Von Michael Klug: Winterparadies mit Luise
Skitag auf Gartenschaugelände lockt viele Einheimische / Geplante Eintrittsgelder erhitzen die Gemüter
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Oranienburg - Nach der rund zweieinhalb Kilometer langen Strecke haben Frank Oltersdorf und die rund 20 Teilnehmer des ersten Oranienburger Skilaufs im Schlosspark der Stadt eine rötlich-gesunde Farbe im Gesicht. „Es macht einfach Spaß, sich im Schnee zu bewegen. Und die Kulisse ist ja auch Klasse“, sagt Oltersdorf beim ersten Ski- und Schneetag am Wochenende auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Oranienburg.
Die Idee sei ihm ganz spontan gekommen, berichtet der Chef der Landesgartenschau GmbH: „Als ich dieser Tage von meinem Dienstzimmer aus den unberührten Schnee im Park gesehen habe, dachte ich: Warum nicht mal hier Ski fahren? Wer weiß, wann das wieder geht“.
Damit öffneten sich erstmals seit dem Ende der Landesgartenschau im Oktober die Tore zu dem 30 Hektar großen Gelände. So mancher Oranienburger hätte gern weitaus früher den Schlosspark als Tummelplatz genutzt. „Warum kann das nicht den ganzen Winter so sein? Hier gibt es einen Rodelberg und vor allem genügend Platz für die Kinder“, sagt Marlies Riederich, die mit ihrer Enkelin aus einem angrenzenden Plattenbauviertel zum Schneemann-Bauwettbewerb in den Park gekommen ist. Zumal Stukkateurmeister Friedrich P. Schuster aus Wandlitz im Schlosspark eine Eisstatue der Kurfürstin Luise Henriette von Oranien (1627-1667) angefertigt hatte.
Bisher war ihr wie allen Einwohnern nur der Blick über den Zaun vergönnt. „Der Park ist doch für alle da“, sagt Riederich. Dass das Areal ab Sommer 2010 nur gegen Zahlung einer Gebühr von 2,50 Euro betreten werden darf, macht sie wütend. „In der Stadt wohnen viele Hartz-IV-Empfänger, die sich das nicht leisten können.“ Anlässlich das Skitages wird klar, dass in der Gastgeberstadt der Landesgartenschau der Streit um die Nachnutzung noch immer anhält. In der Politik glaubt man indes, die teils hitzige Debatte um Eintrittsgelder und Öffnungszeiten hinter sich gebracht zu haben.
„Nach der Landesgartenschau im Herbst standen wir vor der Frage, ob Tore auf oder zu. Die Entscheidung für eine Öffnung gegen Eintritt haben die Stadtverordneten schließlich mehrheitlich getroffen“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD).
Beschlossen wurde, den Park erst ab Mai zu öffnen und dann eine Gebühr zu nehmen. Hauptargument der Volksvertreter war dabei die Furcht von Vandalismus, durch den sie die rund eine Million neu gepflanzten Blumen, Büsche und Bäume bedroht sahen. „Da wären Werte von hunderttausend Euro im Nu futsch gewesen“, sagt Laesicke.
Tatsächlich gab es schon düstere Zeiten im Schlosspark. So mancher Oranienburger erinnert sich, dass der Park noch vor wenigen Jahren ein „Treff für Penner“ war. Auch machten Jugendliche nachts Radau und warfen Bänke um. Stärker als die Angst vor Trunkenbolden und gelangweilten Jugendlichen dürften bei der Entscheidung allerdings die Kosten ins Gewicht gefallen sein, die für das in Aussicht genommene Nutzungskonzept veranschlagt werden.
Denn die Stadt plant, das Niveau der mit 600 000 Besuchern extrem erfolgreichen Gartenschau „mindestens zu 80 Prozent“ zu wiederholen, sagt Laesicke. Dazu sollen in diesem Jahr etwa 300 000 Blumenzwiebeln auf den rund 6000 Quadratmeter großen Freiflächen erblühen. Zudem will man mit Dutzenden von Veranstaltungen wie Hörspielkino oder Barockkonzerten die Besucher nach Oranienburg locken. Allein für die Pflege der Pflanzen sind 20 Gärtner notwendig.
Tageskarten für 2,50 Euro erscheinen da preiswert. Ab Herbst sind Jahreskarten für 20 Euro geplant. Zugleich soll das Projekt ein Testlauf für die langfristige Zukunft des Geländes sein. „Ende des Jahres werden wir entscheiden, ob sich der Aufwand lohnt und wir so weitermachen“, sagt Laesicke. Möglich seien zwei Varianten: eine kulturelle oder eine abgespeckte Blumenschau.
Michael Klug
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