
© Andreas Klaer
Potsdamer Gastronomie: Wieder Theater ums Schiff
Nach langen Debatten soll das Theaterschiff nun doch an die Schiffbauergasse ziehen. Dort würde es aber der „John Barnett“ Konkurrenz machen.
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Und wieder ist alles anders: Das Theaterschiff, das wegen der Umgestaltung der Alten Fahrt umziehen muss, soll nun doch an der Schiffbauergasse ankern. Zumindest will die Stadt dies nun erneut prüfen, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwochabend im Hauptausschuss ankündigte. Damit geht das seit Jahren dauernde Hin- und Her in die nächste Runde.
Seit mittlerweile 18 Jahren schwimmt der fast 90 Jahre alte Kahn namens „Sturmvogel“ an der Alten Fahrt. Dort werden Theateraufführungen gezeigt, es gibt Comedy- und Kabarettabende, Konzerte und Tanzpartys. 10 000 Gäste besuchen das Theaterschiff eigenen Angaben zufolge jährlich. Am liebsten würden die Betreiber gar nicht umziehen, sondern höchstens während der Bauarbeiten ein paar Hundert Meter weiter ziehen. Dass in den Palast Barberini nun Hasso Plattners Museum einziehen soll, ist für Mathias Iffert vom Theaterschiff-Verein kein Hinderungsgrund – im Gegenteil: „Bildende und darstellende Kunst passen doch gut zusammen“, sagte er am Mittwochabend in einer kurzen Ansprache vor dem Hauptausschuss. Er wolle sich nun mit einem Schreiben an Plattner wenden um herauszufinden, ob eine Koexistenz nicht doch möglich ist, sagte der Vereinschef. Falls nicht, wolle er an die Schiffbauergasse umziehen.
Doch dort gibt es bereits ein Schiff: die „John Barnett“. Auch auf diesem wird, wie auf dem Theaterschiff, einen Restaurant betrieben. Mit einer Konkurrenzschutzklausel im Vertrag sollte die „John Barnett“ vor einem Zuzug eines weiteren Schiffes mit gastronomischem Angebot geschützt werden. Doch die Stadt hat den Pachtvertrag mit dem Betreiber zum Ende des Jahres 2014 gekündigt und will dann einen neuen aushandeln – ohne Konkurrenzschutzklausel.
Der Wettbewerb zwischen den beiden Booten hätte umgangen werden können, indem das Theaterschiff an die Spitze der Freundschaftsinsel gezogen wäre. Doch das lehnte Iffert am Mittwochabend ab. Nicht nur die hohe Pacht im Hafen der Weissen Flotte von 12 000 Euro im Jahr sprächen dagegen, auch der Lärm von der Eisenbahn- sowie der Langen Brücke würden den Theaterbetrieb stören. Auch die Schiffbauergasse sei nicht ideal, räumte er ein. Schließlich könnte das Theaterschiff bis Ende 2014 dort kein Restaurant betreiben, weil dies die Konkurrenzschutzklausel vorsehe. Also müsse die Förderung deutlich erhöht werden oder die Klausel früher fallen.
Oberbürgermeister Jakobs zeigte sich überrascht von dieser Haltung: „Ich bin bislang davon ausgegangen, dass die Inselspitze favorisiert wird, aber ich nehme das zur Kenntnis“, sagte er. Gleichzeitig beauftragte er Kulturdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) damit, den Standort Schiffbauergasse bis zur kommenden Sitzung des Hauptausschusses am 19. Juni zu prüfen. Magdowski ließ durchklingen, dass dies möglich sei, was wiederum bei Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) für Unverständnis sorgte. Der Standort Schiffbauergasse sei von Magdowskis Geschäftsbereich abgelehnt worden, sagte er. Darauf hin habe er sich für einen Umzug an die Freundschaftsinsel stark gemacht, sei sogar „bei der Weissen Flotte zu Kreuze gekrochen.“„Wenn jetzt auf einmal doch alle Koordinationsprobleme gelöst werden können, dann solls mir Recht sein“, sagte er kopfschüttelnd.
Doch am härtesten würde diese Entscheidung die Betreiber der „John Barnett“ treffen. Eine Stellungnahme lehnte Inhaber Clemens Lambrecht am Donnerstag ab. Er hat mittlerweile angesichts der seit Jahren dauernden Streitigkeiten mit der Stadt und der Vertragskündigung offenbar resigniert.
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