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Aus dem GERICHTSSAAL: „Wir haben das Unentschieden gefeiert“

Babelsberg-03-Fan nach Heimspiel gegen BFC Dynamo schwer verletzt

Für die Fans des BFC Dynamo reichte am 14. August 2004 schon ein Unentschieden, um ihre Mannschaft im Karl-Liebknecht-Stadion begeistert zu feiern. Schließlich war sie gerade von der fünften in die vierte Liga aufgestiegen. Und Gegner SV Babelsberg 03 galt als Favorit. Die Anhänger der Gastgeber sahen keinen Anlass zur Hochstimmung, beteiligten sich nach Abpfiff der Partie nicht an der Erstürmung des Spielfeldes. Wieso plötzlich ein Babelsberg-03-Fan schwer verletzt am Boden lag, beschäftigt jetzt das Amtsgericht. Drei Tage hat es für die Verhandlung gegen zwei Besucher des Spiels angesetzt.

Der Staatsanwalt beschuldigt Peter M. (39) und Marcel B. (29) – sie drücken stets dem BFC Dynamo die Daumen – , den 33-jährigen Björn G. an jenem Nachmittag durch Schläge schwer verletzt zu haben. Der Potsdamer erlitt einen Riss des Trommelfells, mehrere Platzwunden im Gesicht sowie einen doppelten Bruch des Sprunggelenks.

Die nun wegen Körperverletzung Angeklagten bestritten die Tat am ersten Verhandlungstag. „Ich habe nicht mal eine Prügelei gesehen“, betonte Peter M. aus Berlin. Um so erstaunter sei er gewesen, als er auf dem S-Bahnhof Wannsee verhaftet wurde. „Die Personenbeschreibung des einen Schlägers sollte angeblich auf mich passen.“ Auch Marcel B. erklärte: „Ich war geschockt, als ich von der Polizei beschuldigt wurde, an einer Ausschreitung beteiligt gewesen zu sein.“ Nachdem ein Beamter seine Personalien aufgenommen hatte, durfte er allerdings nach Hause fahren.

„Der Fan-Klub des BFC verfügt über zahlreiche Hooligans“, schätzte der szenekundiger Polizeibeamte Sascha L. (34) im Zeugenstand ein. Auch Marcel B. sei als „Gewalttäter Sport“ erfasst. An dem bewussten Tag sei er ihm allerdings nicht aufgefallen. „Ich habe über Funk von Tumulten auf dem Spielfeld erfahren. Die Situation konnte durch Ordner jedoch schnell geklärt werden. Dass jemand verletzt wurde, habe ich nicht gesehen.“

Matthias R. (24) – damals Praktikant in der Ermittlungsgruppe Hooligans – wurde von einem Zuschauer angesprochen, der eine Körperverletzung beobachtet hatte. Die Personenbeschreibung, die er abgab, hätte auf Peter M. passen können, so der Zeuge.

„Ich saß auf dem Zaun, um unsere Spieler zu verabschieden. Dann setzt meine Erinnerung aus. Ich wurde erst wieder im Krankenhaus wach“, erzählte das Opfer Björn L. (inzwischen 35). Von wem er von der Balustrade heruntergezogen wurde, wer ihm die brutalen Schläge verpasste, vermochte er nicht zu sagen. Bis zum 31. August habe er im Krankenhaus gelegen, wo seine Platzwunden genäht und der komplizierte Bruch gerichtet wurden. Noch heute habe er eine Metallschiene im Bein, die demnächst operativ entfernt werden müsse, sei dauerhaft in seiner Bewegung eingeschränkt. „Fußballspielen kann ich jedenfalls nicht mehr“, erzählte der Hobby-Kicker. „Sicherlich wäre es vernünftiger gewesen, das Spiel zu meiden. Schließlich gibt es fast immer Probleme, wenn der BFC irgendwo spielt“, resümierte er.

Das Urteil soll am 20. Juni gesprochen werden. Hoga

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