ATLAS: Wildes Potsdam
Nicola Klusemann bedauert Abriss der Streetwork-Villa
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Schade. Mit der Villa Wildwuchs stirbt auch ein Stück Jugendkultur. Das verwunschene Häuschen am Fuße der Humboldtbrücke bildet ein gutes Gegenstück zur stiftungsgepflegten Gartenlandschaft in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Kontrast zwischen Welterbe und hoch geschossenem Unkraut könnte kunturenreicher kaum sein. Beides – Park Babelsberg und Streetwork-Villa – ist Potsdam. Der wilde Teil allerdings wird demnächst von Baggern zusammengeschoben, wie unschön einfach weggewischt. So werden sich auch die Jugendlichen fühlen, denen mit der Villa auch Identität genommen wird. Dass man in das marode Bauwerk nicht Tausende von Euro pumpen will, verstehen wahrscheinlich sogar die Sozialarbeiter. Das Geld wird an anderer Stelle dringender benötigt. Deshalb beginnt nun die Suche nach einem adäquaten Villen-Ersatz. Um in neuer Umgebung nicht aufzufallen, werden vorsorglich schon jetzt laute Projekte gestrichen. Auch das ist schade. Wenn schon Streetworker und Jugendliche ihren Lieblingsplatz aufgeben müssen, sollten ihnen ihre Lieblingsbeschäftigungen bleiben. Vielleicht gibt es ja bei aller Liebe zur Hochkultur auch Verständnis für Jugendkultur. Das stünde der kinderfreundlichsten Stadt Deutschlands jedenfalls gut zu Gesicht.
Nicola Klusemann
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