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Recycling. Aus Verpackung konnten Instrumente gebastelt werden.

© A. Klaer

Potsdam: Wie man Atomkraftwerke verspeist

Umwelt- und Naturfest „Koffer Grün“ im Volkspark. Die Stadt plant Müllanalyse

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Es war ein sehr unkonventionelles Angebot, das am Sonntag im Volkspark gemacht wurde, um die Laufzeit von Atomkraftwerken zu verkürzen. Beim Greenpeace-Team 50 plus konnte man sie einfach verspeisen. Vorher musste man sie allerdings erst einmal aus Keks, einem Schokokuss als Meiler und einem Waffelröllchen als Schornstein aufbauen, und dann – schwupps in den Mund und es gab ein Atomkraftwerk weniger. Diese spielerische Form, an ernsthafte Probleme heranzuführen, hatten die meisten Umweltreisenden gewählt, die den „Koffer Grün“ – so das Motto des Umwelt- und Naturfestes – randvoll gepackt hatten. Doch wie bei den Greenpeace-Damen steckte immer die ernsthafte Absicht dahinter, auf die Problematik von Umweltschutz und Gesundheitsgefährdung aufmerksam zu machen. Diese Sensibilisierung trägt längst Früchte, auch wenn es zum Fest nicht gerade einen Massenauflauf gab und der „Koffer Grün“ sehr entspannt ausgepackt werden konnte.

So bestätigte Marlene Zierock vom städtischen Bereich Umwelt und Natur, dass es mit der Mülltrennung und -entsorgung in Potsdam besser geworden sei, auch wenn in den gelben Tonnen noch zu viele Störstoffe landeten. Doch die wilde Müllentsorgung in Gebüschen und an Waldrändern habe im Vergleich zu den 90er Jahren erheblich nachgelassen und in die Papier- und Flaschencontainer komme, was hineingehört. Über ein Jahr lang will die Stadtverwaltung jetzt wieder, beginnend im Herbst, eine Müllanalyse vornehmen. Sie möchte herausfinden, was geändert werden muss und kann. Man wolle auch noch einmal über das Aufstellen von Biotonnen nachdenken, sagte Zierock. Schließlich funktioniere das System in Frankfurt (Oder) schon seit Jahrzehnten.

Während die Fachfrau ernste Probleme wälzt, hat der vierjährige Noah beim Müllangeln seinen Spaß. Plastetüten, Becher, alte Schuhe und sogar Batterien kann er aus dem Becken fischen und bekommt dafür eine süße Belohnung. Vater Gunnar S. sagt auf die Frage, ob er denn ordentlich den Müll trenne, mit dem Brustton der Überzeugung: „Natürlich!“ Er hält die Müllvermeidung jedoch für viel wichtiger. Dass die nicht verrottenden Plastetüten vom Markt verschwinden sollen, findet er richtig, die Aktion mit der Glühbirne und der Sparlampe sei allerdings „totaler Blödsinn“. In fünf Jahren werde die Sparlampe vom Markt verschwunden sein, ist er sicher.

Beim Populare e. V. wird der Müll ganz anders entsorgt. Die Populare-Frauen, die aus Berlin-Kreuzberg angereist sind, machen aus Papierrollen, Plastebechern, die mit Luftballonhaut bespannt werden, und aus Kronkorken Instrumente. An diesem Stand geht es nicht nur sehr international zu, sondern auch überaus kreativ-friedlich. Gegen Abend können die Instrumente dann auf der Bühne ausprobiert werden. Naturberührung gab es zudem beim Baumklettern, dem Belauschen der Tier-Musikanten auf der Wiese und beim Kochen mit Bioprodukten. Für das umweltfreundlichste Verkehrsmittel, das Fahrrad, wurde ebenfalls eine Lanze gebrochen und Codierung angeboten. dif

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