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Landeshauptstadt: „Wir sind von der Architektur angetan“

Potsdams Gestaltungsrat bemängelte Semmelhaack-Projekt und lobte „Perlenschnur“ am Schragen

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Innenstadt/Bornstedter Feld - Lob und Tadel auf der 16. Sitzung des Potsdamer Gestaltungsrates. Zwei große Wohnbauvorhaben waren am Donnerstagnachmittag zu bewerten, ein Vorhaben der Firma Semmelhaack am Potsdamer Hauptbahnhof und ein Projekt der Prinz von Preußen Grundbesitz AG unweit der Biosphäre im Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld.

„Wir haben es ja schon einmal miteinander versucht“, begrüßte Ratschefin Ulla Luther den Semmelhaack-Beauftragten Berko Dibowski. Das Ergebnis der ersten Begutachtung: „Wir haben die kompakte Gebäudeschlange auseinandergenommen“, erklärte Dibowski. Die Zahl der am Kreisverkehr zwischen Babelsberger und Friedrich-List-Straße entstehenden Wohnungen sei im Zuge der Umplanungen um einhundert auf 231 Einheiten gesunken. „Wir haben Ihre Kritik beherzigt“, erklärte Architekt Ulli Schneider. Das Konzept sei „lockerer und luftiger“ geworden. Entstehen sollen vor allem Zweizimmer-Wohnungen mit 50 bis 70 Quadratmetern in fünf Einzelbaukörpern. Diese sollen fünf und sechs Geschosse haben, ein Siebengeschosser am Kreisverkehr wird Schneider zufolge als „ein Höhepunkt“ ausgebildet. In den Außenanlagen sind Kinderspielflächen „noch nicht ausformuliert“, erklärte Schneiders Kollegin Ayse Aslan.

Ratsmitglied Martin Reichert sieht „durchaus eine positive Entwicklung“ – die Segmentierung der Hauseinheiten sei besser, ebenso die Grundrisse. Jedoch seien die städtebaulichen Aspekte „nicht zufriedenstellend“. Reichert: „Das Ganze wirkt sehr hoch.“ Die Höhe müsse sich am Hauptbahnhof orientieren, was nicht mehr als fünf Etagen bedeuten würde. Auch die gewählten Hausformen stellen Reichert nicht zufrieden. Es wäre besser, Semmelhaack würde sich an seinen Auenhäusern an der Babelsberger Straße orientieren. Die gezeigten Häuser seien „merkwürdige Zwitter“. Sie wirkten zu wenig städtisch; um aber Siedlungsbau zu sein, biete der Entwurf „zu wenig Luft und Sonne“. Der geplante Siebengeschosser liefere mit seiner zusätzlichen Etage „keinen städtebaulichen Akzent“. Ratschefin Ulla Luther fasste zusammen: „Wir müssen uns noch einmal zusammensetzen.“

Ein „traumhaftes Grundstück“, auf dem bei der Erstbegehung noch die Steinpilze wuchsen, haben die Architekten Annette Axthelm und Henner Rolvien für die Prinz von Preußen Grundbesitz AG zu bebauen. Zwischen der Biosphäre und der Nedlitzer Straße, nördlich des großen Schragens, sollen zwischen hundertjährigen Eichen acht Einzelhäuser mit zusammen knapp 100 Wohnungen entstehen, wie Investorvertreter Ingo Bethke sagte. „Nur zwei Bäume müssen wir opfern“, erklärte Annette Axthelm. In ihrem Vortrag verdeutlichte sie das kreative Vorgehen ihres Büros. Mehrere Ideen – diese trugen Namen wie „Baumhäuser“ oder „Waben“ – mussten verworfen werden. Dabei handelte es sich um Entwürfe, die die Augen etwa von Ulla Luther kurz aufleuchten ließen – aber das Realitätsprinzip forderte einfachere, weniger extrovertierte Formen. Heraus kamen Häuser, die aus zwei seitlich und in der Höhe voneinander verschobene Kuben bestehen. Die Häuser sind andereinander aufgefädelt wie auf „einer Perlenschnur“, so die Architektin.

Ratmitglied Mara Pinardi reagierte „sehr positiv“ auf das Gezeigte. Die Bebauung füge sich gut in die Landschaft ein, die Entwürfe seien „eine angemessene Antwort auf das Problem“. Nur wäre die Verwendung gedeckter Töne bei der Farbwahl besser, um den Kontrast zur Landschaft zu verringern. Pinardis Ratskollegin Regina Poly wünschte sich die Verwendung von Hecken zur Kaschierung parkender Autos. Aber da ein Landschaftarchitekt noch gar nicht am Zuge war, fällt das Gesamturteil positiv aus. Ulla Luther: „Wir sind von der Architektur angetan.“

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