Landeshauptstadt: „Wie mit einem großen Boiler“ EWP-Chef Böhme über grüne Wärme für Drewitz
Herr Böhme, wie beteiligt sich die Energie und Wasser Potsdam am Projekt Gartenstadt Drewitz?Wir werden die Gartenstadt künftig mit grüner Wärme versorgen.
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Herr Böhme, wie beteiligt sich die Energie und Wasser Potsdam am Projekt Gartenstadt Drewitz?
Wir werden die Gartenstadt künftig mit grüner Wärme versorgen. Außerdem wollen wir, dass die Bewohner der Gartenstadt auch von Strom aus Fotovoltaik profitieren können. Über ein Pilotprojekt sind wir im Gespräch mit der Pro Potsdam.
Worum geht es bei diesem Projekt?
Es gibt die Idee, nach der Sanierung der Häuser auf den Dächern Fotovoltaikanlagen zu installieren. Mit dem Strom sollen Ladestationen für Elektroautos und Elektrofahrräder gespeist werden. Die können sich die Bewohner dann mit einer Chipkarte ausleihen. Dazu müssen wir noch ein Abrechnungssystem entwickeln. Ziel des Projekts ist, den Autoverkehr innerhalb des Viertels zu reduzieren und auf umweltverträglicher Grundlage abzuwickeln.
Was bedeutet grüne Wärme?
Wir errichten neben unserem Kraftwerk im Süden Potsdams derzeit einen Wärmespeicher. Im September soll er fertig sein. Der funktioniert wie ein großer Boiler. Mit überschüssigem Strom erhitzen wir Wasser auf 98 Grad Celsius. Mit dem heißen Wasser kann dann bei Bedarf geheizt oder die Warmwasserversorgung gesichert werden.
Was hat das mit der Gartenstadt zu tun?
In Drewitz wird etwa sechs Prozent der von uns produzierten Fernwärmemenge verbraucht. Diesen Anteil wollen wir mithilfe der Speichertechnologie künftig aus erneuerbaren Energien bestreiten, indem wir überschüssigen Strom aus Windenergie aus dem Netz abnehmen und in Wärme umwandeln. Das verbessert auch die Wirtschaftlichkeit unseres Kraftwerks. Mit der gesamten gespeicherten Energie können wir im Sommer Potsdam von Freitagabend bis Montagmorgen mit Wärmeenergie versorgen. Das Kraftwerk kann in dieser Zeit abgeschaltet werden.
Sind für die Energieversorgung in Drewitz größere Baumaßnahmen nötig?
Wir sind im Stadtteil auf einem guten Entwicklungsstand. Die Leitungen für Strom und Wärme sind vergleichsweise modern. Bis auf kleinere Instandhaltungsarbeiten müssen wir nicht bauen.
Wie soll die Effizienz der Energieversorgung noch verbessert werden?
In den nächsten drei bis fünf Jahren arbeiten wir an einer Simulation, mit der wir klären wollen, wie wir die Fernwärmeversorgung weiter optimieren können. Dabei geht es um die sogenannte Vorlauftemperatur für die Fernwärme.
Die Fragen stellte Marco Zschieck
Wilfried Böhme, geboren 1951 in Potsdam, arbeitet seit 1997 bei der Energie und Wasser Potsdam (EWP), deren Geschäftsführer er seit Mai 2011 ist. Seit 2012 leitet er auch die Stadtwerke.
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