Sport: „Wir hoffen, dass am Tag X alles klappt“
Der Potsdamer Radprofi Robert Bartko zieht bei Olympia die Team-Harmonie einer Medaille vor
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Der Potsdamer Radprofi Robert Bartko zieht bei Olympia die Team-Harmonie einer Medaille vor Dieser Tage geht es wieder über die Straßen Sachsens: Robert Bartko, Potsdamer Radprofi in Diensten des niederländischen Rabobank-Teams, bestreitet seit gestern die 20. Sachsen-Rundfahrt, auf der ihm 2001 und 2002 im Trikot des Telekom-Teams einige vordere Platzierungen gelangen. Die gestrige erste Etappe über 177 Kilometer von Dresden nach Zittau beendete er auf Platz 66. Bis Sonntag hat er über Leipzig, Klingenthal, Oberwiesenthal und Freital zurück nach Dresden insgesamt fünf Etappen zu bestreiten. Anschließend bleiben wieder einige Tage zum Bahn-Training, ehe ihn Anfang August noch einmal die fünftägige Regio-Tour von Heitersheim über 650 Kilometer nach Vogtsburg führt. Erst danach kann sich Bartko ganz auf seinen Saisonhöhepunkt konzentrieren: die Olympischen Spiele in Athen, bei denen der zweifache Goldmedaillengewinner von 2000 in Sydney erneut die Verfolgungsrennen – Einzel und Mannschaft – bestreiten wird. „Ein solcher Spagat zwischen Straße und Bahn ist schwierig und mir im vergangenen Jahr fast missglückt“, erinnert sich der Potsdamer. „In diesem Jahr aber kann er dank einer besseren Vorbereitung klappen.“ Ungezählte Kilometer auf dem Oval wie auf der Straße legte er 2004 bereits zurück; nur wenig Zeit blieb so für Freundin Peggy, Sohn Felix, seine Eltern Heidi und Rolf sowie Dobermann „Joe“ in der Potsdamer City. Wobei der 1,86 Meter große Pedaleur weiß, dass die olympischen Trauben in diesem Jahr höher hängen als bei seinen Triumphfahrten in Sydney. Die Ambitionen für Athen nämlich sind gedämpft. Der deutsche Bahnvierer, der in Sydney als erster in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung die Schallmauer von vier Minuten nach unten durchbrach (3:59,710), kommt angesichts der diesjährigen Leistungen nicht für eine Titelverteidigung in Frage. „Wir können uns nicht mit Australien oder Großbritannien vergleichen. Wir hoffen, dass am Tag X alles klappt, dann ist Platz drei realistisch“, meint Bartko. Innerhalb einer Olympiade hat sich das einstige Vorzeige-Quartett des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) vom Favoriten zum Außenseiter gewandelt. Bei den Weltmeisterschaften Ende Mai in Melbourne schied das Quartett in der Besetzung Guido Fulst, Robert Bengsch, Christian Lademann (alle Berlin) und Leif Lampater (Schwaikheim) schon im Viertelfinale aus und belegte in 4:09,723 Minuten Rang sieben. Nur Bartko wird das Team in Athen verstärken. Bartko, der zunächst im Einzel mit Bronze für den einzigen deutschen Medaillengewinn bei den WM gesorgt hatte – seine 4:20,928 Minuten kleinen Finale nannte er damals „eine geile Zeit“ – und der dann der Mannschaft wegen einer Erkältung fehlte. Mit erneutem olympischem Edelmetall würde Robert Bartko – der sich einst als sehr aktives Kind in Schwimmen, Leichtathletik, Hand- und Basketball sowie Rudern versuchte, ehe er 1985 durch einen Klassenkameraden bei Dynamo Potsdam zum Radsport fand – ein tolles Comeback auf der Bahn gelingen. Die hatte er nach seinen Triumphen von Sydney verlassen, um 2001 dem Ruf des Telekom-Teams zu folgen. Heute, drei Jahre später, weiß er: „Auf der Straße kann ich wohl nicht ähnlich erfolgreich sein wie auf der Bahn.“ Folgerichtig daher sein Entschluss, 2003 für den BDR bei den Bahn-WM in Stuttgart anzutreten. Das Resultat ist bekannt: Die „Thüringen“- Fraktion Lehmann, Daniel Becke, Sebastian Siedler und Christian Bach boykottierte den Vierer, der damit „platzte“. Die Auslöser dieses Eklats traf der Bannstrahl des Verbandes, weshalb der Olympia-Vierer für Athen auch nicht optimal besetzt ist. Leistungsmäßig gab es zumindest Alternativen: Bei den internen Ausscheidungen des BDR war Becke Bestzeit auf der 4000-m-Distanz gefahren, Lehmann hatte hinter Bartko den dritten Platz belegt. Lehmann gilt im BDR seit dem Zerwürfnis bei der WM 2003 jedoch als nicht teamfähig. Becke qualifizierte sich seinerseits nicht über die Weltcups. „Leistungsmäßig gehört er sicher nach Olympia, aber er hat die Nominierungskriterien nicht erfüllt“, meinte Bartko dazu, und: „Das war die richtige Entscheidung. Die Harmonie in der Mannschaft ist sehr gut.“ „Einfach nur lächerlich“ findet der vom Berliner Uwe Freese trainierte Potsdamer die Ankündigung Lehmanns, den BDR in Person von Präsidentin Sylvia Schenk und Sportdirektor Burckhard Bremer zu verklagen. „Sollen sie es doch auf einen Prozess ankommen lassen“, erklärte er. „Eine Aussprache hat nie stattgefunden. Die Kommunikation läuft seit Stuttgart nur noch über Anwälte. Wenn sie nicht in der Lage sind, nach knapp einem Jahr auf uns zuzugehen, kann es den Vierer in der Besetzung von Sydney nicht mehr geben. Da verzichte ich lieber auf eine Medaille.“
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