Landeshauptstadt: „Wie im Horrorfilm!“
Prozess um Mordversuch: Einer der Angeklagten brach sein Schweigen / Opfer sagten aus
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Im Prozess um den versuchten Mord an zwei Potsdamer Studenten brach gestern einer der sechs vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Angeklagten sein Schweigen – auch wenn er befürchten müsse, dass die gegen ihn und seine Freundin ausgesprochenen Drohungen wahr würden . In einer schriftlich verfassten Erklärung berichtete Marcell Sch. aus Berlin, in der Nacht des 3. Juli 2005 mit einer Gruppe Rechtsgerichteter im Buga-Park gegrillt, getrunken, geredet und „szenetypische Musik“ gehört zu haben. Anschließend seien sie mit der Straßenbahn in Richtung Hauptbahnhof gefahren. In der Friedrich-Ebert-Straße – auf Höhe der Bäckerei Braune – sei „irgendeinem“ von ihnen der aus der aktiven linken Szene bekannte Tamás B. aufgefallen, der mit einem Freund unterwegs war. Der Angeklagte Oliver O. habe daraufhin die Notbremse der Tram gezogen, die etwa 15 Rechten seien aus der Bahn gestürmt, hätten die beiden Studenten umringt. Er selbst – so Marcell Sch. – habe sich an der anschließenden Gewaltorgie nicht beteiligt, „da schon genügend Leute an Tamás B. dran waren.“ Er habe das Geschehen aus mindestens zehn Metern Entfernung betrachtet,“, wäre allerdings bereit gewesen, die Opfer festzuhalten, falls sie zu fliehen versucht hätten.
Doch die Studenten waren gar nicht mehr in der Lage wegzulaufen. Laut Anklage erhielt der für die Öffentlichkeitsarbeit der Antifa an der Universität Potsdam verantwortliche Tamás B. von hinten einen heftigen Schlag mit einer Bierflasche auf den Kopf, wodurch er bewusstlos zu Boden sackte. Danach sollen mehrere Personen, unter ihnen der Angeklagte Oliver O., gegen den Kopf des Wehrlosen getreten haben. Christoph B., der seinem Freund zu Hilfe eilen wollten, soll von den Angreifern gegen eine Hauswand gedrückt, geschlagen und durch mehrfache Flaschenhiebe verletzt worden sein. Bereits am Boden liegend und stark blutend habe ihm einer der Täter eine Scherbe ins Kinn gestochen. Die Angeklagten hätten den Tod ihrer Opfer zumindest billigend in Kauf genommen, führte Staatsanwalt Peter Petersen aus.
„Ich habe einen großen schwarzen Mob auf mich zukommen sehen“, erinnerte sich Tamás B. (24) gestern. Unter Rufen wie „Scheiß Zecken, wir machen euch platt“, seien er und Christoph B. von 15 bis 20 der rechten Szene zugehörigen Vermummten umringt worden. Dann habe er einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf verspürt, sei ohnmächtig geworden, von zahlreichen Tritten in sein Gesicht allerdings wieder zu sich gekommen. Als sein Freund fragte, was das solle, sei auch er angegriffen, mit einer Flaschenscherbe „in Richtung Hals“ gestochen worden. „Das war wie im Horrorfilm“, betonte der Zeuge.
Deutliche Narben im Gesicht von Christoph B. (26) künden von dem Übergriff. Er erzählte, nach der Attacke unter „massiven Alpträumen“ gelitten zu haben, deren Mittelpunkt stets das „hassverzerrte Gesicht der jungen Frau“ war, die seinen Freund mit der Flasche niederschlug. Im parallel vor der Jugendkammer des Landgerichts laufenden Verfahren gegen fünf weitere Tatbeteiligte hat eine 18-Jährige den Schlag mit der Bierflasche zugegeben. Hoga
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