Landeshauptstadt: „Wilder Westen“
Initiative sieht Gefahr für Weltkulturerbe durch Schwarzbau an Bertinistraße
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Nauener Vorstadt - In nicht genehmigten Baumaßnahmen an der Bertinistraße sieht die Nachbarschaftsinitiative „Am Neuen Garten zu Potsdam e.V.“ eine Gefahr für die Unesco-geschützte Potsdamer Kulturlandschaft. Insbesondere ein Bau mit der heutigen Adresse Bertinistraße 15a findet den Unmut der Nachbarschaft – er steht unmittelbar am Ufer des Jungfernsees und grenzt an das Grundstück der denkmalgeschützten Gutmann-Villa.
Wie Jan Fiebelkorn-Drasen und Bernhard Kaltenbach vom Vereinsvorstand in einem Brief an die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung mitteilen, sei das mittlerweile zu einem „Wochenendhaus“ ausgebaute Gebäude „einmal ein Stall, bestehend aus einem kleinen Pferdestand und einer winzigen Futterkammer und eine Kutschenremise“ gewesen. „Bastionsartig“ sei das Anwesen mit einem nicht genehmigten Metallgitterzaun umschlossen worden. Die „völlig isoliert liegende bauliche Anlage“ solle nun erweitert, „ungenehmigt durchgeführte Veränderungen nachträglich genehmigt werden“, schreiben die Autoren und nennen auch das Aktenzeichen des Bauantrages. Vorgesehen sei die Errichtung eines Abstellraumes für Fahrräder, Müll und Gartengeräte sowie die „nachträgliche Genehmigung der Schließung des offenen Laubenganges (Änderung am Haupthaus)“.
Nach Auskunft von Fiebelkorn-Drasen gehörte das Areal des in der Kritik stehenden Baus früher zum Grundstück Bertinistraße 15 auf der gegenüberliegenden Seite der Bertinistraße. Nach 1990 habe die Stadt die Grundstücke geteilt und das historische Fachwerkgebäude für Pferd und Kutsche an den heutigen Eigentümer verkauft. Fiebelkorn-Drasen zufolge sei gegen den Eigentümer bereits 2001 / 02 ein Baustopp ausgesprochen worden. Früher habe man am Ufer „einen schönen Blick“ gehabt, nun stehe da der „Klotz“. In ihrem Brief schreiben die Vereinsvorstände: „Wir gehen davon aus, dass das Vorhaben schon denkmalschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig ist“. Es müsse verhindert werden, dass sich „eine Wohnnutzung entwickelt“.
Der Ausbau des Fachwerk-Pferdestalles sei laut Brief „kein Einzelfall“. Auf dem Grundstück der ehemaligen Villa Alexander, auch Villa Jacobs genannt, gebe es historische Nebengebäude an denen bereits Umbauten stattgefunden hätten. „Es entsteht ein wilder Westen von Baumaßnahmen“, so Fiebelkorn-Drasen, „der später gegen eine kleine Strafe genehmigt wird“. Das müsse verhindert werden. Auf eine Anfrage der PNN zu dem Fall in der Bertinistraße reagierte die Stadtverwaltung bis gestern nicht. gb
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