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Auf bessere Zeiten. Die vier Ladenbesitzerinnen Carola Hartmann, Franziska Hucke, Kristina Hasenstein und Annelie Bertram (v.l.) feiern das lang ersehnte Ende der Bauarbeiten in der Charlottenstraße, wo sie ihre Geschäfte betreiben. Sie hoffen, dass der Abschnitt nun zur Flaniermeile wird.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Wir sind wieder da!“

Nach mehr als einjähriger Bauzeit ist die Charlottenstraße wieder frei. Vor allem die Ladenbesitzer litten unter der Riesenbaustelle

Von Katharina Wiechers

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Innenstadt - An manchen Tagen hat Carola Hartmann den Bauarbeitern auf der Straße vor ihrem Laden sogar Kaffee gebracht in der Hoffnung, dass es dann schneller geht. Doch der eisige und lange Winter machte den Männern zu schaffen, zeitweise mussten sie die Bauarbeiten auf der Charlottenstraße zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Luisenplatz sogar ganz einstellen. Insgesamt über ein Jahr lang haben Anwohner und Ladenbesitzer wie Carola Hartmann unter der Riesenbaustelle auf der Straße vor ihren Türen gelitten – jetzt ist es endlich vorbei.

Seit einer Woche ist die Charlottenstraße wieder frei. Anlass für die umfangreiche Sanierung war die Erneuerung der Straßenbahn-Haltestellen, die nun barrierefrei sind. Gleichzeitig sanierte der städtische Energie- und Wasserversorger EWP die Hausanschlüsse und die Hauptleitungen. Auch die Fahrbahn samt Fahrradweg und die Gehwege wurden neu gemacht. Bereits im April 2012 war damit begonnen worden, ursprünglich sollte die 750 000-Euro-Maßnahme bereits im November 2012 fertig sein. Doch nach der Öffnung der Straßendecke wurden erhebliche Schäden an den Schmutzwasserleitungen festgestellt, wie der Sanierungsträger Pro Potsdam mitteilte. Neue Leitungen wurden in den Boden gebracht, doch der frühe Wintereinbruch verhinderte, dass die Straßendecke und Gehwege wieder geschlossen werden konnten. Erst im April 2013, als die Temperaturen wieder dauerhaft über fünf Grad kletterten, wurde weitergearbeitet.

Für Autos war die Durchfahrt währenddessen ohnehin verboten, aber auch nur wenige Fußgänger verirrten sich in die aufgerissene Straße. Zum Leidwesen der Geschäftstreibenden in der Charlottenstraße: Sie berichten von deutlichen Umsatzeinbrüchen und weniger Kunden. Auch Carola Hartmann, die dort ein Küchenstudio betreibt, erging es so. Während der Bauarbeiten seien nur Kunden gekommen, die den Laden kannten oder auf Empfehlung anreisten, sagt Hartmann. Aber sie will nicht meckern. „Jetzt freuen wir uns, dass es endlich vorbei ist und schauen nach vorne.“ Dass die Blumenkübel und die braunen Röhren um die Straßenbäume verschwunden sind, findet sie gut. Auch die Schinkel-Laternen und das Bernburger Mosaikpflaster nach historischem Vorbild gefallen ihr: „Das Straßenbild ist jetzt einfach weicher, natürlicher.“

Auch ihre Nachbarin Kristina Hasenstein, die das Geschäft „Mode & Design“ betreibt, ist zufrieden. Gar von einer „Prachtstraße“ spricht sie und von einem Fußweg, der zum Bummeln einlade. Auch sie hat Umsatzeinbrüche zu verzeichnen trotz eines zusätzlichen Werbebanners am Bauzaun und Aufklebern im Schaufenster. Wenigstens sei die Straßenbahn noch gefahren, sodass von dort potenzielle Kunden in ihr Geschäft schauen konnten, sagt sie. Jetzt hofft auch sie auf mehr Laufkundschaft, die zu ihrem Geschäft kommt, „ohne über den Graben zu springen“.

Bei all der Erleichterung und Freude über die neue Straße gibt es für die Frauen auch ein paar Wermutstropfen. So vermissen sie Mülleimer und ausreichend Parkplätze, während es überdurchschnittlich viele Radständer gibt. Diese würden abends offenbar als Sitzgelegenheit genutzt, sagt Hasenstein, die am Morgen die Bierflaschen einsammelt. Auch die Baumscheiben findet sie wenig gelungen. Täglich muss sie drumherum kehren, weil Hunde die losen Torfstücke über den Gehweg verteilen. Und die Laternen seien zwar schön, machten aber kaum Licht.

Doch für die Ladenbesitzerinnen sind das alles Kleinigkeiten. Sie wollen jetzt das Geschäft wieder ankurbeln und neue Kunden gewinnen. Die vier Frauen, die die Geschäfte zwischen der Friedrich-Ebert- und der Jägerstraße betreiben, haben sich dafür zusammengetan und am gestrigen Donnerstag ein Fest organisiert. „Charlotte feiert das Baustellenende“, hieß es und sollte laut Hasenstein vor allem eines zeigen: „Wir sind wieder da!“

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