Von Thomas Gantz: „Wir schauen nicht zurück“
Fußball-Zweitligist FC Energie Cottbus kommt morgen zur Saisoneröffnung zum SV Babelsberg 03
Stand:
Rund um den FC Energie Cottbus lassen sich dieser Tage vielerlei Begebenheiten registrieren, die die These von der Schnelllebigkeit des Fußballs untermauern. Zwei Monate liegt der Bundesliga- Abstieg der Lausitzer, die am morgigen Freitag anlässlich der Saisoneröffnung des SV Babelsberg 03 zu Gast im Karl-Liebknecht-Stadion sind, nunmehr zurück. Das deprimierende Scheitern am 1.FC Nürnberg in zwei zusätzlichen Relegationsspielen ist jedoch längst kein bestimmendes Thema mehr in der Stadt. „Wir schauen nicht zurück und ich glaube, dass es den meisten unser Anhänger ähnlich geht. Im Fußball geht es immer weiter“, sagt Ronny Gersch.
Gersch arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt als Pressesprecher für die Cottbuser. Als er sich am Dienstag mit 3400 anderen Zuschauern das Testspiel daheim gegen den polnischen Erstligisten Arka Gdynia (2:2) ansah, registrierte er eine „sensationelle Stimmung im Publikum“. Nicht zuletzt die 4000 Dauerkarten, die Energie bislang für die Zweitliga- Punktspiele verkauft hat, belegen den Stimmungsumschwung anschaulich. Spätestens in diesem Zusammenhang kommt die Rede auf Claus-Dieter „Pelé“ Wollitz, dem vom VfL Osnabrück gekommenen neuen Cheftrainer. Wollitz (44) gilt den Energie-Verantwortlichen als umfassendes Kontrastprogramm zu Bojan Prasnikar, dessen Verhältnis zur Mannschaft sich zuletzt abgenutzt hatte. Wo der Slowene sich, auch bedingt durch eine Sprachbarriere, in der Öffentlichkeit immer betont zurückhaltend gab, begeistert Wollitz durch positive Ansprache und Fußball-Besessenheit. Und er kennt die Spielklasse, die für viele seiner Spieler eine große Unbekannte ist.
„Das Training ist einfach nur genial. Überhaupt kein Vergleich zur Vorsaison“, resümierte Timo Rost, der im Ostsee-Trainingslager der Cottbuser wieder in den fünfköpfigen Mannschaftsrat gewählt wurde, im Fachmagazin „Kicker“. Wollitz selbst sagt, dass er in Cottbus wie ein Messias empfangen wurde und sein neues Amt als Riesenherausforderung empfindet. Frank Lehmann, Lars Hirschfeld, Markus Brzenska, Leonard Kweuke, Valeriy Sokolenko und Roger wurden neu verpflichtet. Publikums-Liebling Sergiu Radu kehrte vom VfL Wolfsburg – der ihn zuletzt an den VfB Stuttgart und den 1. FC Köln ausgeliehen hatte – zurück. Nils Miatke, Adam Straith und Marvin Gladrow aus der eigenen U23 sollen „oben“ Luft schnuppern.
Kürzlich an der Küste erwies sich der FC Energie zunächst als Meister der Improvisation. Nachdem man vor zehn Tagen zunächst in Graal-Müritz Quartier bezogen hatte, erwies sich der örtliche Sportplatz als total untauglich. Nach dem ersten Schock machte man sich kundig, wer denn in der näheren Umgebung höherklassig Fußball spielt. Schnell kam man auf den FSV Bentwisch, der sich mittlerweile freiwillig aus der NOFV-Oberliga Nord zurück gezogen hat, und einigte sich. Der Gang an die Rostocker Stadtmauern, so Gersch, war ein voller Erfolg.
Zurück zum morgigen Abend. Dem FC Energie Cottbus gilt die Partie in Babelsberg mit Blick auf das DFB-Pokalspiel am 1. August beim 1. FC Magdeburg als „sehr attraktiver Test“ (Gersch). In der 2. Bundesliga hat der Verein in der Woche darauf zunächst gegen den FC Augsburg Heimvorteil. Die Personalplanungen sind noch nicht abgeschlossen. Energie sucht noch einen Spielmacher für den abgewanderten Ervin Skela und einen Mann für die linke Abwehrseite. Derzeit absolviert der Schweizer Linksverteidiger Ronny Hodel vom FC Basel ein Probetraining bei Energie.
Morgen Vormittag trainieren die Cottbuser noch, ehe sie in Richtung Potsdam abreisen. Avisiert ist das komplette derzeit verfügbare Aufgebot. Neben Rückkehrer Sergiu Radu ist Timo Rost der einzige Spieler des aktuellen Energie-Aufgebotes, der schon einmal im Karl-Liebknecht-Stadion am Ball war. Fast vier Jahre liegt dies zurück. Energie gewann am 26. Juli 2005 mit 3:1 und stieg in der folgenden Saison in die 1. Bundesliga auf. Darüber, ob dies wiederholbar sei, denken sie derzeit in Cottbus – offiziell – nicht nach.
Thomas Gantz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: