
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: „Wir haben auch Denkmäler restauriert“
„Wir wollen nicht den schnellen Euro. Wir sind keine Händler.“ „Wir brauchen keine Luxuswohnungen als Mietwohnungen.“ Der Unternehmer Theodor Semmelhaack über Architekturkritik, neue Pläne und wie alles begann
Stand:
Sie haben viele Wohnungen gebaut. Wissen Sie wie viele?
Es sind insgesamt etwa 17000 Wohneinheiten.
Wie viele davon in Potsdam?
Etwa 6000, allerdings sind das nicht alles Neubauwohnungen, sondern wir sanieren auch Wohnungen im Bestand.
Was mir aufgefallen ist, Sie verkaufen nicht alle ihre Wohnräume, Sie vermieten auch viel.
Semmelhaack ist mal Bauträger gewesen, das sind wir heute zwar auch noch, aber nur im kleinen Stil. Heute bauen wir fast ausschließlich für den eigenen Bestand. Wohnanlagen, die in der Regel nicht verkauft, sondern langfristig vermietet werden.
Das muss man sich auch leisten können. Sind Sie gar nicht auf den Rückfluss der Mittel angewiesen?
Die Mieteinnahmen finanzieren die neuen Immobilien. Aber ganz ohne Verkäufe geht es nicht. Wir haben einige größere Pakete verkauft. In Potsdam investieren wir jedoch für den langfristigen Bestand. Wir haben bundesweit sehr viele Pflegeeinrichtungen gebaut, von denen die eine oder andere verkauft wurde.
Sie sind der einzige private Investor in Potsdam, der in nennenswertem Umfang in den Geschosswohnungsbau investiert. Haben Sie dafür eine Erklärung? Warum können Sie, was sich andere Investoren nicht wagen?
Das müssen Sie andere Investoren fragen, warum die das nicht können. Wir bauen energieeffiziente Wohnungen nach KfW-40-Standard, die geringe Nebenkosten verursachen. Wir sehen das als langfristige Strategie. Wenn man das langfristig macht, kann man Mietwohnungsbau sicherlich betreiben.
Viele Investoren rechnen in kürzeren Zyklen
wir sind kein Händler, sondern Bestandshalter.
Sie wollen nicht den schnellen Euro?
Nein, wir wollen nicht den schnellen Euro. Wir haben in Potsdam kaum etwas verkauft mit Ausnahme von Eigenheimen, da sind wir natürlich Bauträger.
Was ist ihr Erfolgsrezept?
Was ist mein Erfolgsrezept? Fleiß vielleicht, hart arbeiten.
Wie haben Sie mal angefangen?
Ganz klein. 1978 habe ich angefangen mit der Hauptgesellschaft, mit der wir auch heute noch arbeiten. Da war ich jung, rechnen Sie selbst, heute bin ich 52.
Sie haben mit knapp über 20 angefangen, womit genau?
Mit einem Einfamilienhaus. Im ersten Jahr waren es 30 Häuser, im zweiten 130. So wurde es immer mehr, im dritten Jahr waren es schon einige hundert. Nach Potsdam gekommen sind wir 1992. Das erste Gebiet, das wir hier gemacht haben, war das in Potsdam-Eiche mit ungefähr 900 Einheiten.
Ihr erstes Haus steht noch?
Das steht noch (lacht).
Von der Pike auf. Was hat sie angetrieben? Was sind ihre Motive?
Spaß an der Arbeit und Spaß an der Sache. Ich bin ein bisschen getrieben auch von der Familie. Mein Vater war Architekt. Da gab es natürlich auch eine gewisse Beziehung zur Immobilie.
Haben Sie eigentlich eine eigene Bauindustrie hinter sich oder kaufen sie die Bauleistungen projektspezifisch ein?
Das kaufen wir projektweise nach Ausschreibung ein.
Nun bauen Sie ja in Serie
Was heißt für Sie in Serie? Wir bauen keine Häuser in Serie.
Was ist mit den Eigenheimen?
Am Krongut bauen wir Einfamilienhäuser, aber jedes Haus dort ist anders. Es gibt dort kein Serienhaus.
In Neu Fahrland gibt es zumindestens Haustypen.
Das ist Jahre her. Als aktuelles Eigenheim-Gebiet machen wir nur das Krongut. Da ist jedes Haus individuell. In Fahrland-Eisbergstücke haben wir natürlich Doppel- und Reihenhäuser gebaut, die typisiert sind. Aber die Einfamilienhäuser, die dort entstehen, werden auch individuell nach den Wünschen der Erwerber errichtet.
Haben Sie Verständnis dafür, dass in einer Stadt wie Potsdam Architektur und Städtebau öffentlich kritisch diskutiert und ein hohes Niveau gefordert wird?
Dafür habe ich völliges Verständnis. Beim City-Quartier am Hauptbahnhof, auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes, haben wir sogar Architektenwettbewerbe gemacht. Wir haben mittlerweile verschiedene Architekturbüros, die untereinander im Wettbewerb stehen. Wir sind natürlich in vielen Fällen auch an Bebauungspläne gebunden. Wir müssen zudem das bauen, was der Markt aufnimmt. Wir brauchen keine Luxuswohnungen als Mietwohnungen. Wir decken den Markt ab, wo auch Nachfrage ist, bei kleinen bis mittleren Wohnungsgrößen.
Sie sind auch persönlich Angriffen von Architekturkritikern ausgesetzt gewesen. Wenn ich an die Ribbeckstraße denke
Wenn Sie Nachbarn als Architekturkritiker bezeichnen, dann ja.
Wie gehen Sie damit um? Trifft Sie das?
Nein, ganz und gar nicht. Der Dreiseitenhof ist als ,Kaserne’ bezeichnet worden. Das sind drei mal sechs Wohnungen. Sehen Sie sich den Entwurf an, ich weiß nicht, wieso das eine Kaserne sein soll. Apropos Architekturkritik, nur wenige wissen, dass wir auch tolle Denkmäler restauriert haben, etwa die Villa Arnim oder jetzt, die Kossetenhäuser an der Potsdamer Straße
Sie könnten Kritik entgehen, indem sie das Grundstück an der Ribbeckstraße verkaufen.
Wenn jemand bereit ist, das Grundstück zum Verkehrswert zu kaufen, dann gern. Aber verschenken kann ich das Grundstück nicht.
Wann geht der Bau los in der Ribbeckstraße?
Ich weiß nicht, warum Sie so an der Ribbeckstraße hängen? Das sind 21 Wohneinheiten dort. Bei fast 1000 Einheiten, die wir jährlich entwickeln, ist das fast zu vernachlässigen.
Weil die Ribbeckstraße Welterbe-Umgebung ist. Also, wann bauen Sie dort?
Wir werden mit diesem Bauvorhaben im Herbst beginnen.
Haben Sie schon eine Baugenehmigung?
Ja, die Baugenehmigung liegt vor.
Beispiel Villa Arnim: Es ist kaum bekannt, dass Sie auch Denkmäler sanieren.
Darüber spricht kaum jemand, in der Tat. Da steht aber auch kein Schild dran „Hier baut Semmelhaack“. Ich brauche das nicht.
Wenn die Menschen denken müssen, Sie schaffen nur Reihenhäuser, dann entsteht ganz natürlich ein Imageproblem.
Ach, die Leute, die bei uns gekauft haben, sind glücklich und zufrieden. Wer vor zehn Jahren bei uns gekauft hat, der hat heute Belastungen, die liegen in Potsdam unterhalb des Mietniveaus. Von meinen Einfamilienhäusern her habe ich bestimmt kein Imageproblem.
Zum Schluss weg von den kleinen Häusern hin zu den großen: Wann beginnen Sie in der Babelsberger Straße, gegenüber vom Potsdam-Center?
Wir erwarten nach den Ferien die Baugenehmigung und planen im Spätherbst den Baubeginn. Wir werden mit Sicherheit noch in diesem Jahr mit dem Bau der Terrassen- und Auenhäuser beginnen. Dort entstehen 353 Wohnungen im ersten Bauabschnitt.
Das Interview führte Guido Berg
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