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Sport: „Wir erreichen pro Saison zirka 60 Millionen TV-Haushalte“

Klaus Brüggemann, Geschäftsführer des SV Babelsberg 03, schlägt Runden Tisch der Leistungssportvereine vor

Stand:

Herr Brüggemann, auf der Leistungssportkonferenz am Mittwochabend in Potsdam klagten zahlreiche Vereine darüber, wie wirtschaftlich schlecht es ihnen geht, weil nach dem öffentlichen Streit in den letzten Monaten um Sponsoring in Potsdam die Unterstützung durch Stadt und Wirtschaft bröckelt. Sie waren Teilnehmer der Konferenz, doch von Ihnen war nichts zu hören. Hat der SVB keine Geldsorgen mehr?

Grundsätzlich haben auch wir mit der Wirtschaftlichkeit zu kämpfen. Wir haben aber gerade am heutigen Donnerstag vom DFB für die komplette Saison die wirtschaftliche Unbedenklichkeit bestätigt bekommen. Ich bin der Meinung, das Jammern nicht immer etwas nützt. Der SV Babelsberg 03 ist durch die Diskussionen in der Vergangenheit auch Betroffener und Leidtragender, weil auch bei uns aufgrund der negativen Berichterstattung diverse Sponsoren abgesprungen sind. Ich musste mich am Mittwochabend schon zusammenreißen, um mich nicht zu einigen Dingen zu äußern.

Zu welchen?

Mich hat ein wenig erschreckt, wie insbesondere in der Transparenzkommission unfachlich und unspezifisch an das Thema Sponsoring herangegangen wird. Sportförderung betrifft klassisch in erster Linie kleinere Vereine, die nicht so im öffentlichen Fokus stehen. Sponsoring ist ein Marketinginstrument, das messbar ist. Das wird beides zu sehr in einen Topf geworfen. In der Transparenzkommission wie auch jetzt in der Leistungssportkonferenz hätte ich mir einen Vermarktungsexperten von Potsdam-Tourismus gewünscht, weil die Stadt selbst mit ihren tollen Kulturgütern, Schlössern und Gärten nicht im Ansatz die Kommunikationswerte erreicht, die Turbine Potsdam und der SV Babelsberg 03 schaffen. Wir alleine als Nulldrei erreichen nach Berechnungen des DFB pro Saison über 60 Millionen TV-Haushalte.

Haben es Babelsberg und Turbine möglicherweise bei der Sponsorensuche leichter als andere Vereine, weil Fußball in Deutschland Sportart Nummer eins ist?

In Potsdam nicht wirklich. Grundsätzlich ist es natürlich so, aber hier ist es halt so, dass dieser Gewinn für die Stadt und das Umfeld nicht gesehen wird. Dass Fußball hochattraktiv ist, dass über den Fußball – ob durch Turbine oder den SV Babelsberg – Potsdam in Deutschland und international immer wieder in den Blickpunkt rückt. Dies wird meiner Meinung nach nicht genügend gewürdigt. Zurzeit nützt uns das ganze positive Image des Fußballs grundsätzlich nichts, weil in den letzten Monaten in Potsdam viel kaputtgeredet wurde. Das ist schade für die kleinen Vereine und es ist auch bitter für uns, weil auch wir durch die Diskussionen einen Großteil von Sponsoren in den letzten Monaten nicht gewinnen konnten.

Die EWP, die in der Vergangenheit in den Schlagzeilen stand, ist nach wie vor größter Sponsor des SVB. Am Mittwochabend wurde bekannt, dass die EWP-Geschäftsführung die Sponsorengelder für 2012 bewilligt hat. Haben Sie schon Signale, dass die EWP auch im kommenden Jahr zu Ihrem Verein steht?

Grundsätzlich sind wir in Gesprächen mit den verantwortlichen Personen. Aber wenn ich heute morgen in der Zeitung lesen muss, dass der SV Babelsberg 03 ja auf Gelder kommunaler Unternehmen verzichten könne, dann stellen sich nicht nur bei mir die Haare zu Berge. Das ist nicht seriös. Die EWP ist kein Mäzen und kein Gönner. Sie handelt als Unternehmer und wir bieten der EWP messbare Marketingleistung durch unseren Verein.

Was können Sie ihren Kollegen in anderen Leistungssportvereinen der Stadt raten?

Das ist grundsätzlich schwierig, weil ich die Interna der anderen Vereine nicht kenne. Es ist auch nicht mein Aufgabe, anderen Vereinen Ratschläge zu geben. Ich war mir aber kürzlich mit Bernd Schröder (Potsdams Turbine-Trainer/d. Red.) schon einig, außerhalb der Politik mal einen Runden Tisch der maßgeblichen Vereine zusammenzuholen. Da sind wir gern die Einladenden. Zumal ich bei ersten Gesprächen schmerzlich erfahren musste, dass zu viel von wir und ihr gesprochen wird. Ich dachte anfangs, ich hätte mir eine ansteckende Infektion eingehandelt, wenn ich für den SV Babelsberg in der Stadt unterwegs war. Ich finde das bitter und schade und würde mir wünschen, dass die Sportvereine die gleiche Sprache sprechen und dass unterschiedliche Vorbehalte mal ad acta gelegt würden. Dann hätte man sicher auch hier und da mehr Mitspracherecht und eine bessere Lobby als Sport.

Das Interview führte Michael Meyer.

Klaus Brüggemann (52) ist seit Mitte August dieses Jahres neuer Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03. Er kann auf langjährige Erfahrungen bei Hertha BSC zurückgreifen.

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