbeiten widmete sich Ehlers der Beschreibung von Materie im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie und der Anwendung der so entwickelten Modelle auf die Kosmologie. Darüber hinaus arbeitete Jürgen Ehlers über die Theorie der Gravitationswellen. Diese „Kräuselungen der Raumzeit“ werden bei beschleunigten Bewegungen massereiche Gebilde, wie etwa dem Zusammenprall Schwarzer Löcher, erzeugt.

1929 in Hamburg geboren, studierte Jürgen Ehlers in seiner Heimatstadt Physik, Mathematik und Philosophie. 1958 wurde er unter Doktorvater Pascual Jordan promoviert und habilitierte sich drei Jahre darauf. Nach Lehr- und Forschungstätigkeiten in Kiel und Hamburg nahm er Einladungen in die USA an, wo er am „Graduate Research Center of the Southwest“ in Dallas und in Austin wirkte. Über Gastprofessuren in Würzburg und Bonn hielt er Kontakt mit deutschen Kollegen und nahm 1971 einen Ruf an das Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München an. Mit der Gründung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam 1995 war er federführend an der Etablierung eines eigenständigen Forschungsinstituts auf dem Gebiet der Gravitationsphysik beteiligt. Für seine wissenschaftlichen Leistungen ist Jürgen Ehlers mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit der Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Er war Gründungsmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Jürgen Ehlers wurde 1998 emeritiert, hatte jedoch bis zuletzt wissenschaftlich gearbeitet. Die Trauerfeier findet am kommenden Freitag um 14 Uhr in der Kaiser-Friedrich-Kirche in Potsdam-Golm statt. PNN/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })