
© Könnicke
Landeshauptstadt: „Wie es leuchtet!“
Die Muschelgrotte im Neuen Garten galt lange als verstecktes Juwel. Jetzt wird Licht ins Dunkel und der einstige Schmuck wieder zum Vorschein gebracht
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„Wie es leuchtet!“ Volker Freiherr von Wangenheim kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Diese Glitzern, dieses Funkeln!“ Eigentlich steht Wangenheim auf einer Baustelle, es riecht nach frischem Mörtel. Und würde ein Baustellenstrahler nicht für etwas Licht sorgen, wäre es recht finster in der Muschelgrotte am Neuen Garten. Doch es ist eben genau diese Leidenschaft, die Leute wie Wangenheim erkennen lassen, welch funkelnder Juwel etwas abseits und versteckt in dem einst königlichen Park unweit von Schloss Cecilienhof liegt.
Ein Förderkreis, dessen Schatzmeister Wangenhein ist, bemüht sich seit Jahren, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) bei der denkmalgerechten Restaurierung und Rekonstruktion der einst prunkvollen Muschelgrotte zu unterstützen. König Friedrich Wilhelm II. ließ das Kleinod am Ufer des Jungfernsees von 1791 bis 1794 bauen, um an heißen Tagen seine Teestunde in angenehmer Kühle und mit herrlichem Havelblick zelebrieren zu können. Auch kleine Menüs ließ der König in sein „Versteck“ bringen, weshalb unweit der Grotte eine – als Borkenhaus verkleidete – Küche gebaut wurde. Deren im vergangenen Jahr begonnene Rekonstruktion wird in dieser Woche abgeschlossen.
Wann die Muschelgrotte wieder in ihrer ursprünglichen Pracht zu sehen sein wird, können weder Förderer noch Stiftungs-Chefrestaurator Hans-Christian Klenner sagen. Seit 2003 wurde die Außenfassade erneuert, das Dach abgedichtet und das innere Mauerwerk trockengelegt. Vor allem Feuchtigkeit hatte das Bauwerk beschädigt, das als eine der letzten eigenständigen Grottenarchitekturen des ausgehenden 18. Jahrhunderts gilt. Nach dem Mauerbau verbannte der Grenzstreifen das Kleinod ins Niemandsland. Ein eigens von den königlichen Gartenbaumeistern angelegter Gang zur Durchlüftung der in einen kleinen Hang gebauten Grotte wurde verschlossen, um ihn als möglichen Fluchtweg zu verhindern. Mit fatalen Folgen: Die Steine, Mineralien, Muscheln und Muschelimitate sowie Glasstücke und Kristalle, die im Mittelsaal und in den beiden Kabinettflügeln die Wände der Grotte zierten, fielen aufgrund der zunehmenden Feuchtigkeit nach und nach ab. In schätzungsweise hundert Plastekisten wird der kleinteilige Wandschmuck aufbewahrt. Ihn wieder anzubringen, gleicht einer riesigen Puzzelarbeit. Doch an den Stellen, wo die farbigen Glassplitter, Erze und Kristalle Zeit und Verfall getrotzt haben, funkelt und glitzert es, wenn Tageslicht durch die geöffnete Absperrung fällt. Die Mischung aus offener Baustelle und den Resten einstiger Zierde hat für den Chefrestaurator durchaus eine Ästhetik.
Dieser Anblick soll künftig für Besucher des Neuen Gartens möglich sein. In den kommenden Wochen sollen an den bislang zugemauerten Öffnungen wieder Fenster und Türen gesetzt werden, die nach historischen Vorlagen gefertigt werden. Zudem haben am Dienstag Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh und die Förderkreis-Vorsitzende Susanne Baronin von der Osten-Sacken eine Vereinbarung unterzeichnet, die es dem Verein erlaubt, die Muschelgrotte für Veranstaltungen zu nutzen. Bereits am kommenden Sonntag sowie eine Woche später soll sie Kulisse für zwei Konzerte der diesjährigen Musikfestspiele sein. Mit Führungen, Konzerten und auch der Möglichkeit für private Veranstaltungen möchte der Förderkreis die Grotte bekannter machen und für deren weitere Restaurierung Geld sammeln. Nach dem Pfingstberg-Belvedere und dem Jagdschloss Stern ist die Muschelgrotte das dritte Objekt, das die Stiftung einem Förderkreis anvertraut und „für das wir die Schlüsselgewalt teilen“, sagte Dorgerloh.
Der Förderverein Muschelgrotte ist nicht der einzige, der die Stiftung unterstützt. Auf der Homepage der Stiftung zählt man ganze 26 solcher Vereine und Institutionen. Am größten sind laut Stiftung die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten. Seit seiner Gründung vor 30 Jahren hat der 1500 Mitglieder zählende Verein rund sieben Millionen Euro für Restaurierungen und Ankäufe aufgebracht. Zahlreiche andere Förderer konzentrieren sich auf ein Objekt, wie zum Beispiel der Bauverein Winzerberg, der Verein Historisches Paretz oder der Förderverein Pfingstberg. Peter Könnicke
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