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Landeshauptstadt: Willkommene Wiederholungstäter

Buchpaten haben 391 historische Bücher vor dem Verfall gerettet – gestern wurden sie geehrt

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Potsdam-West - Auf den ersten Blick wirkt die Zahl wenig spektakulär. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat die Stadt- und Landesbibliothek 124 Buchpaten gewinnen können. Doch wer genauer hinschaut, dem wird schnell klar, was der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck meinte, als er gestern Abend bei der Ehrung der Buchpaten sagte, dass die Bilanz nicht besser hätte sein können. Denn wer Buchpate wird, spendet nicht nur ein paar Euro für Neuanschaffungen. Bis zu mehreren 100 Euro geben die Bücherfreunde aus, damit beschädigte Bücher aus dem historischen Bestand der Bibliothek gerettet werden können. Bis heute sind so 391 wertvolle Bücher mit einer Spendensumme von 133 000 Euro vor dem schleichenden Verfall bewahrt worden.

Mit einer Feierstunde bedankten sich gestern Ministerpräsident Platzeck, Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek, Marion Mattekat, im Kongresshotel am Templiner See bei den Buchpaten. Sie nutzen die Veranstaltung auch, um den mittlerweile 14. Auswahlkatalog für Buchpatenschaften vorzustellen. Standen diese Kataloge mit restaurierungsbedürftigen Büchern unter Themenschwerpunkten wie „Natur und Gartenkunst“ oder „Erziehung der Jugend“, werden nun „Bücher aus verschiedenen Gebieten und Jahrhunderten, die einen repräsentativen Querschnitt der historischen Bestände bilden“ aufgeführt. Insgesamt 18, zum Teil zerrissene oder mit Wasserflecken beschädigte Bücher aus der Zeit von 1580 bis 1831. Zwischen 120 bis 480 Euro sind für deren Instandsetzung nötig. Geld, das hoffentlich von Buchpaten gespendet wird, wie Marion Mattekat sagte.

Die Idee für die Patenschaften war im Jahr 1997 aus der Not heraus entstanden. Mit eigenen Mitteln war die Rettung historischer Bücher für die Bibliothek nicht zu leisten. Dass die Stadt- und Landesbibliothek mit diesem Projekt nun zehnjähriges Jubiläum feiern kann, hätte 1997 niemand erwarten können, so Mattekat. „Wir wussten überhaupt nicht, ob so ein Aufruf überhaupt auf Resonanz stoßen würde.“ Doch mittlerweile seien manche der Buchpaten schon zu Wiederholungstätern geworden.

Jann Jakobs betonte in seiner Rede die wachsende Bedeutung vom „bürgerlichen Mäzenatentum“. Denn bei der angespannten Haushaltslage sei ein solches Engagement nicht nur lebensnotwendig, sondern „lebenswichtig“. Der Bestand an historischen Büchern in der Bibliothek, die so genannte Sammlung „Brandenburgica“, gehöre zur Potsdamer Stadtgeschichte, die es zur erhalten gilt. Diese Bemühungen sollen auch Thema eines Kompetenzzentrums für Bestandserhaltung sein, das derzeit von Berlin und Brandenburg aufgebaut werde. Gemeinsam wolle man Knowhow und Kontakte vermitteln und so Netzwerke zum Erhalt historischer Bücher fördern, sagte Ministerpräsident Platzeck.

Dirk Becker

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