Landeshauptstadt: „Wir müssen uns verjüngen“
Sozialwerk Potsdam wirbt um junge Mitglieder
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Innenstadt – Den rapiden Anstieg des Altersdurchschnitts von Mitgliedern und Vorstand des „Sozialwerks Potsdam“ beklagte der Vorsitzende des Vereins der Blinden und Sehbehinderten, der Augenarzt Dirk-Peter Schulze, am Samstagvormittag auf der Jahreshauptversammlung. Rund 70 Vereinsmitglieder und Gäste hatten sich im „Loft“ in der Brandenburger Straße versammelt. „Wir müssen aktive Mitgliederwerbung besonders unter Jüngeren betreiben“, forderte Schulze auf.
Schulze ist seit 14 Jahren Vorsitzender des Vereins. Zu Beginn der Versammlung konnte Geschäftsführer Reinhard König „eine Überraschung“ ankündigen. Sie galt der Ehrung für Schulze, der dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum als Chef der Augenklinik am Bergmann-Klinikum begeht und 2009 aus Pensionsgründen seinen Chef-Posten aufgibt. Dem Sozialwerk will er nach eigenem Bekunden nach Erreichen des Rentenalters treu bleiben. Sozialbeigeordnete Elona Müller, Dr. Reinhard Schöneich vom Klinikum sowie die Leiterin der Christoffel Blindenmission in Potsdam Ingeburg Bröther würdigten das große Engagement von Schulze.
Im Rechenschaftsbericht konnte der Vorsitzende eine große Zahl von Aktivitäten des Sozialwerks aufführen. Sie reichen von den Veranstaltungen der Selbsthilfegruppen über Aktivitäten in der Woche des Sehens bis zu Kontakten mit den Blindenorganisation von Potsdams Partnerstädten. Für die Zukunft gibt es laut Schulze zahlreiche Pläne, aber auch Sorgen. Letztere betreffen zum Beispiel die Finanzierung der Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte Am Alten Markt 10. Dank des Einsatzes der Sozialbeigeordneten Müller ist zwar ein fester Förderbetrag zugesichert, doch dieser reiche nicht zur Bezahlung des Personals. Der Verein muss also zubuttern, wozu unter anderem Sponsoren wie der Lions-Club Berlin-Sanssouci beitragen. Mit dem Aufbau der historischen Stadtmitte ist außerdem der Sitz der Beratungsstelle in Frage gestellt. Wie Schulze erläutert, werde das Gebäude Am Alten Markt 10 samt Staudenhof abgerissen und durch neue Bauten ersetzt. „Wir müssen uns also die Frage stellen, wo wir dann bleiben.“ Hochfliegende Pläne gibt es zum Aufbau eines „Zentrums für die Betreuung von Patienten mit sehr geringem Sehvermögen“ und eines Pflegedienstes. Letzterer könnte laut Schulze die prekäre Einnahmesituation des Sozialwerkes verbessern.
Der Sozialwerk-Vorsitzende fordert eine rasche Neubesetzung der offenen Stelle des Behindertenbeauftragten in der Stadtverwaltung. Von dieser Seite erhoffe er sich mehr Unterstützung, zum Beispiel bei blindengerechten Ampeln an Verkehrsschwerpunkten. Bei manchen Neubauvorhaben würden die Belange der Blinden und Sehbehinderten zu wenig berücksichtigt. Beispiel sei die fehlende Kennzeichnung der Stufen im Foyer des neuen Theaters an der Schiffbauergasse. Hier sei jetzt endlich eine Lösung zugesagt. Günter Schenke
Günter Schenke
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