Landeshauptstadt: „Wir brauchen einen Neger“
Wie sich ein Potsdamer Sozialdemokrat auf einer USA-Reise mehr als daneben benahm
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In der Potsdamer SPD tritt er kaum in Erscheinung – in den USA hingegen hat er für viel Aufregung gesorgt. Das Potsdamer SPD-Mitglied Randolph Krüger, so berichtete gestern das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, soll mit seinem Auftreten und Äußerungen während einer USA-Reise von Bundestagsabgeordneten zu einem Beschwerdebrief des Generalkonsuls von San Francisco geführt haben. Die Wellen schlagen jetzt hoch – bis hinein in den Potsdamer SPD-Ortsverein.
Krüger ist Referent im Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung des Bundestages und organisierte während der Pfingstferien für sieben Bundestagsabgeordnete eine elftägige Reise durch Kanada und die USA. Im sonnigen Kalifornien sollen sich die Mitglieder der deutschen Delegation – allen voran Krüger – derart daneben benommen haben, dass Generalkonsul Rolf Schütte ihr Verhalten insgesamt als „unangemessen bis schikanös“ bewertete.
So notierte Schütte laut „Spiegel“ auch, dass Krüger im Vorfeld der Dienstreise „wiederholt“ darauf hingewiesen haben soll, „dass das Programm bitte nicht mit inhaltlichen Terminen zu überfrachten sei und genug Zeit zur freien Verfügung bleiben möge“. Auch soll Krüger „um eine Zusammenstellung von Theater- und Konzertveranstaltungen und von Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere der Schuhgeschäfte“ gebeten haben.
Eigentlicher Stein des Anstoßes ist aber die Begebenheit mit dem Rollstuhl. Laut Krüger seien die Gastgeber darüber informiert gewesen, dass die CDU-Abgeordnete Annette Widmann-Mauz einen Rollstuhl benötige, da sie sich den Fuß gebrochen hatte. Zunächst gab es keinen Rollstuhl, doch Schütte besorgte das Gefährt – das bei den Gästen für Empörung gesorgt haben soll. Widmann-Mauz laut „Spiegel“: „Es war ein Krankenstuhl mit kleinen Beinen, wie aus alten US-Filmen.“Auch könne sie ihn nicht allein bewegen. Und dann soll Krüger, so erinnert sich Schütte, gesagt haben: „Wir brauchen einen Neger, der den Rollstuhl schiebt.“
Vom „Spiegel“ befragt, erklärte Krüger im Nachhinein, er wolle „nicht ausschließen, das ich das gesagt habe. Wenn die so ein famoses Gerät angeschleppt hatten, dann sollten sie wenigstens mit anfassen.“ Ähnlich äußerte sich Krüger gestern auch gegenüber dem Potsdamer SPD-Kreisvorsitzenden Mike Schubert.
Für andere Potsdamer Sozialdemokraten war Krüger gestern nicht zu sprechen. Kreisgeschäftsführer Daniel Rigot jedenfalls bekam keinen Kontakt zu dem 51-Jährigen. Krüger war nicht telefonisch und auch nicht unter seiner E-Mail-Adresse erreichbar. Von der Pressestelle des Bundestages hieß es lediglich: „Wir kommentieren diese Sache nicht.“
Der Vorfall sei in erster Linie eine beamtenrechtliche Angelegenheit des Bundestages, sagte Schubert. Er verwies darauf, dass Krüger in der Potsdamer SPD „keiner aus der vorderen Reihe ist – das macht die Sache aber nicht besser. Mitglieder und Mitarbeiter des Deutschen Bundestages sind im Ausland Botschafter unseres Landes. Ihnen darf eine solche Äußerung nicht geschehen“, so Schubert. Er empfahl dem Ortsverein Potsdam-West, sich auf der nächsten Vorstandssitzung mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Krüger ist Mitglied im Ortsvereinsvorstand. Ansonsten ist er seit einigen Jahren aktiv im Verein Brandenburger Vorstadt e.V. Wie Vereinsvorsitzender Manfred Menning sagte, sei Krüger Mitorganisator des Wohngebietsfestes Affe, Schaf und Känguru – und Mitglied der Arbeitsgruppe Ordnung und Sicherheit.
Michael Erbach
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