
© Olaf Möldner
Sport: „Wir haben alle gezockt“
Potsdams Stabhochspringerin Caroline Hasse über ihren Jugend-Titel und den knapp verpassten Weltrekord
Stand:
Caroline Hasse, Sie sind am Wochenende in Halle/Saale mit neuem Deutschen A-Jugend- Rekord Deutsche Hallen-Jugendmeisterin im Stabhochsprung geworden. Waren Ihre dabei geschafften 4,40 Meter vorgesehen?
Ich wusste, dass ich für Gold in diesen Bereich springen muss, denn ich hatte starke Gegnerinnen. Ich habe mich also vorher mit einer solchen Höhe gedanklich auseinandergesetzt und gehofft, sie zu schaffen. Sicher war ich mir aber nicht.
Eine Woche vorher hatten Sie im Potsdamer Stern-Center den Rekord schon auf 4,35 Meter geschraubt. Hat Sie die daraus resultierende Favoritenrolle belastet?
Nein, obwohl es für mich eine neue Erfahrung war, weil ich sonst nach Verletzungen nicht als Favoritin in Deutsche Meisterschaften gegangen bin. Ich habe die Favoritenrolle jetzt auch nicht so richtig an mich herankommen lassen, sondern mich nur als eine von vielen Titelanwärterinnen gesehen.
Sind Sie ein Wettkampftyp, der sich bei solchen Springen steigern kann?
Ja, ich denke schon. Wettkämpfe sind das beste Training.
Stabhochsprung besteht auch aus Pokern, das heißt dem Auslassen von Sprüngen der Konkurrenz. Sie haben das jetzt in Halle mehrmals gemacht. Sind Sie eine Zockerin?
Ich sag mal so: Man muss immer sehen, ob es sinnvoll ist, eine Höhe zu springen oder nicht, weil man bis zum Schluss Energiereserven haben muss. Deshalb haben wir alle am Samstag gezockt. Wir haben alle irgendwelche Höhen ausgelassen.
Wird man unsicher, wenn der erste Sprung – bei Ihnen der über 3,90 Meter – nicht gleich klappt?
Ich war zwar nicht wirklich unsicher, weil ich wusste, dass ich die Höhe schaffen kann. Ein bisschen aber schon.
Mit dem Titel in der Tasche haben Sie noch den neuen U20-Weltrekord von 4,51 Metern auflegen lassen. Waren das ernsthafte Versuche?
Ja, denn bei den 4,40 war noch reichlich Luft zwischen mir und der Latte. Aber es hat dann doch nicht geklappt.
Wird die Höhe weiter Thema für Sie sein?
Sicher, denn man will sich ja immer steigern. Ich denke aber nicht, dass ich mir diese Höhe so noch einmal aussuchen kann. Bei den Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen werden statt dessen sicher die 4,50 Meter aufgelegt.
Was wird für Sie bei diesen Titelkämpfen in Karlsruhe drin sein? Sie sind derzeit Fünfte der deutschen Jahresbestenliste der Frauen.
Ich fahre als absolute Außenseiterin dorthin, um Erfahrungen zu sammeln für das nächste Jahr, in dem ich keine Juniorin mehr sein werde. Sollte ich nochmal was raufpacken können, würde das sicher interessant werden. Ich rechne mir dort aber keine wirklichen Chancen aus.
Ihre Besthöhe betrug vor wenigen Wochen noch 4,25 Meter, jetzt haben Sie die 4,40 Meter sicher bewältigt
Ich habe das noch gar nicht so richtig realisiert, das geht alles gerade so schnell. Es hängt sicher damit zusammen, dass ich gegenüber dem letzten Jahr meinen Anlauf um vier auf 15 Schritte verlängert habe und auch härtere Stäbe verwende, die jetzt 4,45 statt 4,30 Meter lang sind. Das bringt logischerweise eine Höhensteigerung mit sich.
Ihre fünf Jahre jüngere Schwester Paula, die jetzt ebenfalls die Potsdamer Sportschule besucht und Leichtathletin ist, hat sich auch schon im Stabhochsprung versucht. Wird sie mal eine ernsthafte Konkurrenz für Sie werden?
In der 7. Klasse, in die sie jetzt geht, legt man sich meist noch nicht auf eine Disziplin fest. Sie soll das machen, was ihr Spaß macht. Alles andere werden wir sehen.
Das Interview führte Michael Meyer.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: