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Sport: „Wir haben hier in Potsdam viel gelernt“ Ägyptens Frauenfußball-Chefin Sahar El Hawary kehrt mit zahlreichen Eindrücken von Turbine heim

Drei Tage lang testete der Deutsche Frauenfußball-Meister FFC Turbine Potsdam die beiden ägyptischen Nationalspielerinnen Marwa El Hawat und Dina Abdel Halim vom Goldi Club Kairo. Begleitet wurden die Kickerinnen von Dr.

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Drei Tage lang testete der Deutsche Frauenfußball-Meister FFC Turbine Potsdam die beiden ägyptischen Nationalspielerinnen Marwa El Hawat und Dina Abdel Halim vom Goldi Club Kairo. Begleitet wurden die Kickerinnen von Dr. Sahar El Hawary. Die Vierzigjährige ist Besitzerin des Goldi-Clubs, Chefin des Frauenfußballs in Ägypten und der Arabischen Liga. außerdem Mitglied des Frauenfußball-Komitees der FIFA und des Afrikanischen Fußball-Verbandes.

Welchen Eindruck haben Sie vom FFC Turbine bekommen, Frau El Hawary.

Turbine ist eine sehr gut organisierte Mannschaft. Man spürt beim Training sofort, dass großer Wert auf Kraft, Schnelligkeit und Fitness gelegt wird. Das ist anders als bei Teams in Brasilien und Amerika, die mehr auf technische Fähigkeiten setzen. Turbine arbeitet wie eine Maschine.

Wo liegt der Hauptunterschied zum ägyptischen Frauenfußball?

Wir müssen in Ägypten mehr an körperlicher Ausbildung und Tempo der Spielerinnen arbeiten. Es gibt viele technisch gute Talente bei uns, die daran interessiert sind, sich fortzubilden.

Marwa und Dina haben sich jede Trainingseinheit, die sie hier mitmachten, aufgeschrieben.

Ja. Sie wollen davon zu Hause profitieren. Außerdem wollen sie später Trainerinnen werden, und dafür nehmen sie viele Informationen aus Potsdam mit.

In der deutschen Bundesliga der Männer sind ägyptische Spieler seit Jahren aktiv - könnte auch mal eine Ihrer Landsfrauen den Sprung in die hiesige Frauen-Bundesliga schaffen?

Ich denke, bis dahin wird es nicht mehr all zu lange dauern. Wir sind derzeit intensiv dabei, den Mädchen- und Frauenfußball stark zu machen – auch mit deutscher Hilfe, beispielsweise der Botschaft und des Goethe-Instituts. Auch Tina Theune-Meyer, Deutschlands einstige Nationaltrainerin, war schon bei uns und hat uns beraten. Wir werden versuchen, unsere Kontakte noch zu erweitern.

Welche Rolle spielt der Frauenfußball bisher in Ägypten?

1997 wurde unsere Nationalmannschaft gegründet, ein Jahr später die nationale Liga. Die startete mit sechs Mannschaften, heute spielen jeweils zwölf in zwei Ligen. Anfangs hatten wir Probleme. Wir mussten die Leute erst davon überzeugen, dass Frauen auch Fußball spielen können. Aber die Medien haben uns unterstützt, und die Tatsache, dass Frauen auch um Weltmeistertitel und Olympiasiege kicken können, hat uns ebenfalls geholfen. Heute ist Mädchenfußball schon Teil des Sportunterrichts und pfeifen Schiedsrichterinnen in der 2. Männer- Liga.

Haben Sie selbst auch gekickt?

Nein, aber ich war Fußball-Schiedsrichterin und habe den Frauenfußball bei uns in Ägypten gegründet.

Woher kam Ihr Faible?

Mein Vater Ezzat war FIFA-Schiedsrichter und mein Vorbild. Ich war bei uns daheim das einzige Mädchen, und er hat meine Leidenschaft akzeptiert und mich immer zum Fußball mitgenommen.

Was werden Sie nach Ihrer Rückkehr daheim über Potsdam berichten?

Dass es eine sehr gute Erfahrung ist, eines der besten Teams Europas mit vielen Nationalspielerinnen verschiedener Altersgruppen zu beobachten. Das, was ich sah, hat mich davon überzeugt, dass Deutschland verdienter Weltmeister ist. Unsere beiden Spielerinnen und auch ich haben hier in Potsdam viel gelernt. Wir wollen weiter vorankommen und müssen uns dabei an der Weltspitze orientieren. Unser jetziger Besuch hier könnte dabei eine große Rolle spielen.

Das Interview führte Michael Meyer

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