Landeshauptstadt: „Wir geben Image“
Vom Verein SEKIZ organisiert: Streitgespräch über Firmen-Sponsoring und Ehrenamt
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Es sollte ein Streitgespräch zum Thema „Wirtschaftsunternehmen und Ehrenamt - passt das zusammen?“ werden. Doch die Podiums-Gäste, die der Verein SEKIZ am Donnerstagabend in die Hermann-Elflein-Straße 11 geladen hatte, deuteten zunächst an, dass sie die Frage auch mit einem schlichten „Ja“ beantworten könnten. Der Nauener Wirtschaftsvertreter Herbert Exler, Regine Priller von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und Oliver Bohrisch, Chef des Vereins Potsdamer Tafel, waren sich mit den Worten Bohrischs „alle einig, dass mit einem größeren Portemonnaie auch eine größere Verantwortung einhergeht“.
Der Abend hätte also auch im allzu großen Konsens untergehen können. Doch Moderator und Journalist Sven Rosig nährte mit gezielten Fragen den Spaltpilz, so dass eine Polarisation gelang. Unternehmen sponsorten die ehrenamtlich geführten Vereine nicht ohne Eigennutz. Ob es da auch Gefahren gibt? Grenzen des Einflusses?
Bohrisch verneinte zunächst. „Ich sehe nicht, dass wir zur Marionette eines Dritten werden könnten.“ Um so mehr Geld der Verein bekomme, um so mehr Ausgabestellen könne er betreiben. Später fiel ihm ein, dass es auch „Sponsoren“ gebe, deren Hilfe er ablehne. Etwa wenn diese dem Verein ein Fahrzeug zur Verfügung stellen wollen, um dann im Stile von Drückerkolonnen Firmen mit dem Angebot anzusprechen, auf dem Fahrzeug für sich zu werben. „Wir geben Spendenbescheinigungen – und wir geben Image“, so Bohrisch.
Herbert Exler, Geschäftsführer der BSH Hausgerätewerk Nauen GmbH, rechtfertigte die auch von ihm berücksichtigte Devise: „Tue Gutes und rede darüber“: „Wenn man sein Engagement nicht ständig heraus brüllt, denken viele, die machen überhaupt nichts.“
Die DMSG, erklärte Regine Priller, werde „von den Pharmafirmen hofiert“. Viele Ehrenamtler würden oft gar nicht merken, dass sie beeinflusst werden. An DMSG-Mitglieder würden interessante Zeitungen geschickt, bei denen man nur anhand der größten Anzeigen erkennen könne, von welcher Firma sie bezahlt werde. Die Formen der Beeinflussung seien sehr subtil. Daher gebe es bei der DMSG auch Grundsätze im Umgang mit Firmensponsoring. So würden an Patienten keine bestimmten Medikamente empfohlen.
Exler erklärte, warum seine Hausgerätefirma Vereine sponsore und sich an Projekten beteilige. Sein Unternehmen wolle an die Jugend heran und sie für technische Berufe begeistern. „Wir wollen uns gegenüber der Jugend gut darstellen.“ Seine Firma müsse auch daran denken, auch in Zukunft qualifizierte Beschäftigte zu haben.
Im Weiteren drehte sich die Debatte – angeregt durch Sven Rosig – um den Rang, den Ehrenamtler in der Gesellschaft einnehmen. Aus dem Publikum meldete sich Thomas Sauer, der vermutet, Ehrenamtler würden nicht geschätzt, weil sie nicht innerhalb einer Hierarchie eingeordnet werden könnten. „Ein Ehrenamtler hat keinen Chef. Er ist frei, das macht ihn vielleicht bedrohlich.“ Dem widersprach Bohrisch: Auch im Verein gebe es eine Linie „und entweder, du marschierst mit oder nicht“. Es gebe auch in Vereinen eine Hierarchie. Guido Berg
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