Landeshauptstadt: „Wir benötigen 40 neue Fachkräfte“
Ab Juli beginnt eines der größten Bauprogramme der Schlösserstiftung. Alfons Schmidt über Geld und Verwendung.
Stand:
Die Stiftung erhält 77,5 Millionen Euro Sonderzuwendungen für die Rettung der Baudenkmale und Parke des Welterbes Wann werden Sie in der Lage sein, mit der Umsetzung des Programms zu beginnen?
Unser ehrgeiziges Ziel: bereits im Juli dieses Jahres. Schwerpunkt wird dann das Neue Palais sein, 2012 zentraler Ort für die Veranstaltungen zum 300. Geburtstag König Friedrichs II. Bis Ende 2011 sollen 15,5 Millionen Euro eingesetzt werden, um den Besuchern dann wieder mehr als jetzt 30 und vor allem andere der 100 Prunkräume zeigen zu können. Hinzu kommen die Sanierung der Kolonnade, für die etwa die gleiche Summe erforderlich ist, die Gestaltung der dazwischen liegenden Fläche, der Mopke, als Festplatz und des gärtnerischen Umfeldes, unter anderem durch Wiederherstellung des friderizianischen Heckentheaters. Beim Palais haben wir unser Konzept geändert, nachdem die mangelnde Tragfähigkeit der Decke zwischen Marmor- und Grottensaal festgestellt wurde. Die beiden Festsäle müssen zum Friedrich-Jubiläum gezeigt werden können, deshalb werden sie nun nicht zum Schluss, sondern als erste in Angriff genommen. Wenn die Friedrich-Feiern vorbei sind, geht es im Neuen Palais, dessen Sanierungskosten insgesamt auf 126,5 Millionen Euro geschätzt werden, erst richtig los. Dann kommen die Räume an die Reihe, in denen heute noch die Plankammer, Depots und Werkstätten untergebracht sind. Für deren Verlagerung werden wir von der Stadt Potsdam das ehemalige Gebäude des Hans-Otto- Theaters in der Zimmerstraße ankaufen.
Das provoziert die Frage, wie Sie diese Aufgaben, die ja ein immenses Maß an Vorbereitungs- und Planungsarbeiten erfordern, mit zwei Handvoll Baudenkmalpflegern lösen wollen
Abgesehen davon, dass unsere erfahrenen, hochqualifizierten Baudenkmalpfleger angesichts der neuen Möglichkeiten von einer wahren Aufbruchsstimmung erfasst sind, brauchen wir selbstverständlich weiteres Personal. Bisher standen uns jährlich nicht einmal zehn Millionen Euro zur Verfügung, für die zum Beispiel rund 8000 Rechnungsvorgänge bearbeitet werden mussten, jetzt geht es aber zusätzlich bereits 2008 um 16,9 Millionen, die bis 2012 auf 32,2 Millionen steigen. Wir werden deshalb etwa 40 neue Fachkräfte benötigen, nicht alle auf Dauer, sondern zum Teil auch projektbezogen.
Nun ist das Neue Palais nicht das einzige Denkmal, das dringend der Sanierung und Restaurierung bedarf
Keineswegs. Von 2009 bis 2012 wollen wir für 9,4 Millionen Euro die Fassaden und Terrassen des Schlosses Babelsberg sanieren, dann folgt die Museumsrestaurierung. Aufwändige Arbeiten stehen hier auch für Nebengebäude wie den Flatowturm sowie nach Abbruch der Bauten zur Rückführung des Parkteils, der von der Universität aufgegeben wurde, auf seine ursprüngliche Gestaltung bevor. Für das Schloss Cecilienhof werden wir zur Sanierung des Dachstuhls und der Fassaden, aber auch für eine moderne Heizung und für Innenräume ebenfalls zwischen 2009 und 2012 sieben bis neun Millionen Euro einsetzen. Im Schloss Berlin-Charlottenburg sind für die Dächer und Fassaden im gleichen Zeitraum 11,2 Millionen und für das Mausoleum 2,3 Millionen Euro vorgesehen. Auf der Pfaueninsel werden wir, im Hinblick auf den 200. Todestag der Königin Luise im Jahr 2010, Arbeiten am Schloss und an den Gartenarchitekturen ausführen. Das Fährhaus wird Besucherzentrum.
Bleibt da noch Zeit für kleinere Vorhaben?
Die durch unseren bescheidenen laufenden Etat möglichen und begonnenen Projekte werden fortgesetzt. 2012 soll das Marmorpalais im Neuen Garten einschließlich Seemauer, Terrasse und unterirdischem Küchenbau komplett fertig gestellt sein. Die Sanierungsarbeiten am Orangerieschloss laufen weiter, für die Römischen Bäder werden sie 2009 beginnen. Schloss Grunewald wird in diesem Jahr fertig. Damit die Wasserspiele weiter sprudeln, sind Arbeiten in der Moschee und die Sanierung des Beckens auf dem Ruinenberg vorgesehen. Die Maßnahmen an Brücken, im Wegebau, an Skulpturen auch möchte ich jetzt nicht detailliert aufführen – es sind sehr viele.
Schwer, angesichts der Fülle der Aufgaben den Überblick zu behalten
Dafür haben wir ein klares Konzept mit drei Schwerpunkten: den Arbeiten für die Museumsschlösser, insgesamt 33, einschließlich einer qualifizierten Besucherbetreuung. Zweitens die Verbesserung der Infrastruktur, so den Neubau beziehungsweise die Modernisierung von Depots und Werkstätten, für unser Dokumentations- und Informationszentrum und für Büros. Und drittens die vorrangige Beseitigung der dringlichsten Missstände, beispielsweise im Brandschutz und im rationellen Einsatz von Energie.
Werden die Besucher in den nächsten Jahren hilflos zwischen einem Dutzend Baustellen umherirren?
Wir werden während der Arbeiten in den Museumschlössern nicht weniger Räume zeigen als zuvor, allerdings nicht immer die gewohnten. Wo es möglich ist, wollen wir die Baustellen zu Schaustellen machen, auf denen die Besucher den Fortgang der Sanierung und Restaurierung miterleben können. Dafür haben wir eigens einen Baustein „Kommunikation und Vermittlung“ geschaffen. Entscheidend ist aber, dass wir mit Hilfe der Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg bis 2012 zunächst zwei moderne Besucherzentren einrichten. Das erste entsteht an der Historischen Mühle, durch einen Neubau an der Stelle des historischen Schweizerhauses und die Nutzung der Nebenhäuser, das zweite im Südtorgebäude am Neuen Palais. Hier haben wir uns auch zum Neubau einer Gaststätte entschlossen. Beide Projekte kosten zusammen etwa 14 Millionen Euro. Das dritte Besucherzentrum soll in Charlottenburg entstehen.
Die Fragen stellte Erhart Hohenstein
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