zum Hauptinhalt

Sport: „Wir haben drei Vorteile“

Turbine Potsdams Trainer Bernd Schröder: Der Weltmeister-Titel geht nur über Deutschland

Stand:

Herr Schröder, wo werden Sie am kommenden Sonntag um 18 Uhr sein?

Im Berliner Olympiastadion. Ich habe eine Einladung des Deutschen Fußball- Bundes, dort das Weltmeisterschafts-Eröffnungsspiel mitzuerleben. Vorher werden dort hundert Ehrenamtliche ausgezeichnet, und ich werde dabei einer der Laudatoren sein.

Welche Ihrer drei Turbine-Spielerinnen Babett Peter, Fatmire Bajramaj und Bianca Schmidt erwarten Sie am Sonntag im deutschen Frauenfußball-WM-Team gegen Kanada?

Wenn man ganz realistisch an die Sache herangeht, eigentlich nur Babett Peter. Und wir heulen deswegen auch nicht. Aufgrund des Systems, das die Nationalmannschaft spielt, und angesichts der Leistungsstärke und Stabilität der Spielerinnen haben wir im Moment mit Babett Peter nur eine zu bieten, die deshalb spielen wird – wenn sie sich nicht verletzt.

Werden Sie neben der Partie am Sonntag auch weitere WM-Spiele life verfolgen?

Nein. Ich sehe mir jedes Spiel der deutschen Nationalmannschaft an, das ist klar. Weil ich die WM auch als Kolumnist des Fachmagazins Kicker und bei Sport1 begleite, ist es besser, sich die Spiele in Ruhe anzugucken. Das Eröffnungsspiel selbst wird einen etwas anderen Rahmen haben.

Erwarten Sie von der WM-Endrunde neue Erkenntnisse für Ihre eigene Tätigkeit als Bundesliga-Trainer Turbine Potsdams?

Nein. Ich denke, dass sich das bestätigen wird, was wir ohnehin schon wissen. Die Formationen, die wir bei der WM sehen, sind bekannt. Wir wissen bereits, wie die einzelnen Länder spielen, und werden daher keine revolutionären Erkenntnisse für Trainingsmethodik und Spielsystem gewinnen.

Der Stimmungspegel vor dem WM-Start steigt, viele Frauenfußballfans erwarten ein ähnliches Sommermärchen wie bei der Männer-WM 2006 in Deutschland. Wie realistisch ist diese Erwartung?

Man muss erst einmal unterscheiden, was wir erwarten. Erwarten wir den Weltmeistertitel, den Deutschland 2006 nicht gewann? Oder erwarten wir ein ähnlich tolles Umfeld wie damals? Die Möglichkeit, dass wir diese WM zu einem Ereignis werden lassen, das eine gewisse Nachhaltigkeit für den Frauenfußball nach sich zieht, ist natürlich da. Aber man darf die Männer-WM und die Frauen-WM auf keinen Fall vergleichen. Das würde sowohl dem Männer- als auch dem Frauenfußball nicht gut zu Gesicht stehen. Das sind zwei völlig verschiedene Veranstaltungen.

Welche Bedeutung hat die Heim-WM für die deutschen Bundesliga-Vereine?

Eine große. So, wie sich die WM darstellt, könnte sich auch die Liga darstellen. Die Nationalmannschaft, das sind ja alles Spielerinnen aus der Bundesliga, und wenn sie gut abschneidet, erwarten wir schon eine gewisse Nachhaltigkeit für die Liga.

Denken Sie dabei auch an einen weiteren Run auf die Potsdamer Sportschule?

Nein. Deutschland hat mit über einer Million Fußball spielende Frauen und Mädchen eine Spitzenposition in Europa und der Welt. Wir können keine Steigerungsraten erwarten, weil wir schon ein hohes Niveau an Aufmerksamkeit und auch Respekt haben, das man nicht noch unendlich steigern kann.

Am 4. Juli, noch während der WM, beginnt Turbines Vorbereitung auf die neue Liga-Saison. Wann erwarten Sie denn Potsdams Nationalspielerinnen zurück.

Ich habe allen klar gemacht, dass der allerspäteste Termin der 1. August ist.

Am 17. Juli wird der Weltmeister gekürt. Wer gewinnt den Titel?

Der Weltmeistertitel geht nur über Deutschland. Als Überraschungsmannschaften erwarte ich auch Frankreich mit vielen Spielerinnen von Olympique Lyon sowie Schweden. Deutschland hat aber drei Vorteile: Wir hatten die beste Vorbereitung – drei Monate lang. Wir haben eine hervorragende Mischung im Team. Und wir haben Heimvorteil. Letztlich kommt es nicht so sehr auf die Stärke der Gegner an, sondern auf die eigene Stärke.

Das Interview führte Michael Meyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })