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Landeshauptstadt: „Wir sind nicht Netto!“

Fragen und Antworten vor hunderten Bewohnern des Bornstedter Feldes

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Bornstedter Feld - Große Resonanz: Mehrere hundert Bewohner des Bornstedter Feldes kamen am Donnerstagabend zur ersten Anwohnerversammlung in die Orangerie der Biosphäre. Der Entwicklungsträger Bornstedter Feld in der Person des Geschäftsführers Horst Müller-Zinsius und seiner Mitarbeiterin Sigrun Rabbe sowie der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) für die Potsdamer Stadtverwaltung nutzten die Veranstaltung, um die Erfolge bei der Entwicklung des ehemaligen Militärgeländes herauszustellen – und ernteten bisweilen sogar Applaus.

310 von 420 geplanten Kita-Plätzen seien geschaffen, 3700 Bäume gepflanzt und Grundschulen für 790 Kinder errichtet worden, erklärte Sigrun Rabbe. Drei Kitas würden noch entstehen, im Juni sei Baubeginn für eine von diesen. 13 Kilometer Straßen müssten ebenso noch gebaut werden wie bis 2016 eine weiterführende Schule. Und eine weitere Zahl: Bis zum Jahr 2020, dem Ende des Entwicklungsprojekts, könnten noch 2800 Wohnungen im Geschoßwohnungsbau errichtet werden. Ferner, informierte Sigrun Rabbe, seien noch 500 Einfamilienhaus-Parzellen zu haben – in der nördlichen Gartenstadt, auf dem Campus am Jungfernsee und in einem „Rote Kaserne West“ genannten Bereich, der heute noch zum Volkspark gehört und von dem sich der Entwicklungsträger hohe Einnahmen durch den Grundstücksverkauf verspricht. Dazu Müller-Zinsius: „Das Geld für die Schulneubauten muss ja irgendwo herkommen.“ Ebenfalls noch auf dem Zettel hat der Entwicklungsträger eine Tram-Strecke zum Campus am Jungfernsee, den sogenannten Nedlitzer Nordast sowie einen öffentlichen Uferweg am Jungfernsee.

In der Diskussion wurde klar, dass nicht alle Bewohner des Bornstedter Feldes mit den Einkaufsmöglichkeiten einverstanden sind. Gut aufgelegt und schlagfertig reagierte Müller-Zinsius: „Wir sind nicht Netto!“ Der Entwicklungsträger könne nicht selbst Einzelhandelseinrichtungen bauen, das gelte auch für Bäcker oder Gastronomen: „Wir können die Pferde nicht zum Saufen zwingen.“ Die entsprechenden Flächenangebote würden jedoch gemacht. Auf die Frage nach einem Ärztehaus reagierte der Entwicklungsträger-Chef in ähnlicher Weise: Investoren für ein Ärztehaus sollten sich umgehend melden. Manche wollten Müller-Zinsius nicht so leicht davonkommen lassen und berichteten von Ärzten, die sich ansiedeln wollten, aber keine Möglichkeiten bekommen hätten, das zu tun. So habe ein Kinderarzt in die leere Schlecker-Filiale in der Georg-Hermann-Allee gewollt und nicht gedurft. Müller-Zinsius versprach, dies zu prüfen.

Der Anwohner Frank Lenz erneuerte auf der Versammlung seine Kritik an einem geplanten Neubau in der ehemaligen Ruinenberg-Kaserne. Stattdessen möchte er eine Grünfläche geschaffen sehen, bislang gebe es noch keine dort. Dem entgegnete Sigrun Rabbe, den 68 Hektar großen Volkspark eingerechnet würden im Bornstedter Feld 75 Hektar Grünfläche geschaffen – „23 Hektar müssten wir nachweisen“. Klipp verwies darauf, dass der Entwicklungsträger 2020 mit einem durch die Stadtverordneten genehmigten maximalen Defizit von 7,5 Millionen Euro abschließen dürfe. „Ihr Vorschlag“, sagte Klipp zu Lenz, „würde schon 400 000 Euro kosten.“

Eine akute Problematik sprach Matthias Finken von der Bürgerinitiative Bornstedter Feld an – die nördlichen Straßenanbindungen: „Die Straßen hören auf, wo das Entwicklungsgebiet aufhört.“ Die Straße Am Vogelherd sei eine vielbefahrene Betonpiste. Da diese außerhalb des Entwicklungsgebietes liege, müsste die Straße mit Mitteln aus dem Stadthaushalt saniert werden. Dafür sieht Klipp wenig Chancen. Beim Straßenbau mache Potsdam nur Gefahrenabwehr. Müller-Zinsius schlug vor, die Straße dem Entwicklungsgebiet einzuverleiben – dann könne er durchaus etwas tun. Guido Berg

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