
© Klaer (2), Meyer
Von Michael Meyer: Wieder daheim
Potsdams Bob-Anschieber Kevin Kuske und Andreas Barucha sind von den Olympischen Spielen aus Kanada zurück
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Ippokratis Spentza hat seine Familie wieder beisammen. Tochter Vassiliki ist in der Nacht zum Montag wohlbehalten aus dem kanadischen Whistler heimgekehrt, wo sie die olympischen Bob-Wettkämpfe ganz aus der Nähe beobachtet hatte, und gestern drückte Spentza in seinem Potsdamer Restaurant „Athos“ auch Kevin Kuske wieder herzlich – seinen Schwiegersohn in spe, der die schnellste Bobbahn der Welt hinab zu olympischem Gold und Silber gerast war und Vassiliki heiraten will. Kuske, Bob-Anschieber des Oberhofer Ausnahme-Piloten André Lange, und Andreas Barucha, der als Bremser mit dem Viererbob des Riesaers Thomas Florschütz einen sehr guten vierten Platz belegt hatte, waren am späten Dienstagabend in Tegel von ihren Liebsten und Familien in Empfang genommen worden und erst einmal nach Hause gedüst. Total müde nach neunstündigem Flug Vancouver – Frankfurt/Main, der Weiterreise nach München, dem dortigen Empfangs-Marathon und dem Weiterflug nach Berlin.
„Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein“, meinte Kevin Kuske gestern in Ippokratis Spentzas griechischem Restaurant, in das Ministerpräsident Matthias Platzeck die beiden Olympiateilnehmer zu einem Mittagessen eingeladen hatte. Spentzas Frau Vaja hatte dazu extra Rindfleisch im Backofen zubereitet, gereicht mit Kartoffeln und frischem Salat, während Kuske sein Lieblingsessen bekam: Lammfilet. „Potsdam ist Bob-Stadt“, befand Platzeck. „Für Olympia-Medaillen benötigt man Spitzen-Piloten wie André Lange, aber auch Spitzen-Anschieber wie Kevin Kuske. Und da wird in Potsdam eine gute Grundlage gelegt“, meinte der Ministerpräsident mit einem Blick auf die ebenfalls anwesenden Nachwuchs-Anschieber Stephanie Schneider, Gino Gerhardi, Christian Poser und René Tiefert; Gerhardi war Ende Januar in St. Moritz Junioren-Weltmeister im großen Schlitten Manuel Machatas vom WSV Königssee geworden. Er habe, erzählte Platzeck, an den vergangenen Wochenenden daheim, wo ein Bron- ze-Bob auf seinem Schreibtisch stehe, keine Fernsehübertragung der Bob-Entscheidungen verpasst. „Das war Spannung pur, und im zweiten Vierer-Lauf bekamen wir einen Riesenschreck, als Langes Bob fast gestürzt wäre.“
In der sogenannten Fifty-Fifty- Kurve hatte der Oberhofer gerade so seinen Schlitten zu halten bekommen, was Kevin Kuske gestern noch einmal bestätigte. „Ausgang der Kurve 13 spürten auch wir Anschieber, dass wir nur noch auf zwei Kufen fuhren, und haben uns noch mehr als sonst nach links geworfen. Das hat uns den Hals gerettet“, erzählte der 31-Jährige. „Die Stürze waren schon krass“, meinte auch Kuskes Verlobte Vassiliki als Augenzeugin an der Olympiabahn. „Ein Bob ist ganz in meiner Nähe gestürzt – mit großem Krach. Da habe ich wirklich gezittert und war heilfroh, dass Kevin gut runtergekommen ist. Und nun bin ich heilfroh, dass er wieder hier zu Hause bei uns ist.“
Andreas Barucha wird in Kürze nach Thailand in den Urlaub fliegen. „Eine Woche Reisen und Kultur, eine Woche Baden in Koh Samui“, so der 30-Jährige. Kevin Kuske dagegen wird nach seinem vierten Olympiasieg in der Heimat bleiben, mit André Lange noch ein paar Sponsorentermine – unter anderem auf der Computermesse Cebit in Hannover – wahrnehmen und im April ins Training für die nächste Saison einsteigen. Ende Juli aber fliegt er nach Griechenland, um dort seine Vassiliki zu heiraten. Auch Ippokratis Spentza freut sich schon jetzt auf ein großes Fest.
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