Landeshauptstadt: „Wir hätten gerne dazu gehört“
Betriebsrat des Klinikum „Ernst von Bergmann“ reagiert kritisch auf einen lobenden Leserbrief
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Der Betriebsrat des Klinikum „Ernst von Bergmann“ hat sich kritisch zu einem Leserbrief von Prof. Franz X. Kleber geäußert. Kleber, Ärztlicher Leiter des Herz-Thorax-Gefäßzentrums am Klinikum, hatte in einem Leserbrief, der in den PNN veröffentlicht worden war, die Klinikleitung für ihre gute Arbeit gelobt. Mit seiner Stellungnahme „Patientenversorgung auf höchstem Niveau“ hatte Kleber auf die seit Monaten anhaltende Kritik an Klinikum-Geschäftsführer Steffen Grebner und die Arbeitsbedingungen am Klinikum reagiert.
Der Betriebsrat stellt in einer Entgegnung auf den Leserbrief, die im Klinikum öffentlich aushängt, insbesondere Klebers lobende Aussagen bezüglich der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten infrage. So fordere der Betriebsrat seit Jahren den Arbeitgeber vergebens auf, „uns mitzuteilen, welchen Personalschlüssel er in welchen Bereichen bei welchen Bedingungen für richtig hält“. Dabei berührten diese Informationen Kernkompetenzen des Betriebsrats, „denn wie sollen wir über Versetzungen von Mitarbeitern entscheiden, wenn wir nicht wissen, ob ihr Ausscheiden aus dem bisherigen Bereich eine nicht zu füllende Lücke reißt?“ So gäbe es Klagen von Ärzten aus Kardiologie und Rettungsstelle wegen Überlastung, hinzu kämen Beschwerden über unzureichende Ausbildung, zum einen durch fehlende fachliche Anleitung vor Ort oder eingeschränkte Rotationsmöglichkeiten. Weiter heißt es: „Sicherlich haben wir viele Ärzte und Pflegekräfte im Klinikum. Solange aber die Strukturen nicht ausreichend reformiert worden sind, Ärzte Organisations- und Büroarbeiten erledigen müssen und Krankenschwestern Reinigungstätigkeiten, sagt die absolute Beschäftigungszahl nichts aus.“
In seiner Stellungnahme geht der Betriebsrat auch auf die Zustände im Bereich von Kleber ein. Diese hätten den Betriebsrat veranlasst, beim Arbeitgeber vorstellig zu werden. Eine Gesprächsrunde habe keine Verbesserungen erbracht. „Unverändert besteht in diesem Bereich erheblicher Druck Überstunden zu leisten.“ So seien auch die Leistungszahlen „deutlich gestiegen, so dass die Arbeit häufig ohnehin nicht zu schaffen“ sei. Der Betriebsrat verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Problematik der massiv zunehmenden Zahl an Leiharbeitnehmern, die in eine tariffreie Tochter eingestellt worden seien. Weiter heißt es, der Betriebsrat stelle nicht in Abrede, dass solche Maßnahmen durchaus erforderlich sein könnten, ein wesentlicher Schwerpunkt liege jedoch – abgesehen davon, dass sie begründet sein müssten – auf dem Wort „wie“. Der Betriebsrat habe sich in den letzten Monaten mit personellen Angelegenheiten beschäftigen müssen, „bei denen wir uns schlicht und einfach geschämt haben, wie mit Menschen umgegangen wird“. Konkrete Beispiele werden nicht genannt.
Kleber betone in seinem Leserbrief, die Mehrzahl der Mitarbeiter sei „stolz“ auf das Klinikum und „glücklich, dort wirken zu können“. Der Betriebsrat: „Wir hätten gerne dazu gehört.“ Er stellt zugleich klar, dass sich die Stellungnahme nicht auf die positiven Aussagen von Kleber hinsichtlich der Qualität der Patientenversorgung, zur Gebäudesanierung oder zur technischen Ausstattung bezieht. erb
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