Aus dem GERICHTSSAAL: Wie Max und Moritz

Peter* (23) und Paul* (27) wirken wie Max und Moritz. Verschämt grinsend sitzt das Duo auf der Anklagebank. Der Jüngere trägt zu seiner blonden Tolle ein schwarzes T-Shirt, der Ältere hat schwarze Haare, erscheint im weißen Oberteil. Sie sind seit langem Freunde, hecken manchen Blödsinn miteinander aus. So auch in der Nacht des 8. März dieses Jahres.

Angetrunken kamen sie auf die Idee, Potsdams schöne Aussicht von oben zu genießen. Und wo kann man das besser als von der Nikolaikirche, dachten sie sich. Die Aussichtsplattform des Schinkel-Baus war damals noch nicht eröffnet. Peter und Paul hangelten sich über das Baugerüst in luftige Höhe, wurden allerdings bald von der Polizei erwischt. „Die Kletterei hat ziemlich lange gedauert. Oben sind wir nur fünf Minuten gewesen“, erzählt Paul. „Als die Beamten kamen, sind wir gleich wieder runter.“ „Das war verboten und kreuzgefährlich“, konstatiert Amtsrichterin Reinhild Ahle. „Haben Sie auch etwas kaputtgemacht?“ Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. Peter verstieß bereits dreimal wegen Sachbeschädigung gegen das Gesetz. Der arbeitslose Zierpflanzengärtner blickt treuherzig und versichert: „Nee, wir wollten wirklich nur mal gucken.“ Sein Kumpel Paul, von Beruf Elektroinstallateur und wegen Betruges aktenkundig, bestätigt das.

„Sie sind in das befriedete Besitztum eines anderen eingedrungen. Das nennt man Hausfriedensbruch“, stellt der Vertreter der Staatsanwaltschaft klar. „Darauf steht Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.“ Richterin Ahle hält dagegen: Die Angeklagten seien keine Schwerkriminellen.

Ahle regt an, das Verfahren gegen das kletterfreudige Duo einzustellen – allerdings gegen Auflagen. Der Staatsanwalt stimmt zu. Hartz-IV-Empfänger Peter muss nach Weisung der Sozialen Dienste der Justiz 40 Stunden unentgeltlich arbeiten, Paul eine Geldbuße von 300 Euro an die Stiftung „Hilfe für Familien in Not“ zahlen. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga