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Landeshauptstadt: „Wir finden nichts negativ“

Entente Florale-Jury auf Rundgang durch Potsdam / Kritik an Verwaltung

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Entente Florale-Jury auf Rundgang durch Potsdam / Kritik an Verwaltung Der Wettergott steht auf Potsdams Seite beim Europäischen Städtewettbewerb „Entente Florale“. Denn trotz schlechtester Prognosen weist die Sonne der europäischen Jury den Weg durch die Landeshauptstadt, die sie gestern bewertete. Und schon dieser Weg sei außergewöhnlich für die Teilnehmer, sagte Sigrid Sommer, Bereichsleiterin Marketing und Kommunikation in der Stadtverwaltung. „In anderen Städten ist die Jury meist nur mit dem Bus umhergefahren.“ In Potsdam erreichen die 13 Jurymitglieder auf Schusters Rappen, mit dem Bike-Taxi oder per Schiff die Stationen. Die Landeshauptstadt holte 2004 im nationalen Entente Florale-Wettbewerb eine Goldmedaille. Gleichzeitig wurde Potsdam als einzige deutsche Stadt für den diesjährigen Europa-Ausscheid im Wettbewerb um attraktives Erscheinungsbild und Lebensqualität ausgewählt, in dem sie sich nun gegen zehn Mitbewerber aus ganz Europa behaupten muss. Die endgültige Entscheidung über Potsdam Platzierung fällt erst, wenn alle Bewerberstädte bereist sind – und noch steht für die Jury eine Stadt in Tschechien auf dem Programm. Die Dampferfahrt von der Meierei im Neuen Garten zur Nuthemündung in Zentrum-Ost ist der Zeitraffer des Bildes, das die Stadtverwaltung der Jury während der eintägigen Bewertungstour vermitteln will: eine lebenswerte Stadt im Wandel. Am nördlichsten Punkt des Neuen Gartens sieht man noch verfallene Reste der einstigen Grenzstation am Wasser, im Rücken strahlt die sanierte Meierei. „Es ist gigantisch, was in Potsdam seit der Wende passiert ist“, staunt das österreichische Jurymitglied Monika Hetsch. „Potsdam ist wieder eine grüne Stadt“, spielt sie auf den Film an, den Oberbürgermeister Jann Jakobs der Jury gezeigt hatte. Es war ein Flug über die brandenburgische Landeshauptstadt kurz nach der Wende: mit maroder Innenstadt, verfallenen Villen in der Berliner Vorstadt und dem Betonband, der Mauer. Beim Jury-Vorsitzenden, dem Iren Luke Griffin, hinterließ der Film einen „nachhaltigen Eindruck“. „Ich sah ein Paradies hinter Gittern.“ Und fügt hinzu: Ein Paradies, „das im Begriff ist, wiedererweckt zu werden“. Die europäischen Juryteilnehmer entdecken Potsdam vom Wasser aus neu. Stationen, die sie bereits besucht haben, lugen jetzt hinter Bäumen und Sträuchern hervor. Kritikpunkte an der Stadt am Wasser? Fehlanzeige! Nicht, weil Potsdam nichts zu verbessern hat. „Wir finden gar nichts negativ, sondern kommen und schauen uns um“, so das österreichische Jurymitglied Monika Hetsch. Wichtig sei vor allem die Lebensqualität, die sich ja auch durch Stadtdekoration zeige. „Und ich glaube, Potsdam hat eine wirkliche hohe Lebensqualität“, so Hetsch. Der Juryvorsitzende Griffin konkretisiert: „Wir schauen, ob die Menschen die Landschaft schützen, sie als Gut betrachten.“ Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz ist sich sicher, gerade auf diesem Feld große Fortschritte in der Stadt gesehen zu haben. „In den vergangenen zwei Jahren Entente Florale habe ich ein enormes Engagement bei allen Beteiligten gesehen.“ Doch genau dort wird Kritik laut. Geschäfts- wie Privatleute in der Benkertstraße im Holländischen Viertel fühlen sich außen vor gelassen. „Seit einigen Jahren bepflanzen wir die Baumscheiben an den Gehwegen, begrünen die Straße“, erklärt Jirka Witschak von der Milieugaststätte La Leander. Bei einer Begehung mit Antje Solmsdorf, Bereichsleiterin Grünflächenamt, war diese begeistert über das Anlieger-Engagement. Doch der Rundgang der Jury, geplant durch die Verwaltung, hat die Benkertstraße ausgespart. „Durch dieses Verwaltungshandeln wird der Stadt doch die Chance genommen, besser abzuschneiden“, empört sich der Gastronom. Grün allein ist aber nicht ausschlaggebend beim Votum der Jury. Deren Vorsitzender Luke Griffin gibt ein Beispiel: „Als ich aus dem Hotel auf die Hegelallee trat, sah ich ein wunderschön saniertes Barockhaus. Da braucht man keine Blumen zur Verschönerung.“

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