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Sommer in Potsdam: „Wir haben zwei Heizungen an“

Am Sonntag werden es in Potsdam bis zu 38 Grad. Grund für die Hitze ist das Zusammentreffen zweier Hochdrucklagen. Der Spitzenwert der Stadt aus dem Jahr 1992 wird aber wohl nicht geknackt

Von Matthias Matern

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Am heißesten wird es in Potsdam am Sonntagnachmittag: „Je nach Stadtlage werden es 36 bis 38 Grad“, schätzt Meteorologe Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam. In der Regel betrage der Unterschied zwischen der Innenstadt und dem Stadtrand rund zwei Grad. Am Samstag dagegen wird es vergleichsweise angenehm. Dann steigt das Quecksilber laut Endrulat lediglich auf etwa 33 Grad. Für den heutigen Freitag hat der deutsche Wetterdienst bereits für ganz Deutschland eine Hitzewarnung ausgeprochen. Für Potsdam sind 31 Grad vorhergesagt. „Es ist damit zu rechnen, dass die Warnung verlängert wird“, schätzt der Potsdamer Meteorologe.

Während die Aussicht auf 38 Grad einen bereits im vorauseilenden Gehörsam schwitzen lässt, klingen 33 oder 31 Grad eigentlich nicht alarmierend. „Ausschlaggebend für eine Hitzewarnung ist aber die sogenannte gefühlte Temperatur. Man kennt das vor allem aus dem Herbst, wenn der Wind es deutlich kühler erscheinen lässt, als es das Thermometer vermuten lässt“, erläutert Thomas Endrulat. Ermittelt werde die gefühlte Temperatur anhand einer Modellperson, die den Jahreszeiten entsprechend gekleidet ist. „Im Sommer nur leicht bekleidet, im Winter mit Hut und Mantel. Die Person hat sogar einen Namen. Das ist der Klima-Michel“, sagt der Potsdamer Meteorologe.

Ausgesprochen wird eine Hitzewarnung ab einer gefühlten Temperatur von 34 Grad. Dann werden Krankenhäuser, Altenpflegeheime und andere medizinische Einrichtungen vom Deutschen Wetterdienst vorab informiert. Begünstigt wird das Hitzeempfinden laut Endrulat durch eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine starke Sonneneinstrahlung.

Zumindest am Sonntag wird Potsdam zu den heißesten Orten Brandenburgs gehören. „Allerdings ist es generell in Städten heißer als auf dem Land, weil Häuserfassaden zusätzlich Hitze speichern und wieder abstrahlen“, erläutert Endrulat. Dennoch rechnet der Meteorologe auch für die Lausitz mit 38 Grad. „Im Norden wird es etwas kühler. In der Prignitz und in der Uckermark werden wir wohl nur 34 bis 35 Grad erreichen.“

Außergewöhnlich sind Hitzewarnungen für Potsdam nicht. Zuletzt gab der Deutsche Wetterdienst eine entsprechende Meldung für den 18. bis 21. Juni heraus. Viele Warnungen bleiben unbeachtet, lösen kein besonderes Interesse aus. Außerdem werden Endrulat zufolge erst seit den Supersommern 2002 und 2003 die Hitzewarnungen in größerem Umfang vom Wetterdienst veröffentlicht. „Es ist die Höhe der gemessenen Lufttemperataur, die für Aufsehen sorgt“, sagt Endrulat. Und die für Sonntag vorhergesagten 38 Grad seien schon eher ungewöhnlich. Der bestehende Hitzerekord wurde am 9. August 1992 gemessen: Damals zeigten die Thermometer in Potsdam 38,6 Grad an. „Das war für Potsdam die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnung.“

Gemessen an der Durchschnittstemperatur gehören Berlin-Brandenburg laut Endrulat zwar nicht in die Spitzengruppe der wärmsten Bundesländer, bei Temperaturextremen könne sich die Lausitz aber durchaus mit Freiburg im Breisgau messen. Der Südwesten Deutschlands hat in der landläufigen Meinung ein Schön-Wetter-Abo. „Bei den Rekordwerten geht es aber nur um Zehntel. Für Freiburg liegt der Spitzenwert bei 40,2 Grad, in Lübben waren es 39,2 Grad“, berichtet Endrulat.

Zu verdanken hat Deutschland die aktuelle Hitzewelle einer Strömung aus dem südlichen Mittelmeerraum und der Sahara. „Auch in vergangenen Tagen hatten wir ja bereits eine Hochdrucklage mit viel Sonneschein und warmen Temperaturen. Die Luft kam aber aus nördlichen Gefilden, brachte nachts auch noch etwas Abkühlung. Außerdem war die Luft trockener“, erläutert der Potsdamer Meteorologe. Jetzt komme noch eine Strömung aus Südwesten dazu, mit deutlich höherer Luchtfeuchtigkeit. „Wir haben also zwei Heizungen an.“

Höhepunkt der Hitzewelle ist Endrulat zufolge der Sonntag. Danach bleibe es zwar sommerlich, aber die Temperaturen werden sich zwischen 24 bis 27 Grad bewegen. Sonnenschein wäre rein statistisch nicht mehr notwenig. „Wir haben in diesem Monat schon so viel Sonnenschein gehabt, dass es die restlichen Tage dunkel sein könnte und wir hätten trotzdem das Monatssoll erfüllt“, sagt der Wetterexperte. Die anteilige Sonnenscheindauer im Juli beträgt bereits 115 Prozent.

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