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Thomas Leek (40) war einst Mittelfeldspieler des SV Babelsberg 03 und ist seit 2001 Trainer der SVB-Reserve, die in der höchsten Spielklasse des Landes kickt.

© Jan Kuppert

Sport: „Wir sind ein Stück weit autark“

Coach Thomas Leek zum Trainingsauftakt des SV Babelsberg 03 II für die kommende Saison in der Brandenburgliga, seine neue Mannschaft und deren Stellung im Nulldrei-Gefüge

Am Mittwoch dieser Woche war Trainingsauftakt beim SV Babelsberg 03 für die neue Saison in der Fußball-Brandenburgliga. Was haben Sie als Trainer dabei zunächst in den Mittelpunkt gestellt, Herr Leek?

Am Mittwoch war erst einmal ein lockerer Aufgalopp, und in den kommenden Wochen werden wir es so machen wie in jedem Jahr: Wir beginnen mit Grundlagentraining. Zum Ende der Vorbereitung hin werden die Läufe dann immer kürzer. Dazu steht natürlich auch immer die Ballarbeit mit im Fokus.

Mit Patrick Moritz, der zum RSV Waltersdorf ging, sowie den zum Ludwigsfelder FC gewechselten Lukas Szywala und Martin Blondzik verließen drei Spieler Ihre Mannschaft. Wie schwer wiegt deren Verlust?

Das wird die Saison zeigen. Mit Szywala haben wir schon eine Arbeitsbiene im Mittelfeld verloren. Ich denke aber, dass alle drei Abgänge zu ersetzen sind und wir damit unseren Verjüngungsprozess in der Mannschaft fortsetzen.

Neben Mittelfeldspieler Thomas Müller vom FSV Babelsberg 74 kommen neun bisherige A-Junioren des SVB in Ihre Mannschaft. Wer konkret?

Das sind all jene, die jetzt keine A-Jugend mehr sind. Mirco Lorenz, Simon Thümmler, Max Sternberg, Tom Kantak, Gordon Schulze, die beiden Torhüter Jan-Niklas Rauch und Matthias Boron, Christopher Michaelis und Nico Alisch.

Sollen noch weitere Neuzugänge folgen?

Wenn wir noch jemanden finden, der den Konkurrenzkampf noch ein bisschen anheizt und und uns sportlich ein Stück weiter bringt, ist der natürlich willkommen. Ein, zwei junge Spieler haben wir noch im Blick. Es ist aber noch nichts entschieden.

In der vergangenen Saison hat die Nulldrei-Reserve zum zweiten Mal hintereinander die Fairplay-Wertung der Brandenburgliga gewonnen. Spielt Ihre Mannschaft eigentlich zu anständig?

Nein. Bei dieser Fair-Play-Wertung spielt nicht nur die Anzahl der Karten eine Rolle, sondern das gesamte Auftreten, und da sieht man, dass unsere jungen Spieler schon recht diszipliniert sind. Die Entwicklung der Mannschaft in diese Richtung bereits über Jahre ist schon bemerkenswert. So soll es auch sein: Die jungen Leute sollen sich auf den Fußball konzentrieren und nicht auf das ganze Theater drum herum.

Wer wird in der neuen Saison Mannschaftskapitän des SVB II sein?

Das werden wir noch entscheiden. Sicher ist Sebastian Rauch, wenn er spielt, mit seiner Erfahrung dazu erste Wahl, ebenso wie Elias Pflaumbaum oder auch Florian Müller. Wir werden in der Vorbereitung erst einmal abwarten, wer sich in diese Richtung hin ein Stück entwickelt.

Wird der Kapitän von der Mannschaft gewählt oder vom Trainer bestimmt?

Den bestimmen wir. Wobei das nicht das Wichtigste ist. Wir wollen eine Mannschaft, in der sich jeder einzelne selbstkritisch hinterfragt und nicht nur die Leistung des Mitspielers. Wenn wir das bei den jungen Leuten erreichen, sind wir schon einen Schritt weiter.

Wird angesichts des Verjüngungsprozesses in Ihrer Mannschaft die Substanz reichen, um wie in der vergangenen Saison Platz sechs zu erreichen?

Das muss man sehen. Es wird auch ein bisschen auf die Mischung ankommen. Entscheidend wird auch sein, wie beispielsweise Patrick Habler, bei dem es durch seinen Schichtbetrieb immer ein bisschen schwankt, und Sascha Herbst ihre Leistung abrufen können und wie es im Sturm mit Hansi Karaj und Nikola Vujicic klappen wird. Wenn sie sich weiterentwickeln, haben wir die Chance auf einen einstelligen Tabellenplatz, was ein großer Erfolg wäre, weil es die Liga in sich haben wird. Mit Waltersdorf ist ein absoluter Kracher aus der Landesliga aufgestiegen. Mit Ludwigsfelde kam eine Mannschaft aus der Oberliga runter, die vorab auch in den vorderen Bereich einzuordnen ist. Und Mannschaften wie der Frankfurter FC werden sich nicht noch einmal eine solche Saison wie im vergangenen Spieljahr leisten. Mal sehen, wie schnell sich unsere A-Junioren im Männerbereich akklimatisieren.

Mit Aufsteiger Werderaner FC haben Sie nun auch einen Gegner in unmittelbarer Nähe.

Für uns ist schön an Werder, dass es nah ist und dass die Spiele gegeneinander kleine Derbys werden. Werder hat sich in der Landesliga immerhin gegen Mannschaften wie Hennigsdorf, Oranienburg und Schwedt durchgesetzt, wenn durch das Verbandsgerichtsurteil auch ein bisschen glücklich. Werder stand am Ende oben und hat sich verstärkt – mal sehen, welche Rolle der Aufsteiger spielen kann.

Ihr Verein Babelsberg 03 geriet im Mai ins finanzielle Schlingern, die Zukunft der 1. Mannschaft stand plötzlich in Frage. Hatten Sie damals auch Angst um die Zukunft Ihres Brandenburgliga-Teams?

Der SVB ist damals auch in viele politische Diskussionen gezogen worden, und dadurch war kurzzeitig der ganze Verein in Gefahr. Und wenn ein Verein in Gefahr ist, braucht man über die zweite Mannschaft nicht mehr zu reden. Dann hätte es sie ebenso wie die Nachwuchsmannschaften nicht mehr gegeben. Das ist zum Glück nicht passiert. Jetzt scheint alles in trockenen Tüchern zu sein und alle gehen optimistisch nach vorn. Daher können auch wir unsere Arbeit in der Brandenburgliga machen.

Wird sich mit dem neuen Vereinsvorstand und dessen neuen Ideen und Vorhaben auch etwas für den SVB II ändern?

Das muss man abwarten. Im Moment läuft alles wie in den vergangenen Jahren. Wir sind ja ein Stück weit autark und organisieren uns selber.

Welche Rolle spielt dabei der Ex-Nulldreier Enrico Röver, der neben Ihnen und Sven Moritz jetzt mit an der Seitenlinie agiert?

Nachdem wir unseren Betreuer Andreas Kosian verloren hatten, mussten wir die Arbeit neu verteilen. Enrico Röver unterstützt uns in der Trainingsarbeit und bei der Organisation rings um die Mannschaft. Wir sind kein klassisches Brandenburgliga-Team wie in anderen Vereinen, wo sich fünf, sechs Leute um diese Mannschaft kümmern. Wir sind schon seit Jahren ein Stück weit auf unseren eigenen Erfindungsreichtum angewiesen, und ich kann daher meiner Mannschaft nur ein Kompliment machen für das, was sie in der Vergangenheit leistete.

Das Interview führte Michael Meyer.

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