
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Wieder sieben Prozent mehr
Im August bekommt die Stadt einen neuen Mietspiegel. Erneut sind die Quadratmeterpreise gestiegen, im Vergleich zu 2010 sogar um 15 Prozent. Vor allem bei sanierten Altbauten haben die Vermieter angezogen
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Eine Drei-Zimmer-Wohnung in der Brandenburger Vorstadt, saniertes Dachgeschoss, 82 Quadratmeter. Kostenpunkt: 1100 Euro inklusive Nebenkosten. Nicht alle Mietwohnungen in Potsdam sind so teuer, aber immer mehr. Das zeigt auch der aktuelle Mietspiegel, den die Stadtverwaltung am gestrigen Donnerstag vorgestellt hat und der am 7. August online sowie im Amtsblatt veröffentlicht werden soll. Demnach sind die Mieten im Vergleich zu der vergangenen Erhebung vor zwei Jahren um 6,8 Prozent gestiegen – im Vergleich zu 2010 sogar um 15 Prozent. Im Durchschnitt kostet der Quadratmeter Wohnraum derzeit 6,13 Euro netto kalt.
Besonders stark gestiegen sind die Mietpreise für sanierte Altbauwohnungen. Bis zu acht Prozent mehr als noch 2012 kosten jetzt Wohnungen mit über 40 Quadratmetern in diesem Segment. Doch auch bei Wohnungen jüngeren Baujahrs haben die Mieten angezogen – zumindest, wenn sie saniert sind.
In einer wachsenden Stadt seien Veränderungen nicht verwunderlich, sagte die Potsdamer Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos). 2013 erreichte die Stadt erstmals in ihrer Geschichte eine Einwohnerzahl von 160 000 – derzeit sind es gut 162 000.
Doch aus Sicht von Gunter Knierim vom Haus- und Grundeigentümerverein Potsdam und Umgebung ist es nicht nur der Zuzug, der die Mieten steigen lässt. „Der größte Preistreiber ist der Staat“, konstatierte er. Schließlich würden immer strengere Bauvorschriften – Stichwort Wärmedämmung – auferlegt und die Personalkosten zum Beispiel durch den Mindestlohn erhöht. Hinzu komme die jüngst beschlossene Grundsteuererhöhung in Potsdam, die sich ebenfalls auf die Mieten niederschlage. All dies betreffe aber die Nebenkosten und nicht die Nettokaltmiete, entgegnete Müller-Preinesberger. Und Dinge wie Klimaschutz seien schließlich im Interesse aller.
21 000 Mieten wurden für den aktuellen Mietspiegel zusammengetragen und statistisch ausgewertet, wie Gregor Jekel, der Bereichsleiter Wohnen in der Potsdamer Stadtverwaltung, erklärte. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten Mietwohnungsbestandes. Dabei handelt es sich um einen sogenannten qualifizierten Mietspiegel, der in Zusammenarbeit mit Eigentümer- und Vermietervertretern erstellt wurde. Für die Mieter sei dies ein gutes Instrument, um festzustellen, ob Mieterhöhungen angemessen seien.
Aus diesem Grund begrüßen auch die Mietervereine den Mietspiegel. Dass Mieten mit Verweis auf den Mietspiegel erhöht würden, passiere in Potsdam kaum, da ohnehin meist schon mehr für eine Wohnung verlangt werde als darin festgehalten, sagte Reinhard Schuster vom Babelsberger Mieterverein. Tatsächlich stelle der Mietspiegel eine Kappung dar. Gäbe es diese nicht, könnten die Mieten noch viel stärker angehoben werden.
Kritik gab es allerdings daran, dass der Mietspiegel nicht wie in anderen Kommunen nach Lage der jeweiligen Wohnung unterscheidet. Dies sei bei einem qualifizierten Mietspiegel aber gesetzlich vorgeschrieben, sagte der Potsdamer Rechtsanwalt Jens Frick den PNN. Indem nur nach Zustand, Ausstattung, Alter und Lärmbelästigung unterschieden werde, werde der Mietpreis verfälscht. So seien Lagen wie der Schlaatz nicht mit der Berliner Vorstadt zu vergleichen. Wenn aber die niedrigen Mieten aus dem Neubaugebiet mit eingerechnet würden, drücke dies den Preis auch in begehrten Lagen. „Die Stadt weigert sich, die Lage anzugeben, obwohl sie dazu die Daten hätte“, sagte Frick. Dadurch werde versucht, die Mietsteigerung zu begrenzen. „Ich begrüße das“, sagte Frick: „Aber das ist rechtswidrig.“ Die Stadt habe andere Möglichkeiten, die Mieten zu begrenzen. Bei der Stadt sieht man das anders. Eine Aufteilung nach Stadtteilen sei nicht möglich, weil es dafür zu wenige Daten gebe, sagte Gregor Jekel.
MIETMARKT POTSDAM
Eine Wohnung ohne Provision zu finden ist in Potsdam mittlerweile fast unmöglich. Fast immer ist einer der etwa 1000 Immobilienmakler in der Stadt dazwischengeschaltet und kassiert die Gebühr von zwei Nettokaltmieten. Gerade ein Markt wie Potsdam, auf dem die Nachfrage nach Wohnungen höher als das Angebot ist, müsste das Paradies für Makler sein – würde man meinen. Doch auch sie leiden unter dem überhitzten Markt, wie Markus Gruhn, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler Berlin-Brandenburg, erklärt. Denn wenn kaum Wohnungen frei werden, gibt es auch keine zu vermitteln. Und wenn doch, prügeln sich die Makler um die Vermittlung. „Für uns wäre es besser, wenn Angebot und Nachfrage ausgeglichen wären“, sagt Gruhn. Dass seine Zunft ein zunehmend schlechtes Image habe, sei nicht gerechtfertigt, fügt er hinzu. Denn die Vermittlung einer Wohnung sei mit großem Aufwand verbunden – so muss ein Exposé mit Bildern gefertigt, ein Inserat geschrieben und die Besichtigung durchgeführt werden. Er hofft, dass die anstehende Gesetzesänderung das Image wieder verbessert. Bald müssen nämlich nicht mehr die Mieter, sondern die Eigentümer die Maklergebühr bezahlen. (wik)
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