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Feuer frei. Der 19-jährige Marvin Dogue ist Weltrekordhalter.

©  Tobias Gutsche

Potsdamer Talente: Wie Lucky Luke

Weltweit hat noch kein Moderner Fünfkämpfer so schnell und treffsicher fünf Schüsse abgegeben wie Marvin Dogue. Der 19-jährige Potsdamer ist aber nicht nur gut an der Waffe und mischt daher bereits bei den ganz Großen seiner Zunft mit.

Von Tobias Gutsche

Auf den letzten Metern Richtung Schießstand drosselt Marvin Dogue sein Lauftempo. Die Atmung beruhigt sich kontrolliert, das Herz schlägt zwischen 180 und 190 Mal in der Minute. Mit der rechten Hand greift der Moderne Fünfkämpfer die Laserpistole, lädt sie mit links und hebt die Waffe vom Tisch. Im Visier hat er die kreisrunde Trefferfläche, die einen Durchmesser von etwa sechs Zentimetern hat und in zehn Metern Entfernung steht. Der 19-Jährige schießt, senkt die Pistole ab, bis sie den Tisch berührt. Dann wiederholt er den rhythmischen Ablauf. Laden, heben, schießen, senken. Immer wieder. Bis fünf Treffer vollbracht sind.

Dogue pulverieriste den bestehenden Weltrekord

„Das ist durch das Training alles automatisiert. Im Wettkampf geht es nur noch darum, das Können konzentriert abzurufen“, erzählt der Athlet des OSC Potsdam, dem dies beim zweiten Weltcup der Saison vor drei Wochen in Perfektion gelungen war. Tatort: Kairo. Nach dem Fechten, Schwimmen und Reiten stand der Combined-Wettbewerb in der Qualifikation auf der Tagesordnung. Vier Läufe über je 800 Meter werden bei der abschließenden Disziplin des Fünfkampfs mit vier Einlagen am Schießstand gepaart. Vergleichbar mit dem Biathlon. Bei der dritten Runde benötigte Marvin Dogue nur fünf Schüsse für die nötigen fünf Treffer. Abgefeuert hatte er sie in lediglich 5,9 Sekunden. Noch nie war es einem Fünfkämpfer gelungen, dieses Kunststück schneller zu vollführen. Den alten Weltrekord von 7,0 Sekunden pulverisierte er.

„Marvin war schon immer ein schneller Schütze, doch oft war die Fehlerquote hoch“, berichtet seine Trainerin Claudia Adermann. In Kairo aber passte alles. Geschwindigkeit und Präzision. Der Zeichentrick-Western-Held Lucky Luke hätte es nicht besser machen können.

Nachwuchs-Medaillen und Elite-Teilnahmen als Ziele

Seit 2004 ist Marvin Dogue bereits in dem Vielseitigkeitswettkampf aktiv. Zuvor probierte sich der aus Ludwigshafen stammende Sportler in der Leichtathletik und im Schwimmen. Wie sein drei Jahre älterer Bruder Patrick. Als der zum Fünfkampf wechselte, zog Marvin mit. Inzwischen gehören die beiden Potsdamer dem deutschen Top-Team an und sind zu Kontrahenten geworden. „Wir fordern und fördern uns gegenseitig. So spornen wir uns auf dem Weg zu unserem großen Ziel – Olympia 2016 in Rio – an“, erläutert Marvin Dogue. Doch das bezieht der Gute-Laune-Typ nicht nur auf die familiäre Konkurrenzsituation, sondern auf den Potsdamer Stützpunkt generell. Neben den Dogues sind in der Nationalmannschaft auch die OSC-Athleten Fabian Liebig, Stefan Köllner, Janine Kohlmann und Christian Zillekens vertreten.

Mit Letzterem wurde Marvin Dogue 2014 Junioren-Weltmeister sowie -Vizeeuropameister in der Staffel. „In diesem Jahr peile ich eine Einzelmedaille bei der JWM und JEM an“, verrät der Sportschüler sein Ziel. Es ist bei Weitem nicht sein einziges für die aktuelle Saison. Beim dritten Weltcup in Rom, dessen Finalrunde am Samstag ausgetragen wird, will der B-Kader-Athlet wieder Punkte sammeln. Wichtige Punkte im Kampf um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Berlin und die Europameisterschaft in Bath. Im Erwachsenenbereich wohlgemerkt. Die jeweils besten vier deutschen Männer und Frauen werden dafür nominiert. „Ich will unbedingt dazugehören“, sagt ein entschlossener Marvin Dogue, der das Schwimmen als seine schwächste Disziplin innerhalb des Fünfkampfs einstuft. Am besten läuft es im Combined. Vor allem beim Schießen. Darin ist er schließlich der Schnellste der Welt. 

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