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Landeshauptstadt: Wie geht es weiter mit „Karl Marx“? Wohnungsgenossenschaft diskutiert Namenspatron

Der Anstoß kam von einem Sozialdemokraten. Karl Marx, monierte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, führe ja dort „ein Schattendasein“.

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Der Anstoß kam von einem Sozialdemokraten. Karl Marx, monierte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, führe ja dort „ein Schattendasein“. In einem Versammlungsraum im Keller der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) „Karl Marx“ zeigte der Rathauschef auf die Wand, wo als einziger Hinweis auf den berühmten Namenspatron ein klägliches Bildnis des Philosophen hing.

Die Szene spielte sich noch in der alten Geschäftsstelle ab, erinnert sich WBG-Vorstand Bodo Jablonowski. Nun, am neuen Hauptsitz in der Saarmunder Straße, solle Marx – für die einen Geistesriese, für die anderen Anfang allen Übels sozialistischer Experimente – wieder mehr ins Licht gerückt werden. Unter der Überschrift „Wie geht es eigentlich Karl Marx?“ rief die Genossenschaft in ihrer Zeitschrift „KM“ zur Diskussion über den Autor des kommunistischen Manifests auf. „Wir wollen nicht dem Sozialismus huldigen“, sagt Jablonowski, aber zu den sozialen Aspekten des Themas Wohnen habe Marx in seiner Zeit wichtige Aussagen gemacht. „Bezahlbaren Wohnraum vorhalten ist unser Auftrag“, erklärt Jablonowski. Immerhin habe Marx’ Hauptwerk „Das Kapital“ zur Finanzkrise ein Revival erlebt. Im Umfeld der Freien Universität Berlin sei das Werk ausverkauft gewesen, weil sich die BWL-Studenten darauf stürzten.

Im Ergebnis der Diskussion deute sich nun an, dass „eine Zeichnung oder Grafik“ mit dem Marxschen Konterfei im Eingangsbereich der neuen Geschäftsstelle aufgehängt werden könnte „und dazu ein Zitat mit dem Bezug zum Thema Wohnen“, so der WBG-Vorstand. Keinesweg aber solle das Ganze so hochgehängt daherkommen, wie das im Eingangsbereich der Humboldt-Universität Berlin der Fall ist, wo in großen goldenen Buchstaben die elfte sogenannte Feuerbachthese von Marx prangt: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt aber darauf an, sie zu verändern.“

Nach dem passenden Marx-Zitat zum Thema Wohnen werden derzeit viele Lexika gewälzt, so Jablonowski, und Vorschläge gern gehört. Fest steht schon der Tag der „Enthüllung“ von Bild und Zitat – der 18. Mai 2013, der 59. Jahrestag der WBG-Gründung. 1954 übernahm die WBG ihren Namen vom damaligen Trägerbetrieb, dem Lokomotivwerk „Karl Marx“ in Babelsberg. 1990 votierte eine Vertreterversammlung dafür, den Namen Karl Marx zu behalten. Guido Berg

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