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Landeshauptstadt: Wie hältst Du es mit der Religion?

Bilanz der religionsphilosophischen Woche für die angehenden Abiturienten des Helmholtz-Gymnasiums

Stand:

„Ich glaube an Gott und den Kommunismus“ steht auf einem der keinen Zettel. Etwa 50 davon hängen an der roten Pinnwand in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums. „Woran glaubst du?“ ist als Frage darüber formuliert. Antworten darauf haben die angehenden Abiturienten des Gymnasiums bei einer religionsphilosophischen Projektwoche gesucht. Die Schüler beschäftigten sich dabei intensiv mit ethischen Fragen und verschiedenen Glaubensrichtungen.

Lioba Diez, evangelische Pfarrerin und externe Koordinatorin des Projekts, betont, dass es sich dabei keinesfalls um eine Kirchenveranstaltung handle, auch wenn die evangelische Kirche einen Teil der Kosten übernommen habe. „Wir wollen, dass sich die Schüler über fachgebundene Inhalte hinaus selbst ein Stück Welt erschließen“, erklärt Schulleiter Dieter Rauchfuß den Ansatz. „Die fächerbezogene Arbeit aufzubrechen“, das gelingt sonst meist in den wirtschafts- oder naturwissenschaftlichen Fächern, dort sei der Bezug zur Berufsorientierung einfach größer, so Rauchfuß. Letztlich habe man aber auch in dieser Woche auf das Studium vorbereitet, allerdings mehr im Sinne einer ganzheitlichen Bildung des Menschen, fügt er hinzu.

Die religionsphilosophische Woche fand nicht zum ersten Mal am Helmholtz-Gymnasium statt, für die teilnehmenden Schüler aber gab es viel Neues zu entdecken. Etwa, dass Religionen und Gläubige nicht per se intolerant sind. „Ich war überrascht, dass Gläubige nicht unbedingt konservativ sein müssen. Vorher war ich überzeugt, Religionen sind nicht tolerant“, sagt Paula Lensch, Schülerin der 13. Jahrgangsstufe. Am Anfang sei sie sehr skeptisch gewesen, vor allem deshalb, weil das Schulprojekt in Kooperation mit der evangelischen Kirche stattfand. Für die Pfarrerin Diez liegt der Nutzen der Woche ganz klar auf der Hand: Religion und Glauben bestimmen nicht nur das Leben vieler Menschen, auch in politischen Debatten spielen sie aktuell eine große Rolle. Außerdem: „Auch wenn weite Bereiche der Gesellschaft atheistisch sind, bewegen doch alle dieselben ethischen Fragen“, sagt Diez. Über welche Themen konkret gesprochen wird, ermittelt Diez, die solche Projektwochen auch schon an anderen Schulen durchgeführt hat, im Vorfeld über Fragebögen. Besonders die Vorträge „Gewalt im Namen Gottes“, „Glaube und Sexualität“ und „Leben lernen mit der Sterblichkeit“ seien sehr stark nachgefragt gewesen, so Diez. Thilo Sarrazin, der mit seinen islamkritischen Äußerungen zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, war in dieser Woche nur indirekt Thema: Die Schülerinnen Paula Lensch und Sophie Konze hielten den Islam für eine frauenfeindliche und repressive Religion. Durch den Besuch in der Eyüp-Sultan-Moschee in Berlin-Wedding hat sich ihre Meinung dazu grundsätzlich geändert. Ariane Lemme

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