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Landeshauptstadt: „Wir mögen Kling Klang wieder“ Rockband Keimzeit spielt beim Stadtwerke-Festival

Martini Bianco auf Eis bestellt er. Kurz, aber freundschaftlich plaudern Norbert Leisegang, Sänger der Rockband Keimzeit, und der Oberkellner des italienischen Eiscafés in der Wilhelmgalerie miteinander.

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Martini Bianco auf Eis bestellt er. Kurz, aber freundschaftlich plaudern Norbert Leisegang, Sänger der Rockband Keimzeit, und der Oberkellner des italienischen Eiscafés in der Wilhelmgalerie miteinander. Leisegang, zu Hause zwischen Lütte bei Belzig und dem Berliner Wedding, kommt hier hin und wieder auf einen Drink vorbei.

Am kommenden Sonntag wird der Sänger mit seinen Brüdern, dem Bassisten Hartmut und dem Schlagzeuger Roland Leisegang sowie mit Gitarrist Rudi Feuerbach, Keyboarder Andreas Sperling und Saxophonist Ralf Benschu in Potsdam auf der Bühne stehen, open-air um 17.15 Uhr beim Stadtwerke-Festival im Lustgarten. „Wir werden das Beste von Keimzeit spielen“, so Leisegang. Mit dabei sein werden ältere Lieder wie „Bunte Scherben“ und „Irrenhaus“ sowie der neuere Coversong „Mensch Meier“ und ein neues, noch unveröffentlichtes Stück: „Was ich im Wasser sah“. „Gerade hier sind wir schon sehr auf die Reaktion des Publikums gespannt.“

Ob sie auch „Kling Klang“ spielen werden, ihren größten Hit von 1993? „Natürlich, ich mag diesen Song immer noch sehr. – „Oder besser gesagt“, korrigiert er sich nach einer kurzen Pause, „mag ich ihn mittlerweile wieder“. Geschrieben hatte er „Kling Klang“ bereits 1985 und die Einflüsse des Pop der 80er sind unüberhörbar. Der große Durchbruch gelang erst acht Jahre später. Noch heute singt das Publikum in Diskotheken laut die Zeilen mit: „Bloß von hier weg, so weit wie möglich. Bis du sagst, es ist Zeit, wir müssen aus Feuerland zurück, nach Hause, im Wiener-Walzer-Schritt.“

Dabei war es gerade dieser Hit, der die Fangemeinde von Keimzeit einst teilte. Einige, die sich als „wahre Rocker“ sahen, kehrten der Band damals den Rücken: Zu seicht und zu kommerziell war ihnen die Musik geworden. Die harsche Kritik führte sogar dazu, dass die Leisegangs „Kling Klang“ selbst eine Zeitlang nicht mehr hören und spielen mochten.

„Aber wenn ich heute sehe, wie selbstvergessen Menschen zu unserem Lied tanzen, macht mich das einfach stolz und froh“, sagt Norbert Leisegang. Er weiß nur zu gut, dass sich ein solcher Hit nicht planen lässt. „Manche Songs entfalten einen ganz eigenen Zauber und andere eben nicht.“ Alle Keimzeit-Songs stammen aus seiner Feder, insgesamt sind es 150, verteilt auf acht Studioalben und ein Live-Doppelalbum.

„Wenn man einmal ganz oben war, an der Spitze der Charts, auf den ganz großen Bühnen, ist es natürlich nicht leicht, sich wieder mit weniger zu bescheiden“, sagt Leisegang. „Aber hier kommt mir mein Alter zu Gute.“ Er lächelt ironisch-charmant. „Heute bin ich 46 Jahre alt und habe akzeptiert, dass zu einem Künstlerleben immer Höhen und Tiefen gehören“, sagt der Mittlere der Leisegang-Brüder. Darum habe er auch großen Respekt vor jungen Bands wie „Tokyo Hotel“, die trotz zum Teil vernichtender Kritiken unbeirrbar vor zehntausenden Menschen spielen.

Die Musik von Keimzeit hat sich seit den 80er Jahren merklich verändert, wohl auch, weil aus der Keimzeit inzwischen eine Reifezeit geworden ist. „Wir klingen heute etwas kühler und melancholischer als früher“, sagt Leisegang. „Wenn man das mit einer Farbe vergleichen wollte, dann wären wir wohl ein helles Blau.“ – „Aber“, sagt er freundlich, „es gibt auch gelbe und rote Tupfer.“

Bis zum Stadtwerke-Festival am 2. Juli stellen die PNN täglich ein Programm-Highlight vor.

Juliane Schoenherr

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