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Von Guido Berg: „Wir alle haben einen Traum“

Initiative Mitteschön fordert Knobelsdorff-Fassade auch im Innenhof / Plattner-Spende würde ausreichen

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Innenstadt - Kampf ums Stadtschloss, zweiter Teil: Nach dem erfolgreichen Ringen für eine Knobelsdorff-Außenfassade betritt der Bürgerverein Mitteschön nun den Ring der öffentlichen Debatte, um auch im Innenhof eine Rekonstruktion der originalen Fassade von Knobelsdorff durchzusetzen. „Wir alle haben einen Traum“, sagte der junge Architekt Christopher Kühn – und wie der aussieht, ist seit gestern für jeden am Fortuna-Portal auf dem Alten Markt sichtbar. Eine von Kühn geschaffene und im Tor-Durchgang des Portals angebrachte Grafik simuliert die mögliche spätere Ansicht des Innenhofes, sollte er nach dem originalen Vorbild wiederentstehen. „Stellen Sie sich vor“, rief gestern Mitteschön-Protagonistin Barbara Kuster, „ein Barockkonzert im Innenhof, oder ein Rockkonzert für die Jugend, das brächte Geld in die Stadtkasse“.

Allerdings gebe es Informationen, wonach die vier übrig gebliebenen Konsortien, die sich um den Bau des Landtagsschlosses bewerben, allesamt nicht mit der historischen Fassade im Innenhof planen. Die Seitenflügel sollen dicker und der Südflügel in den Innenhof reingezogen werden. Zudem ist Kuster zufolge die Verwendung „ganz normaler Bürofenster“ geplant. „Das darf nicht passieren“, erklärte Barbara Kuster. Die „Kröte“ stelle das Raumprogramm dar, wonach alle Funktionen des neuen Landtages im Stadtschloss-Gebäude untergebracht werden soll, was „augenscheinlich nicht möglich ist“. Der Mitteschön-Aktivistin zufolge gebe es die Angst, wenn nicht genug Platz für alle Abgeordnete eines vereinten Bundeslandes Berlin-Brandenburg im Haus sei, würden sich die Berliner nicht für Potsdam als gemeinsamen Parlamentssitz entscheiden. „Das ist ein Denkfehler“, erklärte Barbara Kuster. Mit historische Rekonstruktion des Innenhofes hätte der Bau eine derartige nationale und internationale Bedeutung, dass „sich die Berliner Abgeordneten alle Finger danach lecken“ würden, darin zu tagen, auch wenn sie ihre Büros in einem anderen Gebäude am Alten Markt hätten. Daher schlage der Bürgerverein vor, zunächst einen Landtag mit großem Plenarsaal für alle Berliner und Brandenburger Abgeordneten, die Büros jedoch nur für die Brandenburger Abgeordneten zu bauen. Nach der Länderfusion nach zehn oder 15 Jahren könnten dann am Platz noch Büros für die Berliner Abgeordneten errichtet werden.

Es wäre „widersinnig, jetzt leere Büros zu schaffen, die erst in zehn oder 20 Jahren genutzt werden“, sagte auch der Vorsitzende des Vereins Potsdamer Stadtschloss, Michael Schöne. „Wir dürfen uns keinen architektonischen Mischmasch leisten“, so Schöne weiter. Es bestehe nach den jetzigen Planungen die Gefahr, dass eines der wichtigsten Bauwerke Potsdams misslingt. Schöne zufolge sei die Kostenfrage kein Argument: Die Differenz der Knobelsdorff-Fassade zu einer anderen Fassade würde eigenen Berechnungen zufolge für die Außenseiten 11,8 Millionen Euro und für den Innenhof 6,8 Millionen Euro betragen. Die von SAP-Gründer Hasso Plattner in Aussicht gestellten 20 Millionen Euro zugunsten der Knobelsdorff-Fassade würde demzufolge für die Außen- als auch die Innenseite reichen, argumentiert Schöne.

Mitteschön ruft für Sonntag, den 2. November, ab 16.30 Uhr, zu einer Demo zugunsten einer kompletten Knobelsdorff-Fassade für das Stadtschloss auf. Ort: Fortuna-Portal auf dem Alten Markt.

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