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Aus dem GERICHTSSAAL: „Wir mussten einfach reintreten!“

Mutwillig Scheiben eines Wartehäuschens zerstört

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Aus dem GERICHTSSAALMutwillig Scheiben eines Wartehäuschens zerstört Von den drei arbeitslosen jungen Männern auf der Anklagebank blieb zum Schluss nur noch einer übrig. Der Staatsanwalt hatte das Trio angeklagt, am 12. Juni vorigen Jahres gemeinschaftlich mehrere Scheiben des Straßenbahn-Wartehäuschens Campus-Fachhochschule zerschlagen zu haben. Zu Prozessbeginn erklärten Torsten (21) und Michael (20) übereinstimmend, ihr Kumpel Steve (17) sei unschuldig. „Er hat nur dabei gestanden, ehrlich. Michael und ich haben jeder eine Scheibe eingetreten. Hinterher taten uns die Füße ganz schön weh“, gestand Torsten ungeniert. Michael nickte zustimmend. „Ich hätte gar nicht mehr zutreten können, dazu war ich viel zu betrunken“, begründete Steve. „Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, die Scheiben zu zerstören?“, fragte die Jugendrichterin die sich betont cool Gebenden. „Als wir da lang gelaufen sind, mussten wir einfach reintreten. Das war wie ein Reflex“, berichtete Torsten in schöner Offenheit. „Und was machen Sie sonst den lieben langen Tag?“, wollte die Vorsitzende wissen. „Kümmern Sie sich um Arbeit, schreiben Sie Bewerbungen?“ Die drei Potsdamer beteuerten, sich schon um eine Ausbildung zu bemühen. Leider hätten sie bislang keinen Erfolg gehabt. Der Staatsanwalt schlug vor, das Verfahren gegen Steve im Hinblick auf eine unlängst gegen ihn ergangene Verurteilung wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungwidriger Organisationen einzustellen, bei der ihm aufgegeben wurde, 50 Stunden gemeinnützig zu arbeiten. Die Richterin stimmte dem zu. Selbiges galt für Torsten, dem wegen einer ähnlichen Straftat im Vorjahr 30 Sozialstunden auferlegt wurden. Michael – nun allein auf der Anklagebank – musste sich bereits einmal wegen Sachbeschädigung sowie wegen Betruges in 14 Fällen vor Justitia verantworten. Seit seine Mutter ihn zu Hause rausgesetzt hat, lebt er im Obdachlosenheim. „Das ist doch keine Perspektive für einen jungen Mann. Haben Sie es einmal mit Bewerbungen außerhalb Deutschlands versucht. Die Schweiz und Österreich sind nicht so weit weg“, bohrte die Vorsitzende. Das käme für ihn nicht in Frage, so der Potsdamer, der gern Koch werden würde. „Hier sind alle meine Kumpels.“ Das Gericht sah den Vorwurf der Sachbeschädigung als erwiesen an und verurteilte Michael zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen à drei Euro auf Bewährung. Außerdem solle er Rat bei der Jugendgerichtshilfe suchen. Gelingt es ihm, ein Jahr straffrei zu bleiben, braucht er die Summe nicht zu bezahlen. Hoga

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