
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: „Wir sind die Geschichtenerzähler“
Sandmann, Bambi, Exploratorium und Rammstein: Filmparkchef Friedhelm Schatz über das vergangene Jahr und seine Pläne für 2010
Stand:
Herr Schatz, 2009 war für den Filmpark ein Jahr der Geburtstage: Der Sandmann ist 50 Jahre geworden, die Stuntshow 15 Jahre, die Metropolishalle 1 Jahr. Was war das schönste Geschenk für Sie?
Das schönste Geschenk in diesem Jahr war eine Mischung aus allem: Dass es mit der Metropolis-Halle so gut lief, aber auch, dass endlich der Grundstein für unsere Kita gelegt wurde, das war eine kleine, aber sehr wichtige Zeremonie. Emotional finde ich immer noch meinen Sandmann wirklich bemerkenswert, und dass wir hier die Produktion vom Sandmann-Film in der Caligari-Halle hatten. Erst am Donnerstag hat mir der Produzent an seinem Laptop Szenen aus dem Rohschnitt gezeigt. Das wird wirklich ein schöner Film!
Sie wollten dem Sandmann ja am liebsten einen Bambi verleihen...
Ja, ich habe da schwer interveniert, aber konnte mich leider nicht durchsetzen. Burda-Vorstand Philipp Welte hat am Ende gesagt: Nein, wir verleihen nur an lebende Personen. Na gut. Wir haben ja eine zweite Chance 2010. Ich werde das wieder aufs Tableau bringen!
Mit der Bambi-Verleihung und dem Bundesvision Song Contest war die Metropolishalle 2009 zweimal bundesweit in den Medien. Gibt es schon Nachfolgeaufträge?
Bambi als Event strahlt aus. Mit so einem etablierten Preis wird so eine Halle gleich geadelt. Wir hatten wenige Tage später eine Messe in Barcelona und natürlich wirst du von allen Seiten auf Bambi angesprochen. Da werden mit Sicherheit weitere Aufträge folgen. Schon im nächsten Jahr haben wir ein paar Events vor.
Können Sie Genaueres verraten?
Es wird zwei, drei Veranstaltungen in der Art von Bambi geben, wenn auch nicht in der Größenordnung. Auch über ’Wetten Dass?’ verhandeln wir noch...
Ist der Europäische Filmpreis eine Option?
Treffer, genau über solche Sachen reden wir jetzt. Wir haben ja in den 1990er Jahren unter Volker Schlöndorff eine ganze Reihe solcher Veranstaltungen auf dem Gelände gehabt, Europäischer Filmpreis, Cartoon Movie Ich habe jetzt in Richtung Medienboard, Landesregierung, Filmakademie und HFF deutlich signalisiert, welche Möglichkeiten wir mit dieser Halle haben. Und ich merke, wie da Bewegung reinkommt. Den Europäischen Filmpreis kann man mit Sicherheit wieder zurückholen.
Vielleicht 2011, im „Jahr des Films“?
Da fokussiert sich eine Menge darauf, ja. Das ’Jahr des Films’ fällt zusammen mit den Geburtstagsfeierlichkeiten 100 Jahre Standort. Da sollten wir einiges machen, bis hin zum Bundesfilmpreis.
Bambi hat gezeigt, dass es funktioniert?
Richtig. Aber das ist nur die eine Seite: Der Glamour, die Sehnsucht nach dem Roten Teppich. Ich freue mich auch, wenn jetzt am 30. Dezember die Band Subway to Sally hier ihre ’Eisheilige Nacht’ macht. Aber wir hatten eben auch eine Reihe von anderen Events, Messen und Kundenveranstaltungen, die mindestens genau so wichtig sind, auch wenn sie nicht so im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit standen. Von allen Seiten gab es nur Lob. Die Metropolis-Halle wird weiter funktionieren, das Ding ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken.
War die Halle im ersten Jahr noch ein Zuschussgeschäft?
Ja. Im ersten Jahr einen Break Even zu erreichen, das wäre eher ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass uns wegen der Wirtschaftskrise – ich beteilige mich eigentlich ungern an diesen Klagen – in der Tat ein paar große Kundenveranstaltungen weggebrochen sind. Aber alles in allem hat es wirklich gut funktioniert.
Den Baustart für die Kita in der Medienstadt haben Sie angesprochen, ein anderes Projekt ist 2009 gescheitert: Die gemeinsame Mensa mit der HFF wurde vom Land abgelehnt. Wie geht es da weiter?
Ich werde nicht nachlassen! Da ist schon zu viel Energie, Kreativität und Geld geflossen, als dass man das ad acta legt. Wir warten jetzt erstmal ab, bis die neue Landesregierung gesprächsbereit ist. Wir brauchen so etwas definitiv auf dem Gelände, wir brauchen ein Nahversorgungskombinat mit Kita, Mensa, Restaurant und einem Shop.
Wie steht es um den Neubau für die Wissenschaftswelt Exploratorium?
Da haben wir schon sehr gute bauliche Pläne. Auch der Platz steht fest: nördlich der Kita auf einem Streifen an der Sandscholle. Anfang Februar gehen wir in die nächste Planungsphase und wenn alles gut geht, steht der Neubau 2011.
Es wird eine Halle?
Ja, und viel größer als die jetzigen Exploratoriums-Räume. Ich rechne mit einer Mindestfläche von 2000 Quadratmetern. Konzeptionell wird es ähnlich aufgebaut sein, thematisch etwas mehr geordnet. Es wird einen Bereich geben, der flexibel gestaltet werden kann, den man für Veranstaltungen oder Wechselausstellungen nutzen kann. Vorgesehen sind auch Tagungsräume.
Wie soll die Zusammenarbeit von Exploratorium und Filmpark aussehen?
Auf jeden Fall sind Kombikarten geplant. Wir wollen im kommenden Jahr sowieso alle Filmpark-Aktivitäten, die sich in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben, besser vernetzen. Es ist doch einiges passiert: Wir haben den Veranstaltungsbereich ausgebaut, die Metropolis-Halle gebaut, sind Gründungsgesellschafter von Radio Teddy geworden, habe das Exploratorium übernommen, die Westernstadt El Dorado bei Templin aufgebaut. Der rote Faden dabei sind unsere Besucher: Familien, Kinder, aber auch die anderen. Die Synergien wollen wir noch stärker nutzen, zum Beispiel mit Kombikarten. Man kann auch auf dem Marketingsektor eine Menge gemeinsam machen. Aber die Angebote müssen autark bleiben, ihre Identität bewahren.
Was ist für 2010 noch geplant?
Eine große Investition ist der neue Themenbereich zum Sandmann-Film, der im April eröffnet. Vielleicht kommt auch die Filmpremiere im September in den Filmpark. Neu wird auch das ’Festival der Filmmusiken’, nur mit Filmmusiken.
Mit dem Filmorchester Babelsberg auf der Bühne?
Natürlich, und dann möglichst noch ein Star dazu. Ich persönlich würde mir am liebsten Rammstein im Vulkan wünschen, die haben ja schon Filmmusik gemacht. Das wäre ein richtiger Kracher.
Steht der Termin dafür schon fest?
Der Termin steht: 2010. Am Inhalt arbeiten wir noch. Außerdem wollen wir interaktiver werden: Dazu stellen wir zusätzlich zu den mittlerweile 300 Mitarbeitern in allen Firmen cirka 25 neue Kollegen im Filmpark ein. Wir wollen unsere Besucher noch mehr an die Hand nehmen als bisher, wir sind Geschichtenerzähler! Hier im Filmpark wird nie eine Achterbahn stehen, wir vermitteln die Geschichte des Filmstandorts.
Dazu gehört auch das Studio Babelsberg.
Auch da gibt es Ansätze zur Kooperation. Die Bereitschaft ist da.
Das Verhältnis zwischen Filmpark und den Studios gilt nicht als einfach.
Es war sehr komplex und natürlich ist die Sorge von Studio Babelsberg, dass die Besucher die hochsensiblen Dreharbeiten insbesondere der amerikanischen Produktionen beeinträchtigen könnten, nicht ganz unbegründet. Aber wir haben jetzt nach vielen Gesprächen gemerkt, wo es konkrete Berührungspunkte gibt. Ich bin sehr optimistisch, dass es da 2010 eine neue Qualität der Zusammenarbeit geben wird.
Wie könnte das konkret aussehen?
Ein Paradebeispiel ist für mich eine Zusammenarbeit wie bei der Sandmann- Produktion: Wir stellen die Halle für den Dreh und übernehmen danach Teile der Requisiten für eine Ausstellung, als Werbung für den Film. Auch Premieren könnten wir vor Ort feiern. Denkbar ist ein ganzes Paket bis hin zu den Merchandising-Rechten, für Puppen zum Beispiel. Das geht natürlich nur bei Produktionen, wo Studio Babelsberg nicht nur Dienstleister ist, sondern auch eine gewisse Mitsprache hat. Und auch da wird man nicht alles gebrauchen können. Selbst wenn es zu einer Zusammenarbeit mit Tarantino gekommen wäre, wäre das nie ein Thema für den Filmpark gewesen. Auch Tom Cruise mit der ’Operation Walküre’ ist für uns zu düster, zu schwierig. Dann schon eher ’Hexe Lilli’.
Das Gespräch führte Jana Haase
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