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Turbine Potsdam siegt gegen Wolfsburg: Wieder im Rennen

Turbine Potsdam ringt den amtierenden deutschen Meister VfL Wolfsburg nieder und darf sich nun im Kampf um die Europapokalplätze wieder Hoffnungen machen.

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Potsdam - Es war eine Freistoßsituation wie gemalt, Genoveva Anonma machte schlussendlich daraus ein Kunstwerk. Die Fußballerin des 1. FFC Turbine Potsdam hatte sich in der 78. Minute den Ball in halblinker Position zurechtgelegt. Etwa 20 Meter vom Tor des VfL Wolfsburg entfernt. Mit viel Gefühl im rechten Fuß zirkelte sie dann das Leder über die VfL-Mauer hinweg. Torhüterin Almuth Schult flog, streckte sich, brachte die Fingerspitzen noch an die Kugel – doch den Einschlag im linken oberen Toreck konnte sie nicht mehr verhindern. Der schöne Führungstreffer durch Anonma ebnete am Sonntag den Weg zum verdienten 2:0 (2:0)-Heimsieg der Potsdamerinnen gegen den Bundesliga-Tabellenführer.

„Als der Ball im Tor lag, war ich überglücklich“, sagte die Afrikanerin, die vor 3 280 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion den Moment sichtlich genoss. Ihr Jubellauf endete nach ebenfalls etwa 20 Metern. Aber nicht im Netz, sondern an der Seitenauslinie, wo sie von einer Lawine aus Turbine-Spielerinnen bedeckt wurde. Im Sommer wird die Angreiferin den Klub nach vier Jahren verlassen und in die US-Liga wechseln. „Zuvor möchte ich mich aber noch mit Potsdam für die Champions League qualifizieren.“

Wieder mittendrin im spannenden Rennen

Die Chancen dafür sind seit dem Spiel wieder aussichtsreich. Weil der Tabellenzweite Bayern München nur 0:0 gegen Duisburg spielte und Turbine den VfL bezwang, rückte das Spitzen-Quartett der Liga, zu dem noch Frankfurt gehört, auf zwei Punkte zusammen. Die Brandenburgerinnen bleiben zwar weiterhin Vierter, doch durch den Sieg gegen Wolfsburg haben sie die bereits fast geschlossene Pforte nach Europa wieder ein Stück geöffnet und sind mittendrin im spannenden Rennen. „Aber dieser Erfolg darf nur der Anfang sein. Am nächsten Spieltag müssen wir gleich nachlegen“, hatte Mittelfeldakteurin Tabea Kemme bereits wenige Minuten nach dem Abpfiff schon den Weitblick für die Partie am Freitag in München.

Wie man einen Großen der Liga kleinkriegen kann, zeigte ihre Truppe gegen Wolfsburg. Fußballerisch war der Auftritt zwar durchaus simpel gestrickt, doch der kämpferische Einsatz war am Ende der ausschlaggebende Vorteil der Gastgeberinnen. Die Gäste aus Niedersachsen kamen vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zur Entfaltung, weil Turbine mit großem Laufaufwand den Kontrahenten bereits in dessen Spielhälfte attackierte und zu einem unkontrollierten Aufbau der Angriffsbemühungen zwang.

Nur wenige Torchancen des VfL

Tabea Kemme war dabei als unermüdliche Arbeiterin auf der für sie ungewohnten Position im zentralen Mittelfeld ein Garant in der Turbine-Defensive, die im gesamten Spielverlauf nur ganz wenige Torchancen des VfL zuließ. „Potsdam hat sich besser in die Partie reingekämpft und es cleverer gelöst als wir“, anerkannte die unauffällig agierende Julia Simic, die im Winter von der Havel in die Autostadt gewechselt war und seitdem mit dem Wort „wir“ die Wölfinnen meint.

„Einen Wolf gelaufen“ habe sich im Top-Spiel seine Mannschaft, erklärte derweil Turbine-Trainer Bernd Schröder, der aufgrund des hohen Einsatzes befürchtet hatte, dass seine Elf in den Schlussminuten konditionell abbauen würde. Der Fall trat jedoch nicht ein. Vielleicht auch, weil Anonmas Freistoß und der Treffer zum 2:0 durch die erst eine Minute zuvor eingewechselte Natasa Andonova (88.) zusätzliche Kräfte freisetzte.

Die erste Niederlage für den Deutschen Meister

Turbine brachte dem amtierenden Deutschen Meister und Champions-League-Sieger damit die erste Saisonniederlage bei und schenkte dem VfL in der Liga die Gegentore zwei und drei der laufenden Spielzeit ein. Das erste hatte der Branchenprimus des deutschen Frauenfußballs auch bereits gegen Potsdam kassiert – beim 2:1 im Hinspiel. Auch damals hatte Genoveva Anonma zum 1:0 getroffen. Nur bei Weitem nicht so schön – und vor allem nicht siegbringend.

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