Landeshauptstadt: Wie hieß der Inoffizielle Mitarbeiter wirklich?
Potsdamer Birthler-Behörde bearbeitete bisher 30 500 Anträge auf Decknamen-Entschlüsselung – Wiederholungsantrag ist ratsam
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30 500 Anträge auf Decknamen-Entschlüsselung hat die Potsdamer Außenstelle der Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen bisher bearbeitet, erklärte Waltraud Börner, Mitarbeiterin für Politische Bildung. In „60 bis 70 Prozent“ der Fälle waren die Potsdamer Mitarbeiter der so genannten „Birthler-Behörde“ bei ihrer Arbeit erfolgreich, so Adelheid Scholz, die von 1992 bis Mai 2006 in Potsdam Decknamen von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) der DDR-Staatssicherheit entschlüsselt hat. Scholz riet Bürgern, die bereits einen negativen Bescheid erhalten haben, einen Wiederholungsantrag auf Decknamen-Entschlüsselung zu stellen. Das lohne sich gerade bei Erstanträgen vom Beginn der 90er Jahre. Denn die Stasi-Bestände aus dem ehemaligen Bezirk Potsdam, „4,7 Kilometer Akten“, würden erst nach und nach erschlossen. 2011 soll diese Arbeit beendet sein. Die Aktenlage könne sich also zwischenzeitlich geändert haben. Die Recherche nach der Identität eines Stasi-Spitzels ist laut dem Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG) von 1991 nur auf Antrag des Bespitzelten möglich, so Scholz.
Die Potsdamer Außenstelle arbeitete bisher offenbar fehlerfrei: In keinem Fall habe die Behörde ihre Ansichten über die Identität eines IM revidieren müssen, sagte Scholz. Die Entschlüsselung von Decknamen könne „eine halbe Stunde bis zehn Jahre“ dauern, berichtete sie. Denn damit dem Bespitzelten der vollständige „Klarname“ eines IMs, mit Geburtsdatum und Geburtsort, herausgegeben werden könne, sei eine eindeutige Identifizierung notwendig. Außerdem müsse nachgewiesen werden, dass der IM „wissentlich, willentlich und konspirativ“ für die Stasi gearbeitet hat. Das sei der Fall, wenn eine schriftliche Verpflichtungserklärung des Spitzels vorliegt. Auch Berichte in Ich-Form oder handschriftliche Unterschriften auf Berichten gelten als Beweis für die willentliche Zusammenarbeit, so Scholz.
Die eindeutige Zuordnung von Deck- und Klarname ist aber nur in Fällen wie dem IM mit dem ausgefallenen Decknamen „Eierhäuschen“ einfach, erklärte Scholz. 10 000 inoffizielle Stasi-Mitarbeiter gab es 1989 im damaligen Bezirk Potsdam. Ihren Decknamen konnten sie selbst wählen. Deshalb gebe es mehrfach vorhandene Decknamen, wie zum Beispiel „Gustav“, der in Potsdam 47 Mal existierte. Die Birthler-Behörde greife dann über die Decknamenkartei der Stasi auf deren Personal- und Vorgangsakten zurück. Dort werde nach Querverbindungen gesucht, um die Identität des Spitzels zu klären.
Weitere Informationen geben die Mitarbeiter der Außenstelle in der Großbeerenstraße 301. Sprechzeiten: montags bis donnerstags 8 bis 17 Uhr, sowie freitags von 8 bis 14 Uhr. Eine Archivführung findet jeden Mittwoch 16 Uhr statt.
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