Landeshauptstadt: Winzerbergs Unterwelt
Ab Herbst Besichtigung der Bunkeranlagen möglich
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Sanssouci - Der Bauverein für die Wiederherstellung des Winzerbergs hat eine Möglichkeit gefunden, den Besuchern Teile der im Zweiten Weltkrieg in den Hügel getriebenen Luftschutzbunker zugänglich zu machen. Mit dieser Mitteilung überraschte der Vereinsvorsitzende Roland Schulze am Samstag die Teilnehmer der ersten diesjährigen Baustellenführung durch die 1763 unter König Friedrich II. als Weinberg terrassierte, Mitte des 19. Jahrhunderts durch Lenné umgestaltete Anlage nördlich der Schopenhauerstraße.
Wie der Baudenkmalpfleger erläuterte, wird der auf zehn Metern gesprengte Eingang zum Augustastollen nicht wieder freigelegt, da dies Kosten von etwa 60 000 Euro verursachen würde. Vielmehr soll nun von der dritten Terrassenebene aus ein vertikaler Zugang gebohrt und mit Betonringen nebst Steigeisen ausgestattet werden. Er trifft hinter dem gesprengten Teil auf den drei Meter hohen und 2,70 Meter breiten Stollen, der vom Einstieg aus dann von den Besuchern betreten werden kann. In der unterirdischen Anlage hatten Hunderte Potsdamer im Frühjahr 1945 während der Luftangriffe und bei der Beschießung der Stadt durch die sowjetische Armee Zuflucht gesucht.
Schulze erklärte, die Stabilität der Bunkeranlagen sowie des vorgesehenen Einstiegs seien bautechnisch untersucht worden und gesichert. Dafür wurden auch Aufnahmen genutzt, die 1996 vom Katastrophenschutz angefertigt worden waren. Der Zugang könne bereits im Spätherbst fertiggestellt sein.
Diese Bauarbeiten sollen beginnen, wenn der Verein die Restaurierung der zu den Terrassen hinauf führenden Bacchustreppe abgeschlossen hat. Damit ist Ende Mai zu rechnen. Die dem Verein angehörenden Handwerker und anderen Baufachleute hatten die Treppe abgebaut, Mauerwerk, Kalksteinverkleidung und die aufliegenden Sandsteinstufen saniert und restauriert. Inzwischen ist das Bauwerk bereits wieder montiert, es folgen noch das nach seiner Ornamentik benannte „albanische Gitter“ der Brüstung und die Fertigstellung des in die Vorderfront eingefügten großen Bacchuskopfes, der der Treppe den Namen gegeben hat. Daran arbeitet der Restaurator Tom Zimmermann.
Wieder zugänglich sind bereits die Hohlräume unter der Treppe. Dies freut vor allem die Skudden aus dem Göhlsdorfer Koboldshof, die auch in diesem Jahr das Gras auf der Wiese zwischen Triumphtor und Terrassenanlagen kurz halten werden. Die Kleinschafe nutzen nämlich die Räume bei schlechtem Wetter als Unterstand.
Ein weiteres Ziel des Bauvereins für dieses Jahr besteht im Wiederaufbau des Portals mit Pergola, das von der Bacchustreppe auf die unterste Weinbergebene führt. Dazu wurden die beiden Seitenpfeiler abgebaut, um zunächst den Untergrund zu stabilisieren. 2008 soll dann die Sanierung der Terrassen beginnen. Zielstellung ist, das aufwändige Vorhaben innerhalb eines Jahrzehnts zu verwirklichen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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