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Von Erhart Hohenstein: Wildschweine warten auf Fallobst

Drei Jäger zusätzlich gegen Wildschweine eingesetzt / Keine Entwarnung durch Oberförster

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Die Wildschweine, die aus dem Wildpark kommend seit dem Frühjahr mehr als 40 Kleingärten in Potsdam-West verwüstet haben, sind letztmals Anfang Juli in den Anlagen gesehen worden. Das bedeutet aber nicht, dass die Laubenpieper auf Dauer von dieser Plage verschont bleiben, stellte Potsdams Oberförster Oberforstrat Hubertus Krüger auf einer Beratung klar, zu der der Kleingartenverein „Krähenbusch“ am Dienstagabend in sein Vereinslokal eingeladen hatte. Die Schwarzkittel stehen nicht nur auf Blumenzwiebeln und Erdbeeren, sondern auch auf Fallobst, das in den nächsten Wochen anfallen wird. Zudem setze sich die Tendenz der „Urbanisierung des Wildes“ fort, also des Eindringens in die Städte.

Der Oberförster kann sich ein Sträußchen an den Hut stecken, denn er hat auf Hinweis der Potsdamer Unteren Jagdbehörde im zu seinem Zuständigkeitsbereich zählenden Wildpark den „Jagddruck verstärkt“, wie es in der Fachsprache heißt. Drei Jäger wurden zusätzlich eingesetzt und weitere Hochstände aufgestellt. So konnten seit April 29 Schwarzkittel erlegt werden – ein Rekordergebnis. Ob auch das von einigen Gartenvereinen ausgelegte Vergrämungsmittel Repelan – Pellets mit einem äußerst bitteren, aber ungiftigen Kern – zur Eindämmung der Plage beigetragen hat, konnte nicht geklärt werden. Immerhin fanden sich an einem von der Sparte „Rosenfels“ angelegten Anlockplatz Spuren der Bache und ihrer Frischlinge, die hauptsächlich die Verwüstungen angerichtet haben sollen.

Der „Krähenbusch“-Vorsitzende Tilo Bettmann berichtete über von den Kleingärtnern selbst vorgenommenen Sicherungsmaßnahmen. Durch Metallgittereinsätze wurden die Parzellenzäune im unteren Bereich verstärkt. Ein Pächter hat mittels riesiger Holzbohlen seine Parzelle regelrecht in eine Bastion verwandelt. Dies sichert sie zwar vor den Wildschweinen, beeinträchtigt aber wesentlich die Optik der Gesamtanlage. Die großen Kleingartenanlagen mit etwa 1200 Parzellen komplett mit einem Sicherheitszaun zu umfrieden und die Wegeeingänge durch Tore zu verschließen, wurde erneut abgelehnt. Dies übersteige die finanziellen Möglichkeiten der Vereine und bringe dennoch keine hundertprozentige Abriegelung.

Stark zurück hielten sich auf der Beratung die Vertreter der Stadtverwaltung. Sie hat als Eigentümer und Verpächter des Bodens die Verpflichtung, die pachtvertragsgemäße Nutzung als Kleingartenland zu sichern. Dies sei aber mit dem Wildschweineinfall nicht mehr gewährleistet, meinte Friedrich Niehaus als Geschäftsführer des Kreisverbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS). Schon gebe es Schwierigkeiten, frei werdende Parzellen in Potsdam West neu zu verpachten.

Erst jetzt konterte die Vertreterin des Kommunalen Immobilienservices (KIS), Silke Hoppe. Die Gewährleistung der Verkehrssicherheit sei vertraglich dem Hauptpächter VGS übertragen worden, der damit auch für eventuelle Schadenersatzforderungen zuständig sei. Sollten dem KIS solche Forderungen zugeleitet werden, werde man sie zwar prüfen, aber gegenüber dem Hauptpächter geltend machen. Dem widersprach der Vertragsanwalt des VGS, Uwe W. Kärsten. Nach wie vor sei der Eigentümer dafür verantwortlich, eine pachtvertragsgemäße Nutzung des Geländes zu gewährleisten. Er empfahl aber, vor juristischen Schritten die weitere Entwicklung abzuwarten. Nicht geklärt werden konnte, ob Schadenersatzforderungen und Sicherungsmaßnahmen aus der vom VGS jeder Parzelle abverlangten jährlichen Kommunalumlage von 25 Euro finanziert werden können. Dazu sei ein Beschluss der Kreisversammlung notwendig, erklärte Niehaus.

„Spätestens, wenn die Wildschweine erneut zuschlagen, sehen wir uns wieder“, warf der Vereinsvorsitzende Tilo Bettmann einen Blick voraus.

Erhard Hohenstein

Erhart Hohenstein

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