Sport: „Wir sind gewachsen“
Wasserballer des OSC Potsdam behaupten sich in der Bundesliga und stehen vor einem richtungsweisenden Wochenende
Stand:
Herr Karstedt, die Wasserballer des OSC Potsdam stehen vor einer Doppelaufgabe. Einerseits kommt am Samstag mit dem SV Krefeld 72 der Spitzenreiter der Wasserball-Bundesliga-Aufstiegsrunde in den Luftschiffhafen. Tags darauf müssen sie abermals zu Hause gegen das Schlusslicht Freie Schwimmer Hannover antreten. Ein richtungsweisendes Wochenende, oder?
In jedem Fall. Sollten wir beide Spiele gewinnen und Krefeld in Magdeburg verlieren, hätten wir mit dem Abstiegskampf garantiert nichts mehr zu tun.
Auf dem Spiel gegen den Spitzenreiter wird dabei sicherlich das Hauptaugenmerk liegen, oder?
Ja, das sieht die gesamte Truppe so. Gegen Krefeld haben wir zuletzt vor 16 Monaten in der ersten Runde des deutschen Pokals gespielt und erst nach dem Fünfmeter- Werfen mit 14:15 verloren. Doch Krefelds Mannschaft hat sich seitdem vollkommen gewandelt. Inzwischen wird sie vom 122-fachen ungarischen Nationalspieler Gabor Bujka trainiert, und der hat neben frischem Wind auch eine Verjüngung der Mannschaft gebracht.Sehr viele Akteure aus dem eigenen Nachwuchs wurden in die Mannschaft integriert, so dass wir gespannt sein dürfen.
Und Hannover?
Gegen die Freien Schwimmer ist ein Sieg Pflicht, und dennoch dürfen wir sie nicht unterschätzen. Im Hinspiel gingen wir zwar mit 14:6 als Sieger aus dem Wasser, aber zur Pause stand es auch nur 3:3. Die Hannoveraner haben noch keinen Punkt und verloren am vergangenen Sonnabend gegen Krefeld ganz klar mit 3:20.
Der OSC Potsdam hat die Gruppenphase sehr erfolgreich abgeschlossen und macht nun als derzeit Zweiter der Aufstiegsrunde für die Playoffs eine sehr gute Figur. Das war bei einem Aufsteiger ins Oberhaus nicht unbedingt vorauszusetzen.
Nein, und damit hat auch keiner gerechnet. Aber wir sind inzwischen gewachsen und haben uns zu einem starken Team geformt ...
...das wo seine Stärken und Schwächen hat?
Unsere Stärke ist gleichzeitig leider auch unsere Schwäche. Bei uns hängt sehr viel von der Motivation, von der Arbeit mit dem Kopf ab. Unser Trainer André Laube spricht von Genie und Wahnsinn im Team. Manchmal klappt einfach alles, und an anderen Tagen fragt man sich, was los ist. Aber wir haben eben auch viele starke Individualisten im Team. Leute wie Paul Seidler im Tor, Stefan Hartkopf als Centerverteidiger, wie Tobias Lenz oder Christoph Grabbert können ein Spiel bedeutend mitentscheiden.
Sie sind jetzt 24 Jahre alt, seit 1997 dabei und haben somit die Entwicklung des Wasserballs in Potsdam bestens mitverfolgen können.
Ja, und der hat seit 1992 ja auch eine beachtliche Entwicklung genommen. Die gezielte Nachwuchsarbeit in Potsdam hat sich inzwischen herumgesprochen, wir haben einen Namen in Deutschland. Nicht zuletzt, weil wir hier auch schon mehrere Junioren-Nationalspieler hervorgebracht haben.
Ein erfolgreiches Team braucht auch gute Trainingsbedingungen.
Aber gerade da klemmt es eben sehr. Die Schwimmhalle Brauhausberg ist noch geschlossen, und im Luftschiffhafen müssen wir uns mit den Schwimmern arrangieren. Vor unseren wichtigen Ligaspielen mussten wir erst jetzt zweimal auswärts trainieren, weil sich das Personal trotz Ansprache weigerte, bei den Schwimmern die Bahnbegrenzungen von Lang- auf Kurzbahntraining umzustellen. Und wenn man sich mal überlegt, welche Erfolge die Schwimmer des Potsdamer Stützpunktes zu verzeichnen haben und wie wir Wasserballer im nationalen und internationalen Vergleich dastehen, ist die Förderung beider Sportarten schon sehr unverhältnismäßig. Das ärgert uns, zumal sich auch das Personal in der Halle oft querstellt.
Andere Vereine, beispielsweise in Spandau oder Wedding haben da bessere Bedingungen. Kann das zum Problem werden?
Das ist es bis jetzt noch nicht. Bei uns wird nichts verdient, das wissen die Spieler und ziehen auch mit. Uns schwebt aber eine engere Zusammenarbeit mit den Berlinern vor. Denn inzwischen können die ja auch von uns profitieren.
Das Gespräch führte Henner Mallwitz.
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