Sport: „Wir haben viel vor“
Ruud Kaiser leitet seit knapp drei Wochen das Training beim Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden
Stand:
Die SG Dynamo Dresden hält noch bis zum Samstag am Potsdamer Olympiastützpunkt ein Trainingslager ab. Morgen spielt der Drittligist gegen den SV Babelsberg 03 (18 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion). Seit Beginn der Saisonvorbereitung fungiert der Niederländer Ruud Kaiser (47) als Cheftrainer des Fußball-Drittligisten. Kaiser wurde als Stürmer mit Ajax Amsterdam Meister der niederländischen Ehrendivision und spielte auch für den FC Antwerpen, OGC Nizza und Coventry City. Als Trainer wurde er 2005 mit einer niederländischen Nachwuchsauswahl (u.a. mit Robin van Persie, Wesley Sneijder und Raphael van der Vaart) Vize-Europameister. Zuletzt war er als A- Jugendtrainer beim FC Chelsea tätig.
Dynamo Dresden trainiert im Luftschiffhafen. Bislang gab es das noch nie. Wie kam es dazu, Herr Kaiser?
Der Verein war in der vergangenen Saison vor dem Punktspiel in Babelsberg mit der Wahl des Seminaris-Seehotels sehr zufrieden. Dort sind wir jetzt wieder. Die Bedingungen hier am Templiner See sind ideal. Wir können uns voll auf die Arbeit konzentrieren.
Was steht denn in diesem Zusammenhang derzeit im Vordergrund?
Athletisch ist die Truppe nach reichlich zwei Wochen schon sehr gut beisammen. Wir erarbeiten uns derzeit Fortschritte im schnelleren Zusammenspiel. Wir haben die Automatismen des Fußballs noch nicht so drauf, wie es in der neuen Spielklasse erforderlich sein wird.
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Nachfolger Eduard Geyers wurden?
Ich habe im April einen Vortrag vor Verantwortlichen der Dynamo-Nachwuchsabteilung gehalten, für den ich vorher eine Woche lang an meinem Deutsch gearbeitet habe. Das blieb wohl positiv in Erinnerung. Ich war jedoch sehr überrascht, als mich zwei Monate später ein Anruf mit der Bitte erreichte, mir zu überlegen, ob ich in Dresden nicht Cheftrainer werden möchte. Unser Sportdirektor Ralf Minge hat sich wohl für mich stark gemacht.
Sicher hat Ihnen Ralf Minge auch von der gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs in der Stadt Dresden erzählt...
Natürlich. Ich habe das auch bewusst registriert, als ich unlängst mit meiner Frau eine Woche Urlaub in der Stadt gemacht habe. Die Supporters stehen hinter dem Verein. Wir bauen unser Stadion aus und haben in der Zukunft viel vor. Dynamo Dresden ist für alle, die damit zu tun haben, eine Sache des Herzens.
Die fußballinteressierte Öffentlichkeit verbindet mit Dynamo Dresden neben jeder Menge Tradition auch immer wieder Probleme, die es mit einem Teil des Publikums gibt...
Das ist für mich eine zu negative Sicht auf die Dinge. Wenn wir spielen, kommen immer 12 000 Zuschauer, die Identifikation mit der Mannschaft ist riesig. Der übergroße Teil unserer Zuschauer will guten Fußball sehen.
Sie suchen anhaltend nach einem guten Spielmacher, war zuletzt in einer Fachzeitschrift zu lesen. Ist der überhaupt bezahlbar, wenn die kommende Saison mit einem um eine halbe Million Euro reduzierten Budget angegangen wird?
Ich hoffe es. Auf dieser Position muss bei uns unbedingt noch etwas passieren. Wie gesagt, wir brauchen mehr Tempo im Spiel und trotzdem Struktur und Klarheit. Wir hatten zuletzt zwei Kandidaten im Auge, müssen in unserer Situation jedoch ziemlich streng auf das Geld achten.
Die Mannschaft ist in Potsdam relativ dezentral untergebracht. Hat Sie eigentlich schon etwas von Potsdam gesehen, außer dem Luftschiffhafen?
Dafür bleibt leider keine Zeit, so bedauerlich das ist. Unser Programm ist intensiv. Wir sind heute früh um sieben schon gelaufen und werden dies auch in den kommenden Tagen tun. Jeder weiß, dass die Zeit der Saisonvorbereitung kaum die Zeit der Wünsche ist.
Was erwarten Sie vom Spiel gegen Babelsberg 03?
Einen ordentlichen Belastungstest. Und natürlich sichtbare fußballerische Fortschritte meiner Mannschaft, die mit Lockerheit verbunden sein sollten.
Das Gespräch führte Thomas Gantz.
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