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Homepage: Wie kleine rosagrüne Luftballons Die Zweifarben-Gasterie hat ungewöhnliche Blüten

Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellen Biologen einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

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Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellen Biologen einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

Südafrika ist ein bemerkenswertes Land. Natürlich findet dort in diesem Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Aber es ist diesem Land auch gelungen, eine ausweglos scheinende, gewalttätige Konfrontation zwischen Weißen und Schwarzen in eine im Grundsatz friedliche Koexistenz zu verwandeln.

2010 ist ein bemerkenswertes Jahr. Nicht nur wegen der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Es ist auch das internationale Jahr der Biodiversität, ausgerufen von den Vereinten Nationen. Und Südafrika ist ein weltweit herausragender Brennpunkt der Artenvielfalt: Dort gibt es über 22 000 Pflanzenarten, also rund siebenmal so viele wie in Deutschland und fast ein Zehntel aller Pflanzenarten weltweit.

Gründe genug, um hier eine Art aus diesem bemerkenswerten Land vorzustellen. Die Zweifarben-Gasterie (Gasteria bicolor) ist eine kleine Pflanze mit fleischig dicken Blättern. Ihre hängenden, bauchigen Blüten sehen aus wie kleine rosa Luftballons mit einem grünen Zuluftschlauch. Die Blütenform war auch der Anlass für den wissenschaftlichen Gattungsnamen Gasteria, denn altgriechisch gaster bedeutet „Bauch“ (wie in Gastritis und Gastronomie). Die Blüten können das ganze Jahr über erscheinen, sind aber hauptsächlich im Spätwinter und Frühling zu sehen – also jetzt bei Pflanzen, die in Europa kultiviert werden, und im September und Oktober in ihrer Heimat, wenn auf der Südhalbkugel Frühling ist.

Die Zweifarben-Gasterie ist in der Natur aber nicht leicht zu beobachten, denn sie ist ziemlich selten und wächst dazu gern tief im Dorngebüsch, wo sie nicht so schnell von großen Tieren zertrampelt wird. Es ist eine von 20 Arten der Gattung Gasteria, die alle ausschließlich im südlichen Afrika vorkommen. Von diesen sogenannten Endemiten, also nur dort vorkommenden Arten, gibt es allein in den Kapprovinzen, der Südspitze Südafrikas, über 6000 – eine enorme Herausforderung für den Naturschutz. Diese Herausforderung hat dazu geführt, dass Südafrika heute naturschutzmäßig zu den weltweit führenden Ländern gehört; wie gesagt, ein bemerkenswertes Land.

Die fleischig dicken Blätter der Gasterien sind Wasserspeicher für Trockenzeiten, und damit gehören die Gasterien zu den Blattsukkulenten. Abgetrennte Blätter sind außerdem imstande, ganze Pflanzen zu regenerieren. Wenn also ein Nashorn oder Elefant doch das schützende Dorngebüsch durchbricht und die kleine Gasterie zertrampelt, kann sie davon sogar profitieren und aus den Blattbruchstücken viele neue Pflanzen entwickeln. Auch Nashörner, Elefanten und etliche weitere große Tiere gibt es natürlich in Südafrika – ein wirklich bemerkenswertes Land.

Welches kleine Tier die niedlichen rosagrünen Ballonblüten der Zweifarben-Gasterie bestäubt, wird hier nicht verraten. Wer es wissen will, kann am kommenden Sonntag, den 11. April, um 14.30 Uhr zur Führung „Überlebenskünstler – Kakteen und andere Wüstenpflanzen“ in den Botanischen Garten an der Maulbeerallee kommen (Weitere Informationen: www.botanischer-garten-potsdam.de).

Dem bemerkenswerten Land im Süden Afrikas wünschen wir eine glückliche Fußball-WM und eine noch glücklichere Zukunft: einen Himmel voller rosagrüner Luftballons. Michael Burkart

Michael Burkart

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